Konferenz zur politischen Geschichte Frankreichs und Deutschlands im 20. Jahrhundert

Am 11. und 12. Januar 2013 veranstalteten das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und das Deutsche Historische Institut Paris eine zweisprachige Konferenz zur politischen Geschichte Frankreichs und Deutschlands im 20. Jahrhundert. Ziel der mit über 30 Referentinnen und Referenten aus beiden Ländern exzellent besetzten Tagung war es, eine kritische Bilanz der bisherigen Forschung zum Thema zu ziehen und neue Forschungsperspektiven zu diskutieren. Anlass war der 70. Geburtstag von Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Möller, der als ehemaliger Direktor des Instituts für Zeitgeschichte sowie des Deutschen Historischen Instituts Paris langjährig in zentraler Funktion im Sinne einer deutsch-französischen Geschichtsschreibung gewirkt hat.

 

Zu Beginn der Tagung stellte Andreas Wirsching, Möllers Nachfolger am Institut für Zeitgeschichte, das Konzept der Organisatoren vor. Mehrere kurze Impulsreferate sollten sich jeweils einem Thema widmen, wobei immer mindestens ein deutscher und ein französischer Forscher ihre Sichtweise einander gegenüberzustellen hatten. So gelang es, den Anspruch einer histoire croisée auch auf dem Diskussionspodium nachzuvollziehen. Aus den unterschiedlichen deutsch bzw. französischen Blickwinkeln ergab sich ein dichtes Bild zu aktuellen Forschungsfragen wie der zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Konvergenz beider Länder seit 1945, der wachsenden Rolle Europas für die bilateralen Beziehungen oder der Bedeutung des Élysée-Vertrages von 1963 für die deutsch-französische Freundschaft.

 

Die Konferenz gliederte sich in vier Themenblöcke mit jeweils unterschiedlichen methodischen Zugängen. Eine erste Sektion widmete sich dem deutsch-französischen Vergleich und legte die Schwerpunkte auf die Gesellschafts-, Parteien- und Parlamentarismusgeschichte sowie auf die Rolle von Intellektuellen. Ein zweites Panel diskutierte die Beziehungs- und Transfergeschichte der Nachbarländer aus verschiedenen historischen Blickwinkeln (Wechselwirkungen in der Verfassungsgeschichte, NS-Regime und Vichy, deutsch-französische Grenzregionen, Aussöhnung nach 1945). Eine dritte Sektion „Deutschland und Frankreich in Europa“ behandelte das Spannungsfeld zwischen bilateralen Beziehungen und dem multilateralen europäischen Staatensystem von der Zwischenkriegszeit bis zum europäischen Integrationsprozess – ein Forschungsfeld, das immer stärker an Dynamik gewinnt. Eine vierte Sektion fragte schließlich am Beispiel des Dekolonisierungsprozesses, des Verhältnisses zur „Dritten Welt“ sowie aktueller Globalisierungstendenzen nach neuen Entwicklungen der deutsch-französischen Geschichtsschreibung, die sich insbesondere aus den Herausforderungen der Globalgeschichte ergeben.

 

Referentinnen und Referenten:

Jean-Pierre AZÉMA (Sciences Po Paris), Jean-Paul BLED (Paris IV), Bernard BRUNETEAU (Rennes), Jean-Paul CAHN (Paris IV), Philippe CHASSAIGNE (Bordeaux III), Fabrice D’ALMEIDA (Paris II), Corine DEFRANCE (Paris I), Jean GARRIGUES (Orléans), Ingrid GILCHER-HOLTHEY (Bielefeld), Bernhard GOTTO (IfZ München), Stefan GRÜNER (Eichstätt), Sylvie GUILLAUME (Bordeaux III), Hans Günter HOCKERTS (München), Rainer HUDEMANN (Saarbrücken/Paris IV), Dietmar HÜSER (Kassel), Manfred KITTEL (Berlin), Bernard LACHAISE (Bordeaux III), Ulrich LAPPENKÜPER (Friedrichsruh), Marc LAZAR (Sciences Po Paris), Reiner MARCOWITZ (Metz), Stefan MARTENS (DHI Paris), Gilbert MERLIO (Paris IV), Hélène MIARD-DELACROIX (Paris IV), Jean MONDOT (Bordeaux III), Eva OBERLOSKAMP (IfZ München), Ulrich PFEIL (Metz), Bernard POLONI (Paris IV), Thomas RAITHEL (IfZ München), Jean-François SIRINELLI (Sciences Po Paris), Georges-Henri SOUTOU (Paris IV), Olivier WIEVIORKA (ENS Cachan), Andreas WILKENS (Metz), Andreas WIRSCHING (IfZ München)

 

Veranstalter:

Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, Deutsches Historisches Institut Paris

 

Partner:

Institut Français München, Bayerisch-Französisches Hochschulzentrum, Französisches Generalkonsulat München



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