Dr. Oetker und der Nationalsozialismus. Geschichte eines Familienunternehmens 1933-1945

Abgeschlossenes Projekt

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (IfZ):  Dr. Sven Keller
Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:  

Jürgen Finger

Projektinhalt:

Von 2009 bis 2012 lief an der Universität Augsburg unter der Leitung von Andreas Wirsching das Forschungsprojekt „Spielräume und Systemzwänge unternehmerischen Handelns. Das Familienunternehmen Dr. Oetker im NS-Regime“. Zum Abschluss wurde eine Expertise vorgelegt, auf deren Basis seit April 2012 am Institut für Zeitgeschichte eine Monografie entstanden ist. Als ehemaliger Mitarbeiter dieses Projekts hat Sven Keller das Manuskript am Institut für Zeitgeschichte in Kooperation mit Jürgen Finger (Ludwig-Maximilians-Universität) für die Publikation umgearbeitet und erweitert. Das Buch ist im Herbst 2013 erschienen.

Dr. Oetker war und ist eines der erfolgreichsten Familienunternehmen Deutschlands. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts dominierte es die Nische der Back- und Puddingpulverindustrie, expandierte aber schon in den 1920er Jahren nach Europa und in andere Branchen. Als Familienunternehmen der Nährmittelindustrie eröffnet die Firma Perspektiven auf die NS-Wirtschaft, die in der Forschung bisher unterrepräsentiert sind. Dort haben bisher vor allem rüstungsrelevante Unternehmen der Großindustrie sowie der Finanzsektor Aufmerksamkeit gefunden.

Firma und Familie Oetker pflegten enge Beziehungen zur NS-Bewegung, zur Wehrmacht und zur SS. Richard Kaselowsky, der Leiter des Unternehmens, das zu einem der ersten „nationalsozialistischen Musterbetriebe“ wurde, war Mitglied des „Freundeskreises Reichsführer-SS“. Der Erbe Rudolf-August Oetker wurde zum Wirtschafts- und Verwaltungsführer der Waffen-SS ausgebildet, ehe er die Nachfolge an der Firmenspitze antrat. Schon vor dem Krieg profitierte das Lebensmittelunternehmen vom „Rüstungsboom“ und Oetker-Produkte fanden den Weg in die Feld- und Großküchen. Im Krieg galten sie an der „Heimatfront“ als wichtiger Beitrag zur Versorgung der Zivilbevölkerung. Angesichts des allgegenwärtigen Mangels boten Pudding und Kuchen nach sparsamen Kriegsrezepten eine willkommene Abwechslung. Oetker erhielt deshalb Zugriff auf knapper werdende Rohstoffe und konnte so die eigene Marke durch den Krieg retten. Das Unternehmen profitierte zudem von der „Arisierung“ jüdischen Besitzes, Zwangsarbeit gab es in der Lebensmittelfabrikation dagegen kaum.

Publikationen im Rahmen des Projekts

Jürgen Finger, Sven Keller,  Andreas Wirsching

Dr. Oetker und der Nationalsozialismus.

München 2013