Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition

Am 31.12.2015, 70 Jahre nach Hitlers Todesjahr, sind die Urheberrechte an dessen Buch „Mein Kampf“ erloschen. Am 8. Januar 2016, also unmittelbar dieser Frist, legt das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) erstmals eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe vor. „Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition“ ordnet die historischen Fakten ein, erklärt den Entstehungskontext, legt Hitlers gedankliche Vorläufer offen und kontrastiert seine Behauptungen mit den Ergebnissen der modernen Forschung.

Was ist „Mein Kampf“?

„Mein Kampf“ ist Hitlers wichtigste politische Schrift. Sie entstand in den Jahren 1924-26 in zwei Bänden. Während der erste Band stark stilisiert Hitlers Werdegang nachzeichnet, beschreibt der zweite Band seine politische Programmatik für die NSDAP. „Mein Kampf“ ist damit Autobiografie, ideologisches Programm, Parteigeschichte, Hetzschrift und Anleitung zur Erringung der Macht in einem. Weite Teile des ersten Bandes entstanden, als Hitler nach seinem gescheiterten Putschversuch in Landsberg am Lech inhaftiert war. Hitler nutzt die Zeit im Gefängnis, um sein politisches Weltbild erstmals schriftlich niederzulegen und der in Scherben liegenden Partei eine neue Perspektive zu geben. Mit seiner Ernennung zum Reichskanzler 1933 schnellten die Verkaufszahlen stark in die Höhe und machten das Buch zum Bestseller: „Mein Kampf“ wurde in 18 Sprachen übersetzt und bis 1945 über 12 Millionen Mal verkauft.

Nach dem Selbstmord Hitlers und dem totalen Zusammenbruch des NS-Regimes übertrugen die alliierten Siegermächte die Rechte an „Mein Kampf“ dem Freistaat Bayern. Die Bayerische Staatsregierung nutzte seither das Urheberrecht, um jegliche Neuauflage zu verhindern. Mit dem Erlöschen des Urheberrechts 70 Jahre nach Hitlers Tod steht dieses juristische Instrument aber ab 2016 nicht mehr zur Verfügung.

Warum eine kritische wissenschaftliche Edition?

 

 

"Mein Kampf“ ist eine der zentralen Quellen des Nationalsozialismus. Doch während alle übrigen Texte Hitlers, seine Reden, Anordnungen und Lagebesprechungen bis hin zu seinem so genannten „Zweiten Buch“ längst veröffentlicht wurden, liegt von „Mein Kampf“ keine wissenschaftliche Gesamtausgabe vor. Innerhalb der Geschichtswissenschaft wird es deshalb seit langem als dringend notwendig erachtet, diese Forschungslücke zu schließen.
Das Institut für Zeitgeschichte, eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung mit Sitz in München, Berlin und auf dem Obersalzberg kann auf diesem Feld bereits auf vielfältige Expertise verweisen: Gegründet 1949, zählt das IfZ weltweit zu den ersten wissenschaftlichen Adressen für die Erforschung des Nationalsozialismus. Das Münchner Institut publizierte in mehreren Bänden Hitlers „Reden, Schriften, Anordnungen 1925-1933“ ebenso wie die Edition der Tagebücher von Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels oder jüngst die Aufzeichnungen seines „Chefideologen“ Alfred Rosenberg.
Das Arbeitsspektrum des IfZ umfasst heute die gesamte deutsche Zeitgeschichte vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart im europäischen Kontext. Das IfZ wird von Bund und Ländern finanziert und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Wie haben die Editoren gearbeitet?

Die Historikerinnen und Historiker haben den Originaltext Stück für Stück auseinandergenommen und ihn mit mehr als 3.500 Anmerkungen versehen. Diese wissenschaftlichen Kommentare

  • liefern Hintergrundformationen zu den dargestellten Personen und Ereignissen
  • erläutern zentrale ideologische Begriffe
  • legen Hitlers Quellen offen
  • erklären die ideengeschichtlichen Wurzeln seiner Weltanschauung
  • rekonstruieren den zeitgenössischen Kontext
  • setzten Fakten gegenüber sachlichen Fehlern und einseitigen Darstellungen

 

Ungewöhnlich für eine Edition, ziehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darüber hinaus den Bogen bis in die Zeit nach 1933 und kontrastieren die Programmatik Hitlers mit seinem tatsächlichen Regierungshandeln.Unterstützt wurde das Kernteam, das in der Hochphase der Kommentierung aus fünf Historikerinnen und Historikern bestand, durch Expertinnen und Experten anderer wissenschaftlicher Disziplinen. Als externe Berater waren so auch Vertreterinnen und Vertreter aus der Germanistik, Japanologie, Judaistik, Kunstgeschichte, Pädagogik und Wirtschaftsgeschichte angeschlossen. Nicht zuletzt konnte das Team darüber hinaus auf die professionelle Infrastruktur des gesamten Instituts für Zeitgeschichte mit seinen vielen auf die Zeit des Nationalsozialismus spezialisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und seinen einschlägigen Ressourcen in Bibliothek und Archiv zählen.

Wie ist die Edition erhältlich?

Um alle Rechte zu behalten, aber auch, um möglichen kommerziellen Interessen mit dem sensiblen Themen entgegenzuarbeiten, veröffentlich das Institut für Zeitgeschichte „Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition“ im Selbstverlag. Die Edition ist regulär im Buchhandel erhältlich und weltweit lieferbar.

 

Alle Daten zur Publikation finden Sie hier

 

Weiterführendes Material

Prof. Dr. Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte

Die Zielsetzung des Editionsprojekts

Statement zur Pressekonferenz am 8. Januar 2016

Dr. Christian Hartmann, Projektleiter

"Wie lässt sich "Mein Kampf" edieren?"

Statement zur Pressekonferenz am 8. Januar 2016

Bildmaterial

Kostenfreie Pressefotos zum Download

Cover, Beispielseite, Editoren

Dokumentation

"Mein Kampf" in der öffentlichen Diskussion

Presseveröffentlichungen, Debattenbeiträge, Rezensionen

Pressekonferenz

"Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition"

Videomitschnitt der Pressekonferenz am 8. Januar 2016



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