„Ich habe ein Geschäft von einem Juden gemietet”

Polnisch-jüdische autonome Wirtschaftskooperationen im Generalgouvernement 1939–1942/1943 - Vortrag von Jerzy Kochanowski im Kolloquium des Zentrum für Holocaust-Studien

Das vorgestellte Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms „Hilfe und Rettung von Juden in den besetzten polnischen Gebieten – neue Perspektiven“ (Zentrum für Holocaustforschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften) durchgeführt. Ziel ist eine kritische, interdisziplinäre Betrachtung der Hilfe von Polen für Juden während der deutschen Besatzung im Generalgouvernement – unter Berücksichtigung historischer, sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und räumlicher Aspekte. Im Mittelpunkt stehen sowohl die Beschreibung unterschiedlicher Muster und Mechanismen der Hilfe als auch die Reflexion über den Begriff „Hilfe“.

Wie schwierig und vieldeutig dieses Thema ist, zeigt das bislang nur wenig erforschte Phänomen polnisch-jüdischer wirtschaftlicher Kooperationen während der Besatzungszeit. Zentrales Kriterium für „Kooperation“ ist deren Freiwilligkeit – auch wenn sie unter situativen Zwängen stattfand. Die beteiligten Gruppen verfolgten dabei unterschiedliche Ziele: Für Juden war sie eine Überlebensbedingung, für Polen eine Strategie zur Erleichterung des Überlebens, für (Volks-)Deutsche hingegen vor allem ein Mittel zur Gewinnerzielung. Das Kriterium der Freiwilligkeit schließt sowohl Erpressung gegenüber Juden als auch Teile der Korruptionsphänomene mit ihren offensichtlichen Zwangsfaktoren aus der Analyse aus.

Jerzy Kochanowski ist Professor an der Fakultät für Kultur- und Kunstwissenschaften der Universität Warschau. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Warschau (2000–2005), Gastprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (2007), Senior Fellow am Imre-Kertész-Kolleg der Universität Jena (2011–2012, 2018, 2025) sowie Fellow an der Hoover Institution der Stanford University (2024). Seine Forschungsschwerpunkte sind die Sozial- und Kulturgeschichte Polens und Osteuropas im 20. Jahrhundert, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs (Alltagsleben, informelle Wirtschaft, polnisch-jüdische und polnisch-deutsche Beziehungen, Zwangsmigrationen).

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Lehrstuhl für Geschichte Ost- und Südosteuropas der LMU und dem Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte der LMU.

ORT
Ludwig-Maximilians-Universität München
Historicum, Raum K 201
Amalienstraße 52
80799 München

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