Sommersemester 2007

Hauptseminar: Totaler Krieg, totale Verbrechen? Kriegführung gegen die Zivilbevölkerung vom Amerikanischen Sezessionskrieg bis Hiroshima, 1861-1945.

Johannes Hürter

 

Zeit: Freitags 14.00-18.00 Uhr
Termine: 20.4., 4.5., 25.5., 15.6., 29.6., 13.7., 20.7.
Beginn: 20. April 2007
Ort: Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, P 201

Inhalt:
Die industriellen und sozialen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts veränderten auch den Charakter der militärischen Auseinandersetzungen. Die allmähliche „Totalisierung“ der Kriegführung, die Tendenz zum Einsatz aller eigenen gegen alle gegnerischen Ressourcen verwischte die Unterschiede zwischen Kombattanten und unbeteiligten Zivilisten. Von der systematischen Verwüstung ganzer Landstriche im Amerikanischen Bürgerkrieg bis zu den Flächenbombardements des Zweiten Weltkriegs waren gezielte Aktionen gegen die Zivilbevölkerung ein Signum des „Zeitalters des Totalen Krieges“, das mit dem Abwurf der Atombombe seinen Höhe- und Endpunkt erreichte.

Im Seminar soll anhand von Fallbeispielen diskutiert werden, welche Faktoren die globale Entwicklung zu einer entgrenzten Kriegführung und zu „kriegsbedingten“ Massenverbrechen an Zivilisten bestimmten. Dabei sind nicht nur die Kriege zwischen den Industrienationen, sondern auch die Kolonialkriege in Afrika und Asien in Blick zu nehmen, da hier manche Praktiken des Totalen Krieges gegen die Bevölkerung zuerst erprobt wurden. Außerdem sollen die völkerrechtlichen Einhegungsversuche (Haager und Genfer Konferenzen) sowie die fachlichen und publizistischen Debatten über den „Krieg der Zukunft“ behandelt werden.

Literatur:

  • Stig Förster, Das Zeitalter des totalen Krieges, 1861-1945. Konzeptionelle Überlegungen für einen historischen Strukturvergleich, in: Mittelweg 36, Jg. 8 (1999), H. 6, S. 12-48;
  • Herfried Münkler, Die neuen Kriege, Hamburg 2002;
  • Johannes Hürter, Totaler Krieg und Massenvernichtung, in: Oldenbourg Geschichte Lehrbuch Neueste Zeit, hrsg. v. Andreas Wirsching, München 2006, S. 117-132.

Hauptseminar: Die Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90.

Horst Möller

Zeit: Montags, 2 stündig, 14 - 16 Uhr
Beginn: 16. April 2007
Ort: Institut für Zeitgeschichte, Leonrodstraße 46b, 80636 München

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Lehrveranstaltung soll auf den politikgeschichtlichen Aspekten der Wiedervereinigung liegen: Wie sah die Vorgeschichte in der Bundesrepublik und der DDR sowie im Bereich der internationalen Beziehungen aus? Welche kurzfristigen Entwicklungen und Ereignisse beeinflussten den Verlauf der Wiedervereinigung? Schließlich soll auf die Probleme und Folgen der Wiedervereinigung eingegangen werden. Darüber hinaus werden in dem Hauptseminar auch die wirtschaftlichen Zusammenhänge und der im weiteren Sinne sozial- und kulturgeschichtliche Bereich mit einbezogen.

Anmeldung: telefonisch unter der Nr. 089/126880.

Literatur:

  • Jäger, Wolfgang: Die Überwindung der Teilung. Der innerdeutsche Prozeß der Vereinigung 1989/90, Stuttgart 1998
  • Küsters, Hanns Jürgen (Bearb.): Deutsche Einheit. Sonderedition aus den Akten des Bundeskanzleramtes 1989/90, München 1998

Übung: Raum und Zeit: Geographie und Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert.

