Visual History Archive

Seit 2017 bietet das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) seinen Nutzerinnen und Nutzern einen Vollzugang zum Visual History Archive der USC Shoah Foundation.

Angeregt durch persönliche Begegnungen während der Dreharbeiten zu "Schindlers Liste", rief Steven Spielberg 1994 die gemeinnützige Organisation "Survivors of the Shoah Visual History Foundation" ins Leben. Bis zum Jahr 1999 wurden mehr als 50.000 Interviews mit jüdischen Überlebenden des Holocaust, aber auch mit anderen während des Nationalsozialismus Verfolgten (etwa Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Zeugen Jehovas, Überlebende der "Aktion T 4", Homosexuellen) und mit Zeugen nationalsozialistischer Verbrechen (etwa Helfer, Retter, Befreier) geführt. Bis 2006 katalogisierte und indexierte die Stiftung das Filmmaterial, wodurch die weltweit umfangreichste Interviewsammlung zum Holocaust und zum Nationalsozialismus entstand.

Seit 2006 ist die Stiftung als "USC Shoah Foundation. The Institute for Visual History and Education" Teil der University of Southern California, Los Angeles. Die Sammlung wurde inzwischen um weitere Interviews mit Überlebenden und Zeugen anderer Genozide wie etwa dem Völkermord an den Armeniern 1915 - 1917, dem Nanjing-Massaker 1937/38, dem Genozid der Roten Khmer in Kambodscha 1975 - 1979 und dem Völkermord in Ruanda 1994 ergänzt. Das "Visual History Archive" umfasst damit rund 54.000 lebensgeschichtliche Interviews mit einer Gesamtdauer von etwa 114.000 Stunden, die in 62 Ländern und 41 Sprachen aufgezeichnet worden sind.

Weltweit kooperieren etwa 50 Institutionen mit der USC Shoah Foundation, um Nutzerinnen und Nutzern einen Vollzugang zu den minutengenau verschlagworteten und meist transkribierten Interviews zu ermöglichen. Das Institut für Zeitgeschichte in München (IfZ) ist neben Einrichtungen in Berlin und Frankfurt der einzige Standort in Deutschland, der in seinen Räumen in der Münchner Leonrodstraße diesen Datenbankservice bereitstellt. Gerade für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Fellows des Zentrums für Holocaust-Studien am IfZ ist die Interview-Datenbank ein wertvolles Arbeitsinstrumentarium für Forschung und Lehre. Die Sammlung, in der vor allem die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu Worte kommen, ist auch eine wichtige Ergänzung zur Datenbank "Die Verfolgung von NS-Verbrechen durch deutsche Justizbehörden seit 1945", die über 50.000 Justizverfahren zu NS-Verbrechen, die seit 1945 von Staatsanwaltschaften und Gerichten in West- und Ostdeutschland durchgeführt worden sind, katalogisiert.

Interessierte Nutzerinnen und Nutzer können über das Datenbank-Infosystem (DBIS) in den Lesesälen der Bibliothek und des Archivs des IfZ kostenfrei auf die Interviewsammlung zugreifen. Der Zugang ist über die PCs in den Lesesälen und im Informationszentrum des Instituts für Zeitgeschichte sowie über den eigenen Rechner im WLAN-Netz des IfZ möglich. Die Bibliothek stellt auch Kopfhörer zur Benutzung zur Verfügung. Einen Eindruck von der Sammlung können Sie sich über das kostenlose Online-Archiv (Visual History Archive Online) verschaffen, über das eine Auswahl von etwa 1800 Interviews zugänglich ist.

Öffnungszeiten von Lesesaal 1 und Informationszentrum am Institut für Zeitgeschichte:
Montag bis Freitag, 9.00 bis 19.00 Uhr
Information und Beratung durch die Bibliothek:
Montag bis Freitag von 9.00 bis 12.30 Uhr sowie Montag bis Donnerstag von 13.30 bis 17.00 Uhr



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