Druckfrisch: VfZ 4/2024

Das Oktoberheft der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte ist erschienen

1986 startete mit „Kir Royal“ eine Fernsehserie über die Münchner Schickeria, die bis heute Kult geblieben ist. Doch das teure Modegetränk, dem die Serie ihren Namen verdankt, wäre ohne ein wegweisendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs vermutlich nie populär geworden, durfte der französische Johannisbeerlikör, den man dafür benötigt, doch bis Ende der 1970er Jahre nicht importiert werden. Kiran Klaus Patel zeigt am Beispiel des Cassis de Dijon-Urteils von 1979, wie vielfältig und verschlungen, aber doch wirkungsmächtig und tiefgreifend Transformationsprozesse gewesen sind, die über das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung weit über den freien Warenverkehr hinausgriffen – und kritische, die Integration gefährdende Gegenbewegungen hervorbrachten.

Neben diesem Aufsatz enthält das Oktoberheft vier weitere Beiträge: Kurt Bauer geht der Frage nach, ob Österreicher unter NS-Tätern überrepäsentiert waren. Dazu passend zeichnet Robert Obermair die Biografie des österreichischen Nationalsozialisten Oswald Menghin nach, der beim sogenannten Anschluss und der anschließenden Nazifizierung der österreichischen Hochschulen eine zentrale Rolle spielte, 1948 nach Südamerika entkam und in Argentinien ein bemerkenswerte zweite Karriere als Prähistoriker machte. Josefine Preißler wirft auf der Basis neu erschlossener Quellen einen Blick hinter die weitgehend arkanen Kulissen des 1979 unter maßgeblicher Beteiligung von Hans Filbinger gegründeten Studienzentrums Weikersheim. Sie zeigt dabei, wie sich die Weikersheimer bis 1985 immer deutlicher von einem liberalen Konservatismus abgrenzten, um sich mehr und mehr der Neuen Rechten zuzuwenden. Dieser Beitrag ist bis zum Erscheinen des nächsten Hefts im Free Access zugänglich. Eva-Maria Roelevink schließlich nimmt in ihrer Dokumentation den Wirtschaftshistoriker Wilhelm Treue in den Blick und stellt einen Zusammenhang her zwischen seiner blockierten Karriere im Dritten Reich und seiner Konzeption von Unternehmensgeschichte. Sie erzählt die Anfänge seines Werdegangs neu und präsentiert ein Dokument, das ein Schlaglicht auf Treues Rolle in einem vergessenen Projekt wirft, die Geschichte der nationalsozialistischen Kriegsanstrengungen zu schreiben.

Abstracts zu den einzelnen Beiträgen und weitere Informationen finden Sie auf den Seiten der VfZ.

Zum Einstieg in das Oktoberheft empfehlen wir unser Videoformat „Ins Heft gezoomt“: VfZ-Chefredakteur Thomas Schlemmer hat dafür Kiran Klaus Patel über seinen Aufsatz „Transformation on the Rocks. Zur Geschichte europäischer Integration seit den 1980er Jahren“ interviewt.

Alle Videos aus den Reihen „Ins Heft gezoomt“ und „In die Redaktion gezoomt“ finden Sie in unserer Rubrik VfZ Hören und Sehen.



© Institut für Zeitgeschichte

Druckfrisch: VfZ 4/2024

Das Oktoberheft der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte ist erschienen

1986 startete mit „Kir Royal“ eine Fernsehserie über die Münchner Schickeria, die bis heute Kult geblieben ist. Doch das teure Modegetränk, dem die Serie ihren Namen verdankt, wäre ohne ein wegweisendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs vermutlich nie populär geworden, durfte der französische Johannisbeerlikör, den man dafür benötigt, doch bis Ende der 1970er Jahre nicht importiert werden. Kiran Klaus Patel zeigt am Beispiel des Cassis de Dijon-Urteils von 1979, wie vielfältig und verschlungen, aber doch wirkungsmächtig und tiefgreifend Transformationsprozesse gewesen sind, die über das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung weit über den freien Warenverkehr hinausgriffen – und kritische, die Integration gefährdende Gegenbewegungen hervorbrachten.

Neben diesem Aufsatz enthält das Oktoberheft vier weitere Beiträge: Kurt Bauer geht der Frage nach, ob Österreicher unter NS-Tätern überrepäsentiert waren. Dazu passend zeichnet Robert Obermair die Biografie des österreichischen Nationalsozialisten Oswald Menghin nach, der beim sogenannten Anschluss und der anschließenden Nazifizierung der österreichischen Hochschulen eine zentrale Rolle spielte, 1948 nach Südamerika entkam und in Argentinien ein bemerkenswerte zweite Karriere als Prähistoriker machte. Josefine Preißler wirft auf der Basis neu erschlossener Quellen einen Blick hinter die weitgehend arkanen Kulissen des 1979 unter maßgeblicher Beteiligung von Hans Filbinger gegründeten Studienzentrums Weikersheim. Sie zeigt dabei, wie sich die Weikersheimer bis 1985 immer deutlicher von einem liberalen Konservatismus abgrenzten, um sich mehr und mehr der Neuen Rechten zuzuwenden. Dieser Beitrag ist bis zum Erscheinen des nächsten Hefts im Free Access zugänglich. Eva-Maria Roelevink schließlich nimmt in ihrer Dokumentation den Wirtschaftshistoriker Wilhelm Treue in den Blick und stellt einen Zusammenhang her zwischen seiner blockierten Karriere im Dritten Reich und seiner Konzeption von Unternehmensgeschichte. Sie erzählt die Anfänge seines Werdegangs neu und präsentiert ein Dokument, das ein Schlaglicht auf Treues Rolle in einem vergessenen Projekt wirft, die Geschichte der nationalsozialistischen Kriegsanstrengungen zu schreiben.

Abstracts zu den einzelnen Beiträgen und weitere Informationen finden Sie auf den Seiten der VfZ.

Zum Einstieg in das Oktoberheft empfehlen wir unser Videoformat „Ins Heft gezoomt“: VfZ-Chefredakteur Thomas Schlemmer hat dafür Kiran Klaus Patel über seinen Aufsatz „Transformation on the Rocks. Zur Geschichte europäischer Integration seit den 1980er Jahren“ interviewt.

Alle Videos aus den Reihen „Ins Heft gezoomt“ und „In die Redaktion gezoomt“ finden Sie in unserer Rubrik VfZ Hören und Sehen.

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