Thomas Raithel

 

Zeit: Dienstags, 10-12 Uhr
Beginn: 17. April 2007
Ort: Institut für Zeitgeschichte, Leonrodstr. 46b

Inhalt:
Die Übung wird sich mit den vielfältigen Beziehungen zwischen der Geographie und der Geschichtswissenschaft seit dem frühen 19. Jahrhundert beschäftigen. Dabei wird es zum einen um wissenschaftsgeschichtliche Aspekte gehen, etwa im Hinblick auf die Entwicklung der Historischen Geographie, der Geopolitik und der „Géohistoire“ oder des in jüngster Zeit vielfach propagierten „spatial turn“ in der Geschichtswissenschaft. Zum anderen werden aber auch theoretische Aspekte zweier Wissenschaften zu behandeln sein, denen sich jeweils eine besondere Aufgabe der Synthese und der Integration ganz unterschiedlicher Forschungsfelder stellt. Im Laufe der Übung soll ein möglichst breites Spektrum an Texten gelesen, referiert und diskutiert werden. Zudem ist geplant, in Form von „Blockseminaren“ ein bis zwei kleinere Exkursionen zur Erkundung von historisch geprägten Stadt- und Landschaftsräumen durchzuführen. Geographische und wissenschaftsgeschichtliche Vorkenntnisse sind für eine Teilnahme an der Übung nicht erforderlich.

Anmeldung bitte per E-Mail an: raithel[at]ifz-muenchen.de

Einführende Literatur:

  • Karl Schlögel, Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik, München 2003 (Taschenbuchausgabe Frankfurt/M. 2006)

Übung: Zwischen Bündnis und Besatzung. Krieg und Bürgerkrieg in Italien 1943-1945.

Thomas Schlemmer

 

Zeit: Freitags 9-11 Uhr, 2-stündig
Beginn: 20.04.2007
Ende: 20.07.2007
Ort: Amalienstr. 52, A 401

Im Sommer 1943 zerbrach mit dem Sturz Benito Mussolinis und dem Waffenstillstand zwischen dem Königreich Italien und den Alliierten die seit 1936 bestehende „Achse“ Rom – Berlin. Italien wurde daraufhin größtenteils von deutschen Verbänden besetzt und war bis April 1945 Schauplatz von drei sich überlagernden Konflikten: den Kämpfen zwischen den deutschen und den alliierten Streitkräften, den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den deutschen Besatzungstruppen und der italienischen Resistenza, einer Aufstands- und Befreiungsbewegung aller antifaschistischen Gruppierungen, die von deutschen Truppen brutal bekämpft wurde, und schließlich den Kämpfen zwischen den Anhängern und Gegnern Mussolinis auf italienischer Seite, die phasenweise Züge eines Bürgerkriegs annahmen. Das Land war gespalten in das sogenannte Königreich des Südens, das dem Deutschen Reich im Oktober 1943 den Krieg erklärt hatte, und die von Deutschland abhängige Repubblica Sociale Italiana mit Mussolini an der Spitze. Die Übung wird sich dem Verlauf und der Interdependenz dieser Konflikte widmen, die Strukturen der von Ausbeutung und Gewalt geprägten deutschen Besatzungspolitik herausarbeiten, die politischen und militärischen Aktionen der Resistenza betrachten und das Verhältnis des NS-Staates zur Republik von Salò „zwischen Bündnis und Besatzung“ thematisieren. Zudem wird nach Abrechnung mit dem Faschismus und der politisch-historiographischen Deutung dieser Jahre zu fragen sein, die für das Selbstverständnis Italiens noch heute von zentraler Bedeutung ist.

Rückfragen und Anmeldung
per e-mail unter der Adresse schlemmer[at]ifz-muenchen.de

Literaturhinweise:

  • Deakin, Frederick W.: Die brutale Freundschaft. Hitler, Mussolini und der Untergang des italienischen Faschismus, Zürich 1962.
  • Klinkhammer, Lutz: Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943-1945, Tübingen 1993.
  • Schreiber, Gerhard: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung, München 1996.
  • Wedekind, Michael: Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Norditalien 1943-1943. Die Operationszonen "Alpenvorland" und "Adriatisches Küstenland", München 2003.

Hauptseminar II: Die Erfindung des Terrorismus. Revolutionärer Terror in Rußland und seine Wirkungen 1866-1924.

