„Der Feind steht rechts“

Am 24. Juni 1922 wurde Reichsaußenminister Walther Rathenau in seinem offenen Wagen auf dem Weg ins Auswärtige Amt mit einer Maschinenpistole erschossen. Die Mörder gehörten zur rechtsextremen Organisation Consul, die schon mehrere Attentate auf führende Repräsen­tanten der Weimarer Republik verübt hatte. Der Außenminister war ihnen besonders verhasst, weil er als Architekt der sogenannten Erfüllungspolitik galt – und weil er jüdischen Glaubens war. Dass er zwischen 1914 und 1918 eine wichtige Rolle bei der Organisation der deutschen Kriegswirtschaft gespielt und dem Deutschen Reich durch den Abschluss des Vertrags von Ra­pallo mit Sowjetrussland am 14. April 1922 einen außenpolitischen Prestigeerfolg verschafft hatte, fiel demgegenüber nicht ins Gewicht. Die noch ungefestigte Demokratie versuchte, sich mit einem im Juli als direkte Reaktion auf den Mord verabschiedeten „Gesetz zum Schutze der Republik“ zu wehren, und auch die Täter wurden verurteilt. Das Ausmaß der rechtsextremen Verschwörung hinter dem Attentat wurde freilich nicht aufgedeckt, und so blieb die Ermordung Rathenaus ein Menetekel für die anhaltende Bedrohung der verfassungsmäßigen Ordnung. Wer mehr darüber erfahren möchte, wird im offenen Heftarchiv der Vierteljahrshefte für Zeitge­schichte und in der Schriftenreihe der VfZ fündig:



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