Gefördert und unterstützt durch das Bayerische Staatsministerium der Justiz hat das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin den Umgang insbesondere des bayerischen Justizministeriums mit seiner NS-Vergangenheit nach 1945 untersucht. Das Ergebnis der Studie der Autorin Dr. Ana Lena Werner ist unter dem Titel "Landesjustiz und NS-Vergangenheit – Justizbilder und Verwaltungspraxis im bayerischen Justizministerium in der Nachkriegszeit" kürzlich erschienen und im Münchner Justizpalast im Beisein von Bayerns Justizminister Georg Eisenreich vorgestellt worden.
In seinem Grußwort erläuterte IfZ-Direktor Prof. Dr. Andreas Wirsching die Erkenntnisse der jüngsten Behördenforschung: "Die neuere Behördenforschung hat gezeigt, wie wenig Gewicht die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit für das Selbstverständnis der damaligen demokratischen Ministerialbeamten hatte – nicht nur in München, sondern auch in Bonn. Es war ein langer Prozess, bis die schmerzhafte Auseinandersetzung mit individueller und institutioneller Mitverantwortung für die NS-Staatsverbrechen Teil der demokratischen Kultur wurde."
Auch im bayerischen Justizministerium arbeiteten in der Nachkriegszeit viele Juristen, die schon in der NS-Justiz tätig gewesen waren. Nach 1945 dominierte das Bild des Wiederaufbaus, das an eine vermeintlich unbeschädigte Tradition bayerischer Justiz aus der Weimarer Epoche anknüpfte. Die Studie von Ana Lena Werner stellt Selbst- und Fremdbilder der bayerischen Justizelite und deren Wechselwirkung mit der Verwaltungspraxis ins Zentrum. Insbesondere hat die Autorin die Bereiche Außendarstellung und Ansehen, Personalaktenführung und Entnazifizierung analysiert.
Die Ergebnisse ihrer Studie hat die Autorin im Gespräch mit Dr. Jan Ruhkopf (Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus) präsentiert und dabei deren Bedeutung für die vielbesprochene These eines „Versagens der Justiz“ im Umgang mit der NS-Vergangenheit sowie mit Blick auf die Verwaltungskontinuität im 20. Jahrhundert diskutiert.
“Landesjustiz und NS-Vergangenheit. Justizbilder und Verwaltungspraxis im bayerischen Justizministerium in der Nachkriegszeit” von Ana Lena Werner ist bei De Gruyter erschienen.