Eine politische Biographie des Völkerrechtlers Friedrich Grimm (1888-1959)

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Der Völkerrechts- und Frankreichexperte Friedrich Grimm (1888-1959) zählt zu den Juristen des ‚Dritten Reiches’, deren antisemitische und nationalsozialistische Schriften bis heute im Rechtsextremismus rezipiert werden. Bekannt wurde Friedrich Grimm bereits in der Weimarer Republik durch eine intensive und prominente Anwalts- und Beratertätigkeit. Er vertrat unter anderem deutsche Großindustrielle wie Fritz Thyssen oder Gustav Krupp von Bohlen und Halbach im Ruhrkampf 1923, agierte als Berater an der Deutschen Botschaft in Paris (seit 1921) und verteidigte Fememörder bis hin zur Durchsetzung einer Amnestie (1930). Vor allem aber baute er sich dabei ein außergewöhnlich gutes soziales Netzwerk auf, das sich sowohl in der Weimarer Republik als auch im Nationalsozialismus bis in die höchsten politischen Kreise Deutschlands und Frankreichs spannte. Das NS-Regime unterstützte er als Anwalt in Auslandsprozessen und als Propagandist, insbesondere in Frankreich. Gleichzeitig vertrat er paradoxerweise während des ‚Dritten Reichs‘ als juristischer Verteidiger jüdische Kollegen sowie Regimegegner, wie zum Beispiel Konrad Adenauer, gegen das Regime. Er bemühte sich 1933 sogar um eine Amnestie für alle politischen Gegner der Nationalsozialisten. 1945 wurde er von der französischen Besatzungsmacht verhaftet, über Monate interniert und 1949 von einer deutschen Spruchkammer als ‚Mitläufer‘ entnazifiziert. In der frühen Bundesrepublik bewegte sich Grimm in einem – in heutiger Diktion – rechtsextremen Netzwerk, verteidigte NS-Verbrecher und bemühte sich in Vorträgen und Schriften bis zu seinem Tod 1959 um eine Generalamnestie für alle Kriegsverbrecher.

In dem geplanten Dissertationsprojekt soll eine politische Biographie dieses ambivalent wirkenden, ‚janusköpfigen‘ Mannes verfasst werden, mit besonderem Fokus auf dessen Rolle in den deutsch-französischen Beziehungen über die gesamte Dauer seines juristischen und politischen Wirkens.




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