Die Neukonstituierung der Finanzverwaltung, 1945-1955
Das Projekt beschäftigt sich mit den tiefgreifenden Wandlungsprozessen vom Zusammenbruch der Finanzverwaltung des NS-Staates über die finanzpolitischen Maßnahmen der Besatzungsmächte und die Konstituierung des Bundesfinanzministeriums bis zu den finanzpolitischen Richtungsentscheidungen in den ersten Jahren der Bundesrepublik. Entscheidend dabei ist die Frage, wie es gelang, aus dem katastrophalen finanzpolitischen Erbe des NS-Regimes innerhalb von zehn Jahren eine funktionierende Finanzverwaltung zu (re-)etablieren, mit welchen materiellen und politischen Kosten dies verbunden war, und welche langfristigen Auswirkungen diese frühen Festlegungen mit sich brachten.
Mit dem Beginn der alliierten Besatzungsherrschaft entstand in Hinblick auf das Staatsgefüge ein hybrides Gebilde, in welchem die Besatzungsmächte zwar auf die Institutionen des Vorgängerstaates und deren Personal zurückgegriffen, die tagtäglichen Interaktionen zwischen Besetzten und Besatzern jedoch von einer enormen Machtasymmetrie geprägt waren. Am Beispiel der Finanzverwaltung werden Staatsbildungs- und Demokratisierungsprozesse unter Berücksichtigung der institutionell-organisatorischen sowie finanzpolitischen Entscheidungsprozesse beleuchtet. Dabei werden drei Erkenntnissinteresse verfolgt: Erstens sieht sich die Studie verpflichtet, die Institutionengeschichte des Ministeriums nach der Zeit des Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Indem Wechselwirkungen zwischen den alliierten Besatzern und dem deutschen Verwaltungspersonal in den Mittelpunkt gerückt werden, soll zweitens ein Beitrag auf dem Gebiet der Besatzungsgeschichte geleistet werden. Durch die Untersuchung von Staats- und Demokratievorstellungen und deren Implementierung in der Finanzpolitik verortet sich die Promotion drittens im Bereich einer transnationalen Demokratiegeschichte.
Bearbeiterin: Elisabeth Jena (Friedrich-Schiller-Universität Jena)