Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs 1934-1944

Abgeschlossenes Projekt

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (IfZ):  Prof. Dr. Frank Bajohr
Projektinhalt:

Im Jahr 2013 wurden verschollen geglaubte Aufzeichnungen und politische Notate des NSDAP-Chefideologen und Reichsministers Alfred Rosenberg (1892-1946) entdeckt, die in einem amerikanisch-deutschen Gemeinschaftsprojekt des Centers for Advanced Holocaust Studies am US Holocaust Memorial Museum, Washington, D.C., und des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte wissenschaftlich-kritisch ediert wurden, ergänzt um zusätzliche ausgewählte Dokumente. Die politischen Tagebücher Rosenbergs eröffnen einen wichtigen Einblick in die Gedankenwelt des NS-Chefideologen und seine subjektive Perspektive auf die nationalsozialistische Politik nach 1933, die im Einzelfall bemerkenswert kritisch ausfiel. Darüber hinaus erlauben die Aufzeichnungen einen detaillierten Blick auf Rosenbergs Rolle im nationalsozialistischen Herrschaftssystem mit seinen typischen Cliquen- und Machtkämpfen. Schließlich lassen sich Notate auch als kritische Ergänzung anderer Quellen aus dem Arkanbereich nationalsozialistischer Macht lesen, darunter den Tagebüchern von Joseph Goebbels.

Der Baltendeutsche Alfred Rosenberg galt im „Dritten Reich“ – wie es der „Völkische Beobachter“ formulierte – „nächst dem Führer selbst [als] der wichtigste Träger und Verkünder der nationalsozialistischen Weltanschauung“. Ein diplomatischer Beobachter bezeichnete ihn salopp als „Parteipapst“ der NS-Bewegung, der die programmatisch-ideologische Ausrichtung der NSDAP zentral beeinflusste, u.a. in seiner Funktion als „Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“.

Rosenbergs Bedeutung ging allerdings über die eines bloßen Ideologen hinaus. Auch in der operativen Politik spielte er eine wichtige Rolle. Als Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP beeinflusste er u.a. die Außenpolitik des „Dritten Reiches“. In den Holocaust war Rosenberg als Reichsminister für die besetzten Ostgebiete involviert. Als einziges Ministerium entsandte das Ostministerium gleich zwei Vertreter zur „Wannsee-Konferenz“ am 20. Januar 1942, auf der über die „Endlösung der Judenfrage“ konferiert wurde.

Alfred Rosenberg, ca. 1933 – 1944, BArch Bild 146-1979-099-35A, Fotograf unbekannt

Publikationen im Rahmen des Projekts

Frank Bajohr / Jürgen Matthäus (Hrsg.)

Alfred Rosenberg.

Veröffentlichungen aus dem Zentrum für Holocaust-Studien

Frankfurt am Main 2015


 



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