Nachwuchspreis der Leibniz-Gemeinschaft

Auf ihrer Jahrestagung in Berlin hat die Leibniz-Gemeinschaft die herausragende Doktorarbeit von Anja Hanisch vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin  mit ihrem Nachwuchspreis ausgezeichnet.

Anja Hanisch (29) erhält den Preis in der Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften für ihre Dissertation „Die DDR im KSZE-Prozess, 1972-1985. Zwischen Ostabhängigkeit, Westabgrenzung und Ausreisebewegung“. Darin behandelt sie das Spannungs- und Wechselverhältnis zwischen der DDR-Innen- und Außenpolitik im Zusammenhang mit dem KSZE-Prozess. Mit dieser Arbeit, so das Votum der Jury, betritt sie in weiten Teilen wissenschaftliches Neuland.
In ihrer Untersuchung kann Hanisch u.a. zeigen, dass sich die DDR sowohl bei den Verhandlungen in Genf (1973-1975) als auch während des KSZE-Folgetreffens in Madrid (1980-1983) trotz abweichender Interessen politischen Zielen der Sowjetunion wie etwa der territorialen Anerkennung durch den Westen oder einer europäischen Abrüstungskonferenz bedingungslos unterordnen musste. Letztendlich führten die eingegangenen außenpolitischen Zugeständnisse zu einer Verminderung der innenpolitischen Handlungsspielräume. Hanisch legt dar, dass die Ausreisebewegung in der DDR durch die KSZE und nicht etwa durch die deutsch-deutsche Entspannung ihren entscheidenden Anstoß erhielt und zu einer Bewegung wurde, der der überforderte Staatsapparat nie wirklich Herr zu werden vermochte.

Anja Hanischs Doktorarbeit entstand von 2008 bis 2010 im Zuge eines über das Leibniz-Wettbewerbsverfahren geförderten Kooperationsprojekts „Der KSZE-Prozess und seine Folgen“ des Instituts für Zeitgeschichte mit den Universitäten Erlangen-Nürnberg und Paris IV. Prof. Dr. Hermann Wentker, der Leiter der Berliner Abteilung des IfZ und Betreuer der Dissertation, sieht in der Arbeit eine Untersuchung, die in außergewöhnlich kurzer Zeit auf hohem Niveau entstanden ist und die Forschung auf ihrem Gebiet wesentlich voranbringt.

Neben der herausragenden Qualität der Arbeit zeigte sich die Jury der Leibniz-Gemeinschaft auch beeindruckt vom bisherigen wissenschaftlichen Werdegang Anja Hanischs und ihrer internationalen Ausrichtung. Die Historikerin hat bereits während ihres Studiums der Neueren und Neuestens Geschichte, Anglistik und Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg zwei Semester in den USA verbracht und sammelt derzeit praktische  Erfahrungen im Bereich internationale Beziehungen im Büro der Vereinten Nationen in Genf.



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