Die Probleme demokratischer Systeme während der 1920er und 1930er Jahre waren nicht auf die Weimarer Republik beschränkt, sondern trugen zu einem erheblichen Teil gemeineuropäischen Charakter. In Deutschland zeigten sie jedoch besonders fatale Folgen. Vor diesem Hintergrund hat das von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Horst Möller initiierte und geleitete Forschungsprojekt, das im Sommer 2011 abgeschlossen wurde, zentrale Themenfelder der Weimarer Republik und der Dritten Französischen Republik in den Blick genommen.
Das Projekt umfasst mehrere große Studien. Allen Arbeiten gemeinsam ist die Suche nach Faktoren, die zur Stabilität oder Instabilität der beiden Demokratien beitrugen. Die vergleichende Analyse zielte dabei ebenso auf Analogien wie auf charakteristische Unterschiede. Dabei wurde ein weiter Bogen geschlagen von der Zuspitzung des Extremismus in den Metropolen Berlin und Paris (Wirsching 1999) zu den politischen Verhaltensmustern in ländlichen Milieus (Kittel 2000), von den Problemen des parlamentarischen Systems (Raithel 2005) zu den Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften (Weber 2010) und zur Anfälligkeit deutscher und französischer Intellektueller für die totalitäre Versuchung der Sowjetunion (Oberloskamp 2011). Hinzu kamen Untersuchungen zur politischen Biographie Paul Reynauds, des letzten Ministerpräsidenten der Dritten Republik (Grüner 2001), und zu linken französischen Regierungsbündnissen (Neri-Ultsch 2005) sowie ein Tagungsband (Möller/Kittel 2002).
Als wichtiges Ergebnis des Gesamtprojekts lässt sich festhalten, dass die im Vergleich zu Frankreich größere Fragilität der Weimarer Republik nicht nur in den schärfer ausgeprägten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen begründet lag. Zur Zuspitzung von Krisensituationen trug in erheblichem Maße auch das Fehlen einer integrativen, historisch gewachsenen politischen Kultur bei.