Frauenbewegungen auf dem Land. Neue Partizipationskulturen in Bayern und in Nordrhein-Westfalen seit den 1960er Jahren

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (IfZ):   Sandra Holtrup
Projektinhalt:

Wenngleich sich die Zentren der Neuen Frauenbewegung in den Groß- und Universitätsstädten wie (West-)Berlin, Frankfurt am Main und München befanden, wurden seit den 1970er Jahren auch auf dem Land Frauengruppen, -projekte und -initiativen gegründet, die aktiv ihre Forderungen nach mehr Gleichberechtigung auf die Straße trugen. Auf welche Weise(n) sich der frauenbewegte Aufbruch abseits der Protestmetropolen entwickelte, stellt allerdings noch ein Forschungsdesiderat dar. Wer waren die Trägerinnen des feministischen Protests auf dem Land? Mit welchen Formen, Strategien und Praktiken schafften sie es, gemeinsam ihre Projektziele zu verwirklichen? Wie gingen kommunale Verwaltungen, politische Parteien und traditionelle (Frauen-)Organisationen mit den Forderungen der Feministinnen um? Und wie sah das Verhältnis zwischen Großstadt- und Land-Feministinnen aus?

Das Ziel des Promotionsprojekts ist es, das gängige Bewegungsnarrativ des Stadt-Land-Gefälles zu überprüfen, um grundsätzlich der spezifischen Eigenlogik von feministischem Engagement und Protest in dörflich, klein- und mittelstädtisch geprägten Räumen nachzugehen. Die forschungsleitende Ausgangsthese des Projekts lautet hierbei, dass der Faktor „Lokalität“ – gleichermaßen als Beharrungs- wie als Bewegungsmoment – einen besonderen Einfluss auf die Entstehung, den Verlauf und die Folgen ländlicher Aufbruchsbewegungen von Frauen ausübte. Weil die Neue Frauenbewegung grundsätzlich ein vielfältiges, wandelbares und damit heterogenes Phänomen darstellt, lohnt sich ihre Untersuchung auch und besonders im interregionalen Vergleich. An regionalen Beispielen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen werden daher ländliche Frauenbewegungen, ihre Entstehung, Entwicklung und Wirkung mittels eines multiperspektivischen und systematischen Zugriffs näher beleuchtet, um auf diese Weise den Einflussfaktoren auf, den Verhinderungsdynamiken und (Miss-)Erfolgen neuer Partizipationskulturen von Frauen auf dem Land nachzugehen. Dabei werden Forschungsansätze aus der Frauenbewegungs- und Geschlechtergeschichte, der Politik- und Regionalgeschichte kombiniert. Um dem multiperspektivischen Forschungsansatz gerecht zu werden, werden sowohl bewegungsinterne als auch institutionelle und eher bewegungskritische Überlieferungen berücksichtigt.

Das Projekt wird durch das Hannelore-Mabry-Stipendium des IfZ gefördert.




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