Seit Jahrzehnten ist in der historischen und kirchenhistorischen Forschung bekannt, dass Erzbischof Faulhaber den Nationalsozialismus als „mit der christlichen Weltanschauung nicht in Einklang zu bringen“ bezeichnete und ihn eine „Häresie“ nannte. Der Inhalt seiner Tagebücher aus den Jahren 1930 bis 1932 untermauert diesen Befund. Obwohl er ein starkes Anwachsen der extremen Rechten bei den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 befürchtet hatte, überraschte ihn doch das Ausmaß des Erfolgs der NSDAP, die landesweit einen Stimmenanteil von 18,3 % der Wählerstimmen erhielt und in Bayern mit 17,9 % nur leicht unter dem reichsweiten Durchschnitt lag. Die Erzdiözese reagierte mit einer Aufklärungskampagne. Am 10. November 1930 notierte Faulhaber zufrieden: „Abends zehn große Versammlungen ‚Unsere Weltanschauung im Kampf der Geister‘ gegen den Nationalsozialismus. Alle gut besucht und voll Begeisterung.“ Eine Absolution von Mitläufern lehnte er ab. Für Verhandlungen mit den Nationalsozialisten sah der Oberhirte keinen Spielraum.
Auch die KPD hatte bei den Reichstagswahlen einen – vergleichsweise moderaten – Stimmenzuwachs erzielt. Weiterhin betrachtete der Kardinal den Kommunismus aber als erstrangige Bedrohung für den Katholizismus und die gesamte Gesellschaft. Angesichts der radikal christentums- und kirchenfeindlichen Politik der Bolschewiki seit 1918 in Russland (ab 1922 in der Sowjetunion) und der Informationen, die er über die dortigen „Greuel“ erhielt, war dies wenig erstaunlich. Mit Predigten und Protestveranstaltungen traten Faulhaber und der Klerus dem Bolschewismus entgegen. Immer wieder stand der Erzbischof unter Polizeischutz, weil ihn sogar Morddrohungen erreichten.
Die politische Entwicklung bis in das Jahr 1932 hinein stimmte Faulhaber düster, er bereitete sich auf „die Nazi-Revolution“ vor und prophezeite, dass „die Gewalt, der Terror kommen“ werde. Als Faulhaber von den Gerüchten erfuhr, dass der bayerische Kronprinz Rupprecht „als König sterben“ wolle, notierte er: „Und jetzt mit dem Naziputsch zugleich monarchistischer Putsch zu fürchten“ (Tagebucheintrag vom 11. April 1932). Besuchern, die in einer monarchischen Restauration eine reale Alternative zu den politischen Zuständen erblicken wollten, bescheinigte Faulhaber, „Illusionen“ anzuhängen. Enttäuscht hatte er sich bereits von der BVP abgewandt, sie gar als „Schlafwagengesellschaft“ verspottet. An den Reichstagswahlen vom 6. November 1932 nahm er nicht teil.