Gedenkbuch für die Juden in Mecklenburg 1845-1945

Abgeschlossenes Projekt

Projektinhalt:

In diesem Gedenkbuch, das mit Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern entsteht, sollen alle zwischen 1845 und 1945 geborenen und möglichst viele der in diesem Zeitraum in Mecklenburg lebenden Juden erfasst werden. Zu den wichtigsten Kooperationspartnern dieses Vorhabens gehören das Bundesarchiv, das Landeshauptarchiv Schwerin, die Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, eine Reihe von Stadtarchiven des Landes Mecklenburg-Vorpommern, auf diesem Gebiet tätige Stiftungen und Vereine sowie einige einschlägig ausgewiesene Einzelforscher.
Die Zahl der Juden in Mecklenburg ist schon vor den Verfolgungsmaßnahmen des Dritten Reiches erheblich zurückgegangen; lebten 1850 noch 3.267 Juden in beiden mecklenburgischen Großherzogtümern (0,5 Prozent der Bevölkerung), so waren es 1933 noch 1.003 Juden (0,13 Prozent). Im NS-Staat ist die Zahl der Juden in Mecklenburg bis 1939 auf 357 zurückgegangen (0,04 Prozent), während im Deutschen Reich zu dieser Zeit durchschnittlich 0,4 Prozent (also zehnmal mehr) der Bevölkerung Juden waren. Nach den Deportations- und Mordaktionen der Jahre 1942/43 lebten 1944 noch 86 Juden in Mecklenburg, von denen die meisten mit "arischen Deutschen" verheiratet und durch diese "privilegierten Mischehen" zumindest partiell und zeitweise vor antijüdischen Maßnahmen geschützt waren.
Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden zwischen 1845 und 1945 in 170 mecklenburgischen Orten mindestens 3.665 Juden geboren. Allein in 54 Städten der beiden Mecklenburg bzw. (ab 1934) des Landes Mecklenburg wurden 3.480 Juden geboren; das waren 95 Prozent aller in Mecklenburg geborenen Juden, die somit als ein eindeutig städtisches Phänomen zu bezeichnen sind. Das bedeutet im Umkehrschluss, daß nur 184 Juden in 116 mecklenburgischen Dörfern zur Welt kamen. Bemerkenswert erscheint, daß von den 3.665 in Mecklenburg geborenen Juden nur 424 dort auch längere Zeit gelebt haben.
Nach bisherigen Erkenntnissen haben zwischen 1932 und 1945, also in der Zeit der NS-Herrschaft in Mecklenburg, in 104 Ortschaften des Landes 1.183 Personen gelebt, die sich als jüdisch bezeichneten und/oder Mitglied in einer der einstmals 44 jüdischen Gemeinden waren bzw. ab 1935 durch die NS-Rassengesetzgebung als Juden definiert wurden. Von diesen 1.183 Juden wurden nur 452 in Mecklenburg geboren (38,2 Prozent).
Ziel des Projektes ist es zum einen, die Namen, Geburtsdaten, Geburtsorte, Wohnorte, Berufe, Lebenswege (Migration, Emigration, Deportation) sowie die Todesdaten und Todesorte der Juden in und aus Mecklenburg zu dokumentieren; darüber hinaus sollen auch die spezifischen Lebensbedingungen der Juden in Mecklenburg und besonders bemerkenswerte Einzelschicksale beschrieben werden. Zum anderen werden wichtige Aspekte der Geschichte der mecklenburgischen jüdischen Gemeinden (Gründung, Auflösung, Mitgliederzahl, Vorsteher), ihrer Synagogen und Friedhöfe beschrieben.

Publikationen im Rahmen des Projekts

Michael Buddrus, Sigrid Fritzlar. Unter besonderer Mitarbeit von Ute Eichhorn, Angrit Lorenzen-Schmidt, Martin Wiesche. Herausgeber: Institut für Zeitgeschichte München-Berlin, Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern

Juden in Mecklenburg 1845-1945.

Schwerin 2019


 



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