Seit den 1950er Jahren entstanden in Ost- und Westdeutschland staatliche, parteipolitische und zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich unter dem Schlagwort der „Entwicklungshilfe“ beziehungsweise der „internationalen Solidarität“ in der sogenannten „Dritten Welt“ engagierten. An der Schnittstelle zwischen Kaltem Krieg und Nord-Süd-Konflikt bot dieses Politikfeld eine spezifische Arena für die ideologische, wirtschaftliche und machtpolitische Auseinandersetzung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Umgekehrt wirkten die Erfahrungen, die die Akteure vor Ort bei der Umsetzung ihrer Projekte machten, auf beide deutsche Gesellschaften zurück.
Das als deutsch-deutsche Verflechtungsgeschichte angelegte Forschungsprojekt bietet einen Überblick über Konzepte, Akteure und Praktiken entwicklungspolitischen Engagements in Ost und West zwischen 1945 und 1990. Anhand ausgewählter Fallbeispiele werden fünf Felder in den Blick genommen: (1) Armut, Hunger und Entwicklung; (2) Migration, Flucht und humanitäre Hilfe; (3) Militärdiktaturen, Menschenrechte und Solidarität; (4) Dekolonialisierung, Rassentrennung und „Befreiungsbewegungen“, sowie (5) Umwelt, Nachhaltigkeit und Entwicklung.
Die Ergebnisse des Projekts werden im be.bra-Verlag in der Reihe „Die geteilte Nation. Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1990“, hrsg. von Stefan Creuzberger, Dominik Geppert und Dierk Hoffmann, veröffentlicht.