Kooperation, Konkurrenz, Komplexität: Die deutsch-deutsche Dimension des „Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse“

Projektinhalt:

Das 1972 in Laxenburg bei Wien gegründete International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) war das erste große blockübergreifende Forschungsinstitut.

Das IIASA wurde im Zeichen der Entspannung im Kalten Krieg begründet und von Wissenschaftsorganisationen aus zwölf Ländern getragen, darunter die USA und die UdSSR sowie die Bundesrepublik Deutschland und die DDR. Aufgabe des IIASA war es, sich mit den gemeinsamen Problemen „fortgeschrittener“ Industriegesellschaften zu beschäftigen. Ein Impuls zur Gründung des IIASA war die Überlegung, dass angesichts globaler, zunehmend komplexer Probleme eine nationale oder blockspezifische Analyse und Bearbeitung nicht mehr ausreichend sei; Probleme wie Energieknappheit und Umweltverschmutzung erschienen nur noch durch Kooperation zwischen Ost, West und Süd lösbar.

Politische Rücksichtnahmen und Spannungen in der Gründungsphase führten dazu, dass das IIASA nicht von Staaten, sondern von Wissenschaftsorganisationen (wie der Max-Planck-Gesellschaft für die Bundesrepublik und der Akademie der Wissenschaften für die DDR) getragen wurde. Damit kooperierten und konkurrierten wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Akteure aus West und Ost. Zudem stießen im interdisziplinär arbeitenden IIASA unterschiedliche Ansätze und Fachkulturen aufeinander, die unter dem Befund zunehmender „Komplexität“ kooperierten.

Das Dissertationsprojekt zielt auf die Interaktionsdynamiken von Kooperation und Konkurrenz im IIASA. Dabei konzentriert es sich auf die deutsch-deutsche Dimension. Diese Zusammenarbeit war angesichts der erst 1972 erfolgten politischen Anerkennung der DDR durch die Bundesrepublik und die direkte Systemkonkurrenz mit besonderer Brisanz verbunden. Untersucht werden Selbstverständnis und Abgrenzungsmuster, Arbeitsformen und kooperative oder kompetitive Praktiken west- und ostdeutscher Wissenschaftler im IIASA. Ins Blickfeld rücken zudem Interaktionen zwischen Politik und Wissenschaft im Kontext der Wissenschafts- und Technologiepolitik des Kalten Krieges und die Verwendung des produzierten Wissens in der Bundesrepublik und der DDR.

Das Projekt, betreut von Elke Seefried, ist ein Teilprojekt der DFG-Forschergruppe „Kooperation und Konkurrenz in den Wissenschaften“.




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