Die letzten Tage der DDR: Zeitgeschichte auf der Theaterbühne

Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Institut für  Zeitgeschichte und Kulturreferat starten Theaterprojekt zum Mauerfall

 

München (29.10.2014). Zum 25. Jahrestag des Mauerfalls warten die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, das Institut für Zeitgeschichte und das Kulturreferat der Landeshauptstadt München mit einem innovativen Theaterprojekt auf: In der Black Box des Münchner Kulturzentrums Gasteig präsentieren sie ein Gastspiel der Berliner Gruppe "theater 89", die Original-Tonbandmitschnitte aus den letzten turbulenten Sitzungen des Zentralkomitees der SED zu einem tragikomischen Spiel über Realitätsferne und Machtblindheit verdichtet hat.

Gespielt wird "Das Ende der SED. Die letzten Tage des Zentralkomitees" am Mittwoch, 12. November ab 19 Uhr in einer öffentlichen Abendvorstellung und am Donnerstag, 13. November um 10 Uhr in einer eigenen Schüleraufführung. Eingerahmt werden die Vorstellungen durch eine Gesprächsrunde mit Martin Gutzeit, einem Zeitzeugen der Wende, der heute Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen in Berlin ist und Andreas Malycha, Historiker beim Institut für Zeitgeschichte und Experte für die Geschichte der SED, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands.

 

Die historischen Ereignisse von 1989 für ein breites Publikum

"Wir wollen mit diesem Theaterprojekt die historischen Ereignisse von 1989 auch außerhalb von Berlin für ein breites Publikum aufbereiten", erklärt Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte den Anlass für die ungewöhnliche Kooperation. Viele Menschen hätten zwar noch die bewegenden Bilder vom Mauerfall vor Augen, doch den wenigsten Zeitzeugen außerhalb der ehemaligen DDR seien die historischen Hintergründe, die zum Zusammenbruch des Regimes geführt haben, präsent. "Um so mehr gilt dies für Schülerinnen und Schüler, für die die deutsche Teilung im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte ist", sagt Harald Parigger, Direktor der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. 25 Jahre nach dem Fall der Mauer wollen die Landeszentrale und das IfZ deshalb dieses spannende Stück Zeitgeschichte in München auf die Bühne bringen, um damit einen tieferen Einblick in die Entwicklungen und Zusammenhänge der Wendemonate zu ermöglichen. Tatkräftig unterstützt wird das Theaterprojekt vom Kulturreferat der Stadt München: "Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie bedarf der Sicherung durch unser aktives Eintreten", so der Kulturreferent der Landeshauptstadt, Hans-Georg Küppers: "Wir fördern Kulturprojekte, die dieses Bewusstsein schärfen."

Ein echtes Stück Realsatire

 

Den besonderen Reiz des Stücks "Das Ende der SED" liefert dabei sein realer historischer Kern: Der Text beruht auf authentischen Tonbandmitschnitten, die die Parteiführung während der internen Sitzungen des Zentralkomitees erstellen ließ und die zu DDR-Zeiten strengster Geheimhaltung unterlagen. Wie ein Flugschreiber dokumentieren sie die letzten verzweifelten Rettungsversuche, erbitterten Wortgefechte und tumultartigen Szenen vor dem Zusammenbruch der SED-Herrschaft im Herbst 1989. "Ein echtes Stück Realsatire und ein abgründiger Blick hinter die Kulissen des Regimes, der sich auch als Gleichnis über die Realitätsblindheit von Machteliten in totalitären Strukturen lesen lässt", so Andreas Wirsching.

 

Schülervorstellung fast ausverkauft

Dass IfZ und Landeszentrale mit diesem Projekt bereits jetzt einen Treffer gelandet haben, zeigt das hohe Interesse an der Schülervorstellung: "Die Plätze sind fast ausverkauft", freut sich Harald Parigger. "Für viele Schulen ist der Mauerfall ein wichtiges Thema, das sie im Unterricht, zum Teil auch in eigenen Projekttagen begleiten." Gleichzeitig sei es gerade in einem westdeutschen Bundesland wie Bayern eine besondere Herausforderung, für Jugendliche die Geschehnisse in der damaligen DDR nachvollziehbar zu machen: "Ein experimentelles Theaterstück wie das Gastspiel von theater 89 ist deshalb für viele Schulen eine willkommene Ergänzung und eine geeignete Form, die politischen und historischen Zusammenhänge anschaulich zu vermitteln."

 

Die einzige Aufführung in Westdeutschland

 

Dass die Präsentationsform selbstverständlich auch für erwachsene Zuschauer attraktiv ist, zeigen die Erfolge, die das Stück seit seiner Premiere 2012 in Berlin und Brandenburg gefeiert hat und feiert: Am 9. November, dem Jahrestag des Mauerfalls selbst, gastiert das theater 89 mit dem Stück im Auswärtigen Amt, in dessen Ursprungsbau noch 1989 die letzten Sitzungen des Zentralkomitees stattgefunden haben. Die beiden Gastspiele am 12. und 13. November in München sind die einzigen Vorstellungen, die das theater 89 im Westen der Republik gibt. Andreas Wirsching und Harald Parigger: "Wir sind also sehr gespannt auf einen ungewöhnlichen Theaterabend."

 

Szenefotos aus dem Theaterstück stellen wir Ihnen auf Anfrage gerne kostenfrei zur Verfügung.

 

Alle Informationen zum Stück finden Sie im PDF: