Bill Niven ist Professor für zeitgenössische deutsche Geschichte an der Nottingham Trent University in England. Er hat über die Rezeption von Friedrich Hebbel und seinen Werken im Dritten Reich promoviert, legte dann 2001 mit „Facing the Nazi Past” eine Studie vor, in der er die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland seit der Wiedervereinigung analysierte. Es folgten Bücher und Sammelbände zu unterschiedlichen Aspekten der Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit und Erinnerungskultur, wie z.B. „Germans as Victims” (2006, als Herausgeber) und „The Buchenwald Child”, das 2008 in deutscher Übersetzung herauskam. 2019 erschien bei Yale University Press “Hitler und Film”, in dem Niven Hitlers Beziehung zur nationalsozialistischen Filmindustrie untersuchte.
Bill Niven hat auch an mehreren Ausstellungen gearbeitet. Zusammen mit Amy Williams (NTU), Andrea Hammel (Universität Aberystwyth) und Norbert Wiesneth (PhotoWerkBerlin) hat er eine Open-Air-Ausstellung zum Thema Kindertransport geschaffen, die im August 2019 am S-Bahnhof Berlin-Charlottenburg eröffnet wurde. Niven ist Gründungsmitglied des akademischen Beirats am National Holocaust Centre and Museum in Nottinghamshire, England.
Bei der Forschungsarbeit für „Hitler und Film“ stieß Niven auf viele Dokumente, die ein interessantes Licht auf die Nachkriegsrezeption des nationalsozialistischen Filmes Jud Süß (1940) werfen. Zu diesem Thema hat er inzwischen in mehreren Archiven in Deutschland geforscht (z.B. Bundesarchiv Koblenz, Bundesarchiv Berlin, Filmarchiv Düsseldorf, Deutsches Filmarchiv Potsdam, Landeshauptarchiv Stuttgart). Geplant ist ein Buch beim Mitteldeutschen Verlag – also, auf Deutsch geschrieben – das im Frühjahr 2021 erscheinen soll, unter dem Titel ‚Jud Süß‘: Die Nachwirkungen eines nationalsozialistischen Filmes.
Die Archivarbeit ist nicht ganz abgeschlossen, und die anvisierten drei Monate in München werden vor allem dank direktem Zugang zum Archiv des Instituts für Zeitgeschichte helfen, die letzten Recherchen durchzuführen. Niven wird seine Zeit in München auch dazu benutzen, den ersten Entwurf seines Buches zu Ende zu schreiben.