Nach mehr als vier Jahren endete im Februar 2025 die dritte Projektphase der European Holocaust Research Infrastructure (EHRI-3), an der das Zentrum für Holocaust-Studien maßgeblich beteiligt war. Die Arbeit des EU-geförderten Konsortiums bestehend aus führenden Institutionen aus Europa, Israel und den USA auf dem Gebiet der Holocaustforschung, -dokumentation und –vermittlung konzentrierte sich auf die Vernetzung von weltweit-verstreuten Archivbeständen und Forschungsdaten sowie die Stärkung transnationaler Wissenstransfers. Das Institut für Zeitgeschichte ist seit 2010, seit 2013 vertreten durch das Zentrum für Holocaust-Studien, Teil des Netzwerks.
In EHRI-3 war das Zentrum an verschiedenen Arbeitsbereichen beteiligt und primär verantwortlich für die Koordination transnationaler Fortbildungsangebote. In diesem Zusammenhang kamen neun EHRI-Seminare in neun europäischen Städten zustande, in denen das Zentrum seine Partner bei der Organisation und Durchführung der Kurse unterstützte. Insgesamt nahmen an der Veranstaltungsreihe 106 Personen teil. Teil der heterogenen Zielgruppe waren insbesondere Forscherinnen und Forscher, Promovierende, Dozierende sowie Pädagoginnen und Pädagogen.
Ebenso koordinierte das Zentrum gemeinsam mit den EHRI-Partnern die Entwicklung von zwei Online-Kursen: Der Massive Open Online Course (MOOC) „The Holocaust through the Perspective of Primary Sources“ wurde gemeinsam mit Yad Vashem entwickelt. Der interaktive Videokurs untersucht Tagebücher, Fotografien, offizielle NS-Dokumente und Aussagen von Überlebenden aus der Nachkriegszeit und präsentiert sie im Kontext der Holocaustforschung. Der zweite Online-Kurs “Aligning Holocaust data with Open Research and FAIR data principles” wurde federführend von DANS (Data Archiving and Networked Services) konzipiert. Der Kurs bietet eine Einführung in das Management von Forschungsdaten, Datenmanagementplänen, FAIRen-Daten und Open Research.
Im Rahmen von EHRI-3 war das Zentrum auch an der Arbeit am EHRI-Portal, das den Zugang zu Metadaten zu holocaustbezogenen Archivmaterialien ermöglicht, beteiligt. Das Zentrum koordinierte die Integration von Bestandsbeschreibungen deutscher Institutionen ins Portal und kuratierte bereits bestehende Metadaten.
Ebenso beteiligte sich das Zentrum am Aufbau des Geospatial Repository sowie einer Online-Edition mit dem Titel 'Diplomatic Reports'. Diese Edition hebt hervor, wie diplomatisches Personal über die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden während des Zweiten Weltkriegs berichtete. Darüber hinaus betreute das Zentrum im Rahmen des EHRI-Conny Kristel Fellowship Programms insgesamt zehn Forscherinnen und Forscher, die einen Teil ihres Fellowships am IfZ verbrachten.
Auch künftig wird sich das Zentrum aktiv und federführend an EHRI beteiligen. Ende Januar 2025 wurde EHRI als European Research Infrastructure Consortium (ERIC) etabliert und verstetigt. Aktuell werden die Vorarbeiten für das nationale Forschungskonsortium EHRI-DE fortgesetzt, welches am Zentrum koordiniert werden soll. Ein entsprechender Projektantrag wurde am Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingereicht.
Verantwortlich für EHRI-3 waren am Zentrum für Holocaust-Studien Anna Ullrich, Johannes Meerwald und Florine Miez.