Heimlicher Herrscher Bayerns? Michael Kardinal von Faulhaber in der bayerischen Politik 1918-1933

Projektinhalt:

Michael Kardinal von Faulhaber war in der Zwischenkriegszeit sicherlich der bedeutendste Kirchenführer Bayerns und verfügte über beste Beziehungen zu bayerischen Politikern, Beamten und Adeligen; die traditionell bayernfreundlichen vatikanischen Behörden schätzten ihn besonders als Ansprechpartner auch für vertraulichste strategische Projekte. Mehrfach wurde in der Forschungsliteratur – ohne hierfür eine ausreichende Quellengrundlage nachzuweisen – die These aufgestellt, der Kardinal sei einer der wichtigsten Politiker Bayerns in dieser Zeit gewesen, habe die Politik der ersten bayerischen Demokratie sogar maßgeblich bestimmt.

Das Dissertationsprojekt von Thomas Schütte (Betreuer: Prof. Dr. Ferdinand Kramer) geht dieser Frage nach und befasst sich zum einen mit Michael Faulhabers Einfluss auf und seine Rolle in der bayerischen Politik der Zwischenkriegszeit – als Kultuspolitiker, als Innen- und Außenpolitiker – und besonders als Symbolfigur für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Prominent geraten dabei die in seinen Besuchstagebüchern außerordentlich detailliert überlieferten Netzwerke des Kardinals in den Blickpunkt, deren EDV-gestützte Analyse einen Erklärungsansatz für den außerordentlichen Erfolg bei der Durchsetzung seiner politischen Ziele liefert. Zum anderen scheint in den Quellen eine starke Diskrepanz zwischen Faulhabers Agieren und seiner Wirkung in den verschiedenen Bevölkerungsmilieus auf, die sich nur über die mit dem Topos „symbolische Herrschaft“ verknüpften Theorien erklären lässt.




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