Deutschland und die Sowjetunion 1933 - 1941

Der deutsch-sowjetische Krieg war entscheidend für den Ausgang des Zweiten Weltkriegs. Er forderte höchsten Blutzoll, vor allem bei sowjetischen Zivilisten, die Opfer nationalsozialistischer Massenverbrechen wurden. Schon lange vor dem deutschen Überfall am 22. Juni 1941 hatte Hitler die Eroberung von „Lebensraum“ im Osten propagiert. War der Krieg gegen die UdSSR programmiert, als er 1933 Reichskanzler wurde und sich zum Diktator aufschwang?


Aufschlüsse zu dieser Frage in einer noch nie da gewesenen Quellenfülle bietet die neue, auf vier Bände angelegte Edition „Deutschland und die Sowjetunion 1933–1941“, die das Institut für Zeitgeschichte unter Moderation von Jürgen Zarusky mit einer Podiumsdiskussion vorgestellt hat.


Ermöglicht wird diese Edition von der Deutsch-russischen Historikerkommission, deren deutscher Ko-Vorsitzender Horst Möller in das ambitionierte Gemeinschaftsprojekt einführte. Die Idee dazu, so schilderte Herausgeber Sergej Slutsch die Entstehungsgeschichte, sei 1996 bei einem deutsch-russischen Historikertreffen am Rande einer Tagung der Mühlheimer Initiative für deutsch-russische Versöhnung und Verständigung in Moskau entstanden.


Herausgekommen sei nun, so die Projektbetreuerin Bianka Pietrow-Ennker, eine Quellenedition, die aufgrund der Vielfalt und Breite des Materials bedeutsame Anstöße zur Erforschung der deutsch-sowjetischen Beziehungen jenseits von mythischer Vergangenheitsverklärung geben könne. Dazu haben die Herausgeber Slutsch und seine deutsche Kollegin Carola Tischler nicht nur diplomatische Akten herangezogen, sondern auch eine Fülle von Dokumenten aus den Bereichen Wirtschaft, Militär oder Kultur aus deutschen und russichen Archiven einbezogen.  


Tischler verwies auf den geradezu monografischen Charakter des Editionsbandes, durch den sich der individuelle Gedankenaustausch und Meinungsbildungsprozess deutscher und russischer Diplomaten rekonstruieren lasse. Die Quellen zeigten, so Slutsch, dass die deutschen Diplomaten die tiefe Zäsur nach 1933 zunächst nicht erwartet hatten und erst allmählich realisierten, wie dramatisch sich die deutsch-sowjetischen Beziehungen unter den neuen Machthabern veränderten.


In der sich anschließenden und äußerst regen Diskussion mit dem Publikum wurde u.a. nach der Bedeutung von Hitlers „Mein Kampf“ sowie nach den Auswirkungen des Antisemitismus des NS-Regimes in Bezug auf die deutsch-russischen Beziehungen gefragt.



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