Dr. Oetker und der Nationalsozialismus

IfZ stellt Studie zur Geschichte des Unternehmens im "Dritten Reich" vor

 

 

München (17.10.2013) Der Bielefelder Lebensmittelkonzern Dr. August Oetker zählt seit Jahrzehnten zu den traditionsreichen Familienunternehmen Deutschlands. Doch welche Rolle spielte die Firma in der Zeit des Nationalsozialismus? Erstmals hat der Konzern Historikern uneingeschränkten Zugang zum Oetker-Firmenarchiv gewährt: Seit 2009 erforschten Prof. Dr. Andreas Wirsching, heute Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin, Dr. Jürgen Finger und Dr. Sven Keller in einem unabhängigen Forschungsprojekt für die Universität Augsburg die Firmengeschichte während des „Dritten Reichs“.

 

Die Firma Dr. August Oetker pflegte demnach enge Beziehungen zur NS-Bewegung, zur Wehrmacht und zur SS. Schon vor dem Krieg profitierte das Lebensmittelunternehmen vom „Rüstungsboom“ und Oetker-Produkte fanden den Weg in die Feld- und Großküchen. Wegen seiner im Sinne des Nationalsozialismus vorbildlichen betrieblichen Sozialpolitik wurde das Unternehmen 1937 von Adolf Hitler als einer der ersten „Nationalsozialistischen Musterbetriebe“ geehrt. Dr. Richard Kaselowsky, Stiefvater des jungen Firmenerben Rudolf-August Oetker und prägende Figur des expandierenden Konzerns gehörte dem „Freundeskreis Reichsführer-SS“ an, einem elitären Zirkel um Heinrich Himmler, in dem sich regelmäßig Wirtschaftsführer, Verwaltungseliten und SS-Größen trafen. Rudolf-August Oetker selbst trat 1942 der Waffen-SS bei. In einzelnen Fällen profitierte das Unternehmen von der „Arisierung“ jüdischen Besitzes, Zwangsarbeit gab es in der Lebensmittelfabrikation dagegen kaum.

Die ergiebigen und vielfach bislang unbekannten Bestände des Firmenarchivs wurden ergänzt durch Recherchen in rund vierzig Archiven im In- und Ausland.

 

Am Montag, 21. Oktober stellen Andreas Wirsching, Jürgen Finger und Sven Keller um 18 Uhr ihre Forschungsarbeit im Institut für Zeitgeschichte in München vor. Sie erscheint am 22. Oktober unter dem Titel: Dr. Oetker und der Nationalsozialismus. Geschichte eines Familienunternehmens 1933-1945“ im Verlag C.H. Beck, München.

 

Wir möchten Sie zu diesem Termin herzlich einladen:

Montag, 21. Oktober um 18 Uhr

Institut für Zeitgeschichte,

Leonrodstraße 46 b, 80636 München

 

Programm:

Begrüßung und Einführung
Prof. Dr. Andreas Wirsching, Direktor des Institut für Zeitgeschichte München - Berlin

Dr. Oetker und der Nationalsozialismus
Vortrag von Dr. Jürgen Finger, Ludwig-Maximilians-Universität München, und Dr. Sven Keller, Institut für Zeitgeschichte München – Berlin

Kommentar
Prof. Dr. Werner Plumpe, Goethe-Universität
Frankfurt am Main

Diskussion
Moderation: PD Dr. Magnus Brechtken, Stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin



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