Erziehung zur „Sittlichkeit“. Schutz und Ausgrenzung in der katholischen Jugendarbeit in Bayern 1918-1945

Projektinhalt:

Kindheit und Jugend sind bereits seit einiger Zeit wichtige Untersuchungsgegenstände in der Geschichtswissenschaft. Dabei geriet der katholische Einfluss insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch in den Hintergrund. Tatsächlich mangelt es an einer Aufarbeitung katholischer Perspektiven auf Kindheit und Jugend und vor allem der Erziehungspraxis, obwohl Sie den Rang einer Sozialisationsinstanz einnahmen und mit einer Schar an Ordensschwestern und Laien das Jugendwohlfahrtswesen dominierten.

Das Dissertationsprojekt von Franziska Nicolay-Fischbach widmet sich diesem Forschungsdesiderat katholischer Erziehungskonzepte und Erziehungsideale sowie deren praktischer Umsetzung in Bayern zwischen 1918 und 1945. Analog zur Sozialisationsforschung werden die katholischen Erziehungsideale sowie die Erziehungspraxis auf verschiedenen Ebenen untersucht werden: Auf institutioneller Ebene (Bischofskonferenzen, bischöfliche Leitsätze, Pastoralanweisungen, staatliche Grundlagen etc.), persönlicher Ebene (Eltern, Familie und Pfarrseelsorge) und die Erziehung durch Laien und in Laienverbänden. Dieser Querschnitt durch die verschiedenen „Ebenen der Erziehung“ soll alltags- und erfahrungsgeschichtlich, aber auch im Kontext der zeitgenössischen Diskurse zu Erziehung, Pädagogik und Katechese erfolgen. Das Promotionsvorhaben beleuchtet etwaige Spielräume für moderne Erziehungspraktiken, starres Festhalten an der katholischen Sozialethik aber auch potenzielle Konkurrenz etwa zwischen Jugendverbänden und bischöflichen Leitsätzen. Darüber hinaus ermöglicht es der lange Untersuchungszeitraum, Kontinuitäten und Zäsuren im Hinblick auf Diskurse, Ideale und Praxis aufzuzeigen. Als Quellen werden die relevanten Bestände der bayerischen Diözesanarchive herangezogen sowie die Akten zu verschiedenen katholischen Erziehungseinrichtungen und Vereinen (Christlicher Mütterverein, Fürsorgevereine, Mädchenschutzvereine etc.), die sich zum Teil in den immer noch bestehenden Institutionen oder aber in teilweise erschlossenen Pfarreiarchiven befinden.




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