Michael Schwartz

 

Blockseminar Michael Schwartz

Vorbesprechung: 23.4.2007, 11.00-13.00 Uhr Institut für vergleichende Städtegeschichte
Blocktermin: 5. und 7. Juli jeweils 10-18 Uhr

Terrorismus ist der Versuch einer gegen eine Staatsform oder Gesellschaftsordnung opponierenden Gruppe, einen eigentlich stärkeren Gegner als schwach und verwundbar bloßzustellen. Ziel des Terrorismus ist daher nicht nur die Ermordung bestimmter als Feinde definierter Personen (Staatsoberhäupter, Minister, Beamte), sondern die mittels solcher Morde bewirkte Einschüchterung der Anhänger des bekämpften "Systems" und zugleich die Ermutigung der Sympathisanten innerhalb der Gesellschaft. Terrorismus ist daher gzeielte öffentliche Kommunikation durch (symbolische) Gewalt. Der öffentliche Diskurs über Terrorismus wird jedoch gleichermaßen durch die polizeilichen und kommunikativen Reaktionen des Staates und die kommunikative Haltung diverser gesellschaftlicher Gruppen bestimmt. Dieses kommunikative "Dreieck" aus Terroristen, Staatsapparat und Gesellschaft soll am Beispiel des zaristischen Rußland zwischen 1866 und 1917, ergänzt um Fortbestand und Wandel dieses "Dreiecks" nach der Revolution von 1917, untersucht werden, wo sich der Konflikt zwischen Terrorismus und Staat seinerzeit am intensivsten und langwierigsten entwickelte. Anhand dieses vielschichtigen Fallbeispiel will das Seminar zum historischen Tiefenverständnis der aktuellen Formen des internationalen Terrorismus beitragen.

Einführende Literatur:


  • Peter Waldmann, Terrorismus. Provokation der Macht, München 1998;
  • Jean Longuet / Georgi Silber, Die Bombe tötete den Grossfürsten auf der Stelle. Terroristen und Geheimpolizei im alten Russland, Berlin 1995.

Hauptseminar [Blockseminar]: "Vom Krimkrieg zur Reichseinigung (1853-1871): Die Krise des europäischen Staatensystems"

Hermann Wentker


Termine:

  • 10.04.2007, 10.15-11.45 Uhr, Dresdner Bank, R-RE 11 (Dittrichring 5-7)
  • 14.06.2007, 12.30-18.00 Uhr, Dresdner Bank, R-RE 11 (Dittrichring 5-7)
  • 15.06.2007, 09.30-18.00 Uhr , Dresdner Bank, R-RE 11 (Dittrichring 5-7)
  • 16.06.2007, 09.00-11.45 Uhr, Städt. Kaufhaus, R 0206

Ort: Universität Leipzig, Beethovenstr. 15

Der Krimkrieg (1853-1856) gilt als entscheidende Zäsur in der Geschichte des europäischen Staatensystems im 19. Jahrhundert. Danach ergaben sich bis dahin ungeahnte Möglichkeiten zur „Revolutionierung“ des Staatensystems, wie sie etwa an den Vorhaben Napoleons III., den italienischen und den deutschen Einigungskriegen sichtbar werden. In dem Hauptseminar soll den Ursachen für diese Wende der internationalen Politik ebenso nachgegangen werden wie deren Auswirkungen.

Ausreichende Englisch- und Französischkenntnisse sind zur Lektüre der einschlägigen Quellen und Literatur unabdingbar.

Literatur:

  • Winfried Baumgart, Europäisches Konzert und nationale Bewegung . Internationale Beziehungen 1830-1878, Paderborn 1999
  • Klaus Hildebrand, No intervention. Die Pax Britannica und Preußen 1865/66 –1869/70, München 1997


Einschreibemodalitäten:

Die Einschreibung findet am 26.03.2007 um 8.30 Uhr im GWZ 4.216 statt.
Die Übernahme eines Referatsthemas ist Pflicht.


Maximale Teilnehmerzahl: 35


Geöffnet für Seniorenstudium: nein



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