Preisverdächtiges Projekt

„Die Quellen sprechen“ wurde für den Grimme Online Award nominiert

Das gemeinsame Audioprojekt von Bayerischem Rundfunk und Institut für Zeitgeschichte macht die Geschichte greifbar: Schauspielerinnen und Schauspieler, aber auch Überlebende lesen Dokumente von Opfern, Tätern und Beobachtern der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden in der NS-Zeit. „Die Quellen sprechen“ erhielt 2016 bereits den Deutschen Hörbuchpreis – jetzt wurde die Web-Edition für den Grimme Online Award nominiert.

„Die Quellen sprechen“ ist ein einzigartiges Projekt: Viele Dokumente der Judenverfolgung werden damit einem breiteren Publikum erstmals zugänglich gemacht, von den antisemitischen Aktionen in Deutschland nach der nationalsozialistischen Machtergreifung bis zum Holocaust. Die Höredition ging 2013 erstmals auf Sendung und lief bis 2017 in mehreren räumlich und zeitlich gegliederten Staffeln auf Bayern 2 Radio. Das innovative Vermittlungsformat basiert auf der Quellenedition „Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945“, die das IfZ gemeinsam mit der Universität Freiburg und dem Bundesarchiv erarbeitet. Historikerinnen und Historiker des IfZ begleiteten das Hörprojekt außerdem mit ergänzenden Interviews im Format „Diskurs“. „Schon die Nominierung der Höredition ist eine tolle Auszeichnung – auch für die Edition ‚Judenverfolgung 1933–1945‘, aus der die Quellen entnommen sind“, sagt Susanne Heim, die Leiterin des Editionsprojekts, „aber das Hauptverdienst an der Höredition gebührt der Redaktion Hörfunk und Medienkunst des Bayerischen Rundfunks, mit der es in den letzten Jahren eine sehr engagierte und anregende Zusammenarbeit gab.“

Gelesen wurden die Originaltexte, darunter Briefe, Tagebucheintragungen, Verordnungen, Befehle und Zeitungsberichte, von Schauspielerinnen und Schauspielern wie Matthias Brandt, Bibiana Beglau und Wiebke Puls, außerdem von Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust. Ein wichtiges Ziel der Höredition ist, die letzte Möglichkeit zu nutzen, mündliche Überlieferungen von Holocaust-Überlebenden aufzuzeichnen. So geben unter anderem Anita Lasker-Wallfisch und der mittlerweile verstorbene Max Mannheimer Opfern ihre Stimme und berichten von ihren eigenen Erfahrungen. „Über die Höredition haben die Dokumente, die in der Edition gedruckt vorliegen, ein sehr viel breiteres Publikum erreicht. Die Rückmeldungen sind überaus positiv. Vor allem aber hat der BR mit den Zeitzeugeninterviews selbst wichtige Dokumente geschaffen. Viele der Interviewten erzählen die Geschichte ihres Überlebens zum ersten Mal“, berichtet Susanne Heim. Die im Hörverlag veröffentlichte, 14 CDs umfassende Hörbuch-Edition wurde 2016 mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet – die Jury bezeichnete das Projekt als Mahnmal, das die Geschichte in Gestalt derer nahebringe, die sie selbst erlebt haben.

Ein digitaler Verbreitungsweg bietet Möglichkeiten, die besonders für eine jüngere Zielgruppe interessant sind: Die gelesenen Originaldokumente werden auf der dauerhaft zugänglichen Webseite die-quellen-sprechen.de durch Kurzbiografien, Manuskripte und vertiefende Recherchemöglichkeiten erweitert – sie ist ein wachsendes Archiv für Quellenmaterial, Zeitzeugengespräche und Hintergrundinformationen. Zusatzinformationen wie Landkarten oder Personenangaben helfen außerdem dabei, die vielfachen Perspektivwechsel einzuordnen. Diese Homepage ist nun für den Grimme Online Award 2020 nominiert worden – Informationen zum  prominenten Mitbewerberfeld und Ihren Möglichkeiten zum Onlinevoting über den Publikumspreis bis zum 14. Juni 2020 finden Sie auf der Seite des Grimme Online Awards.



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