Das Jahr der Abrüstung

Der Jahrgang 1987 der „Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland“ ist erschienen: In 381 erstmals veröffentlichten Dokumenten zeichnet das Institut für Zeitgeschichte darin die außenpolitischen Meilensteine des Jahres 1987 nach. Vor allem der INF-Abrüstungsvertrag, mit dem die USA und die Sowjetunion die Abschaffung ihres kompletten Arsenals an landgestützten nuklearen Mittelstreckenraketen besiegelten, gilt als historische Zäsur des Ost-West-Konflikts.

Mit den zwei Jahresbänden 1987 feiert die Aktenedition ein kleines Jubiläum: Zum mittlerweile fünfundzwanzigsten Mal wird darin eine Sammlung von Dokumenten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts unmittelbar nach Ablauf der 30-jährigen Aktensperrfrist veröffentlicht. Im Auftrag des Außenministeriums, aber in völliger wissenschaftlicher Unabhängigkeit bringt die Edition dabei vielfach Quellen ans Tageslicht, die bis dahin als Verschlusssache eingestuft waren. In Ergänzung werden auch Schriftstücke des Bundeskanzleramts hinzugezogen. Für den vorliegenden Band konnten die Bearbeiter aus dem IfZ zudem auf Unterlagen des 2017 verstorbenen Altkanzlers Helmut Kohl zurückgreifen.

Aus den außenpolitischen Ereignissen des Jahres 1987 ragt insbesondere der Abschluss des INF-Vertrags vom 8. Dezember hervor. Der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow und US-Präsident Ronald Reagan beschlossen darin die so genannte „doppelte Null-Lösung“: Alle in Europa stationierten landgestützten amerikanischen und sowjetischen nuklearen Mittelstreckenraketen sollten demnach innerhalb von drei Jahren abgebaut und vernichtet werden. Erstmals wurde damit eine ganze Waffenkategorie abgeschafft – jene Pershings und SS 20-Raketen, um die im Zuge des NATO-Doppelbeschlusses gerade in der Bundesrepublik heftig gestritten worden war. Zur Annäherung zwischen Ost und West zählten 1987 auch die historischen Besuche von Bundespräsident Richard von Weizsäcker in Moskau und von SED-Generalsekretär Honecker in Bonn.

Weitere Ereignisse aus den gut 2.100 Seiten der Aktenedition betreffen den „Kreml-Flieger“ Mathias Rust, der mit seinem Sportflugzeug auf dem Roten Platz in Moskau landete, den Prozess gegen den NS-Verbrecher Klaus Barbie in Lyon, das Vorgehen gegenüber der „Colonia Dignidad" in Chile sowie die Entführung der deutschen Staatsbürger Rudolf Cordes und Alfred Schmidt im Libanon.

 

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