Fahnenflucht und Propagandakrieg

Tagungstelegramm: Militärische Flüchtlinge aus der Bundesrepublik und der DDR im staatlichen Konkurrenzkampf um das bessere Image

Fahnenflüchtige waren ein heikler Aspekt der deutsch-deutschen Konfrontation im Kalten Krieg, wie Carsten Richter (Humboldt-Universität zu Berlin) in seinem Vortrag am 1. September 2020 verdeutlichte: Unter anderem boten diese dem Gegner ein Potenzial zur medialen Inszenierung von diskreditierenden Feindbildern. Insbesondere für die DDR war die Flucht von Militärangehörigen ein ständiges Problem. Das Phänomen wurde zum Gegenstand staatlicher Maßnahmen, um es auf der eigenen Seite gering zu halten und auf der anderen Seite zu fördern und propagandistisch zu nutzen. Diese Maßnahmen und der Umgang beider Seiten mit militärischen Flüchtlingen, insbesondere mit solchen aus der DDR, stehen im Mittelpunkt des Vortrags. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Bedeutung der sogenannten „Psychologischen Kampfführung“ bzw. „Psychologischen Verteidigung“ der Bundeswehr, die für NVA-Flüchtlinge zuständig war und dafür eine zivile Tarnorganisation betrieb.

Das Institut für Zeitgeschichte München–Berlin und die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung veranstalten seit mehreren Jahren im Forum Willy Brandt Berlin eine gemeinsame Vortragsreihe, die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern die Gelegenheit gibt, ihre laufenden Forschungsprojekte aus dem Bereich Zeitgeschichte vorzustellen und zu diskutieren. Da Präsenzveranstaltungen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie nur in sehr begrenzter Form möglich sind, werden die Vorträge derzeit in digitaler Form präsentiert. Die Livestream-Veranstaltung mit Carsten Richter wurde aufgezeichnet und steht auch im Nachhinein noch auf der Seite der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung zur Verfügung.



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