Veranstaltungen im Wintersemester 2020/21

IfZ-Oberseminar

IFZ-Oberseminar
Zeit: vierzehntägig, 17.00 Uhr s.t. - 20.00 Uhr
Termine: 12.11., 26.11., 10.12., 7.1., 21.1. und 4.2
Ort: IfZ, Leonrodstr. 46b, Videokonferenz (bitte Rundmail-Informationen beachten, Aufnahme in die Mailingliste über: raithel@ifz-muenchen.de)

Das Oberseminar richtet sich in erster Linie an die von IfZ-Dozent*innen betreuten oder im IfZ tätigen Doktorand*innen und Verfasser*innen von Master- und Staatsexamensarbeiten. Darüber hinaus steht das Seminar allen Studierenden der LMU offen. Neben der Vorstellung und Diskussion laufender Qualifizierungsarbeiten werden allgemeine Probleme von Qualifizierungsarbeiten sowie methodische Fragen der Geschichtswissenschaft erörtert. Zudem ist erneut vorgesehen, „klassische“ Texte zur Geschichte der Geschichtswissenschaft zu lesen und zu besprechen. Die Veranstaltung wird von Thomas Raithel, Thomas Schlemmer oder Andreas Wirsching geleitet. Eine Anmeldung zum Oberseminar ist nicht notwendig.

Programm des IfZ-Oberseminars (pdf)


Ph.D. Keith Allen

Dartmouth College/Foreign Studies Program Berlin
Seminar:  Berlins Orte der Zeitgeschichte
Zeit: 9:00-16:00 Uhr
Termine: 14.9., 21.9., 28.9., 12.10., 19.10., 26.10., 2.11., 9.11.
Ort: Berliner Dependance des Dartmouth College

Berlin encapsulates much of modern Germany's complex past. From the Brandenburg Gate to the Olympic Stadium and from the Wannsee to the Alexanderplatz, the German capital evokes memories of Wilhelminian pomp, Nazi rule, World War II, the Cold War, and Re-Unification. This course for advanced undergraduates addresses significant aspects of postwar German history and cultural memory. In-depth studies of important developments are complemented by weekly visits to museums, historical sites, and archives.


Prof. Dr. Frank Bajohr

LMU MÜnchen
Übung: Der Holocaust. Neue Forschungsansätze und –ergebnisse
Zeit: Dienstags 16:00-18:00 Uhr
Ort: Historicum, Raum 107
Beginn: 3.11.2020

Seit den 1990er Jahren hat sich die historische Forschung über den Holocaust zu einem breiten Forschungsfeld entwickelt. Hatten bis dahin die "Genesis der Endlösung" und die Spitze des NS-Regimes im Mittelpunkt gestanden, so geht die "Täterforschung" mittlerweile von 200.000 bis 250.000 allein deutschen und österreichischen Tatbeteiligten aus. Die lange Zeit von der deutschen Forschung vernachlässigte Perspektive der Opfer ist durch Analysen von deren Situation und Handlungsbedingungen umfassend aufgearbeitet worden. Die klassische Unterscheidung "Täter - Opfer - Zuschauer" ist einer differenzierten Gesellschaftsgeschichte des Holocaust gewichen, die nicht zuletzt die Handlungsdynamiken und Rollenwechsel vieler Beteiligter im damaligen Alltag hervorhebt. Bei dieser "Europäisierung" des Holocaust sind nicht zuletzt nicht deutsche Täter und Beteiligte ins Blickfeld gerückt.

Die Übung gibt einen Überblick über jüngste Trends und Forschungsergebnisse, die leider bei der pädagogischen Vermittlung des Themas in Schulen und Öffentlichkeit nicht immer angemessen rezipiert werden.

Literatur: Frank Bajohr/Andrea Löw (Hrsg.), Der Holocaust. Ergebnisse und neue Fragen der Forschung, Frankfurt am Main 2015 (Fischer Taschenbuch Verlag)


Dr. Christian Marx

Universität Trier
Übung: Geschichte und Theorie des Kapitalismus
Zeit: Montags 10-12 Uhr
Ort: digital
Beginn: 02.11.2020

Vor dem Hintergrund der Industrialisierung und der Herausbildung immer größerer Produktionsbetriebe setzte sich der Begriff „Kapitalismus“ ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts zur klassengesellschaftlich-kritischen Beschreibung zeitgenössischer Verhältnisse durch. Seitdem dient der Begriff sowohl der wissenschaftlichen Analyse als auch zur Darstellung aktueller gesellschaftlicher Beobachtungen. Nach gängiger Lesart zeichnet sich Kapitalismus vor allem durch individuelle Eigentumsrechte, die Koordinierung wirtschaftlicher Akteure über Märkte und Preise sowie die (Re-)Investition von Kapital aus. Im Laufe des 20. Jahrhunderts erfuhr der Kapitalismus von zahlreichen Seiten Kritik, gleichzeitig unterlag er einem ständigen Wandlungsprozess, an dessen Ende sich neue Formen wie der Finanzmarktkapitalismus herausbildeten. Anhand ausgewählter Texte werden theoretische Erklärungsansätze und die historische Entwicklung des Kapitalismus eingehend analysiert.

Einführende Literatur: Jürgen Kocka, Geschichte des Kapitalismus, München 2013; Friedrich Lenger / Philipp Kufferath (Hg.), Sozialgeschichte des Kapitalismus im 19. und 20. Jahrhundert, Bonn 2018; Larry Neal / Jeffrey G. Williamson (Hg.), The Cambridge History of Capitalism. 2 Volumes, Cambridge 2014; Werner Plumpe, Das kalte Herz. Kapitalismus: Die Geschichte einer andauernden Revolution, Berlin 2019.


