Ein Jahr der Abrüstung

Jahrgang 1987 der Auswärtigen Akten jetzt im Open Access

Die deutschen Akten zur Auswärtigen Politik aus dem Jahr 1987 sind jetzt frei im Open Access zugänglich. 381 Dokumente, ediert vom IfZ, bieten spannende Einblicke in ein "Jahr der Abrüstung". Vor allem der INF-Abrüstungsvertrag, mit dem die USA und die Sowjetunion die Abschaffung ihres kompletten Arsenals an landgestützten nuklearen Mittelstreckenraketen besiegelten, gilt als historische Zäsur des Ost-West-Konflikts.

Seit 1993 legt das Institut für Zeitgeschichte unmittelbar nach Ablauf der international üblichen dreißigjährigen Aktensperrfrist einen Jahrgang mit ausgewählten, oftmals auch geheimen Dokumenten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts vor. Jeweils vier Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung werden die Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD) im gebührenfreien Open Access zur Verfügung gestellt. Bislang sind die AAPD-Bände 1949-1953 sowie 1962-1987 kostenlos zu lesen und zu recherchieren.

Aus den außenpolitischen Ereignissen des Jahres 1987 ragt insbesondere der Abschluss des INF-Vertrags vom 8. Dezember hervor. Der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow und US-Präsident Ronald Reagan beschlossen darin die so genannte „doppelte Null-Lösung“: Alle in Europa stationierten landgestützten amerikanischen und sowjetischen nuklearen Mittelstreckenraketen sollten demnach innerhalb von drei Jahren abgebaut und vernichtet werden. Erstmals wurde damit eine ganze Waffenkategorie abgeschafft – jene Pershings und SS 20-Raketen, um die im Zuge des NATO-Doppelbeschlusses gerade in der Bundesrepublik heftig gestritten worden war. Zur Annäherung zwischen Ost und West zählten 1987 auch die historischen Besuche von Bundespräsident Richard von Weizsäcker in Moskau und von SED-Generalsekretär Honecker in Bonn.

Vom Kreml-Flieger Rust bis zur Colonia Dignidad

Weitere Ereignisse aus den gut 2.100 Seiten der Aktenedition betreffen den „Kreml-Flieger“ Mathias Rust, der mit seinem Sportflugzeug auf dem Roten Platz in Moskau landete, den Prozess gegen den NS-Verbrecher Klaus Barbie in Lyon, das Vorgehen gegenüber der „Colonia Dignidad" in Chile sowie die Entführung der deutschen Staatsbürger Rudolf Cordes und Alfred Schmidt im Libanon.

Für Band 1987 konnten die Bearbeiter aus dem IfZ zusätzlich zu den Akten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes auch auf Unterlagen des 2017 verstorbenen Altkanzlers Helmut Kohl zurückgreifen.