PD Dr. Martina Steber

LMU München
Aufbaukurs: Profile der Zeitgeschichte: Eine zweite Chance. Geschichte der bundesrepublikanischen Demokratie
Zeit: Dienstags 10:00 bis 13:00 Uhr
Ort: online

Nicht zuletzt durch die Herausforderung des Populismus entwickelt sich die Geschichte der Demokratie derzeit zu einem lebendigen Forschungsfeld. Es zeichnet sich durch theoriegeleitete Fragestellungen und multiperspektivische Zugänge aus. So wird die Demokratie als institutionell abgesicherte politische Ordnung analysiert, genauso wie als umkämpfte Idee und als den Alltag prägende soziale Praxis. Ganz in diesem Sinne richtet das Hauptseminar eine demokratiegeschichtliche Perspektive auf die Geschichte der Bundesrepublik von ihren Anfängen bis in die Gegenwart und erprobt auf diese Weise neue Ansätze und Interpretationslinien. Im Vordergrund stehen praxeologische Zugänge; demokratietheoretische Positionen werden in ihrem historischen Kontext erörtert. Wie konnte sich die Demokratie nach nationalsozialistischer Diktatur und Völkermord im Westen des geteilten Deutschland etablieren? Auf welche Weise prägte sich die NS-Erfahrung einerseits und die Systemkonkurrenz mit der „Volksdemokratie“ der DDR andererseits in die bundesrepublikanische Demokratie ein? Wie lassen sich Prozesse der Demokratisierung beschreiben? In welcher Weise beeinflusste die dynamische Ausbildung internationaler politischer Räume die Entwicklung der bundesrepublikanischen Demokratie? Und nicht zuletzt: Wie wurde die Demokratie im wiedervereinigten Deutschland ausgestaltet?

Einführende Literatur: Martin Conway, Western Europe’s Democratic Age, 1945–1968, Princeton/NJ. u.a. 2020; Frank Cunningham, Theories of Democracy. A Critical Introduction, London – New York 2002; John Keane, The Life and Death of Democracy, London 2009; Paul Nolte, Was ist Demokratie? Geschichte und Gegenwart, München 2012; Stein Ringen, What Democracy Is For. On Freedom and Moral Government, Princeton/NJ 2007; Klaus Stüwe und Gregor Weber (Hg.), Antike und moderne Demokratie. Ausgewählte Texte, Stuttgart 2004.

 


Dr. Yuliya von Saal

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Quellenübung
: Sowjetische Kindheiten. Konzepte und historische Realitäten
Zeit: Donnerstags 11:00 -13:00 Uhr
Beginn: 05.11.2020
Ort: online

Spätestens nach dem Erscheinen der bahnbrechenden Studie des französischen Historikers Philippe Ariès über die Kindheit als modernes Konzept setzte sich die Erkenntnis durch, dass Kindheit eine soziale und kulturelle Kategorie ist, die einem historischen Wandel unterliegt und entsprechend historisiert werden muss. Was Kindheit ausmacht und nach welchen Kriterien diese als Lebensphase definiert wird, hängt von den rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen ab. In der Quellenübung werden sowjetische Konzepte als Varianten moderner Kindheit betrachtet und deren Wandel (sowohl Brüche als auch Kontinuitäten) im Spannungsverhältnis zu gesellschaftlich-politischen Realitäten seit der Oktoberrevolution analysiert. Neben regulärer Textlektüre sieht diese Übung eine intensive, auch selbstständige Arbeit mit Quellen sowie die Vorbereitung der Referate vor. Die Übung umfasst drei längere Blockveranstaltungen und zwischen diesen mehrere Online-Lehreinheiten.

Einführende Literatur: White, Elizabeth: A Modern History of Russian Childhood. From the Late Imperial Period to the Collapse of the Soviet Union. Bloomsbury 2020; Kelly, Catriona: Children’s World: Growing up in Russia, 1890-1991. New Haven 2007.


Prof. Dr. Andreas Wirsching

LMU München
Vorlesung:
Die deutsch-französischen Beziehungen im 20. Jahrhundert (2st.)
Zeit: Montags 16:00 bis 18:00 Uhr
Ort: wird noch bekannt gegeben

Ohne ein deutsch-französisches Miteinander ist eine gedeihliche Entwicklung Europas nicht zu haben. Die Geschichte des „langen“ 20. Jahrhunderts unterstreicht dies eindrucksvoll. Sie war zunächst geprägt von einer Verfestigung der „Erbfeindschaft“ in der Folge des deutsch-französischen Krieges 1870/71, die sich durch den Ersten Weltkrieg geradezu zu einem Völkerhass steigerte. Allerdings gab es allen Spannungen zum Trotz immer auch intensive und produktive kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Völkern. Das galt sogar unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Besetzung Frankreichs von 1940 bis 1944, die durch das schwierige Nebeneinander von Kollaboration und Résistance charakterisiert war. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine grundlegende Umkehrung in der Zielrichtung des deutsch-französischen Verhältnisses, das nunmehr auch zum Motor der Europäischen Integration wurde. Die Vorlesung analysiert und diskutiert die wichtigsten Grundlinien, Etappen und Ereignisse der deutsch-französischen Geschichte in wirtschaftlicher, kultureller, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht.

Einführende Literatur: Hélène Miard-Delacroix und Andreas Wirsching, Von Erbfeinden zu guten Nachbarn. Ein deutsch-französischer Dialog, Stuttgart 2019 (mit weiteren Literaturhinweisen).

 



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