Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2024

IfZ-Oberseminar

Prof. Dr. Thomas Raithel, PD Dr. Thomas Schlemmer, Prof. Dr. Andreas Wirsching

LMU München
Zeit: Donnerstag, 17-20 Uhr
Ort: IfZ, Vortragsraum

Das Oberseminar richtet sich in erster Linie an die von IfZ-Dozentinnen und -Dozenten betreuten oder im IfZ tätigen Doktorandinnen und Doktoranden sowie an Verfasserinnen und Verfasser von Master- und Staatsexamensarbeiten. Darüber hinaus steht das Seminar allen Studierenden der LMU offen. Neben der Vorstellung und Diskussion laufender Qualifizierungsarbeiten werden allgemeine Probleme von Qualifizierungsarbeiten sowie methodische Fragen der Geschichtswissenschaft erörtert

Prof. Dr. Magnus Brechtken

Ludwig-Maximilians-Universität München
Übung:
Hitler-Reden als Forschungsgegenstand
Zeit: Donnerstag, 10-12 Uhr
Ort: Amalienstr. 52, K 402

Die Rolle und Bedeutung Adolf Hitlers für den Aufstieg und die Herrschaft des Nationalsozialismus wird in der Geschichtswissenschaft seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Während Hitler von den einen als „master of the Third Reich“ (Norman Rich) gesehen wird, charakterisieren ihn andere als „in mancher Hinsicht schwachen Diktator“ (Hans Mommsen). Ähnliches gilt für die Durchsetzung der Herrschaft und die Bedeutung der Ideologie. Eine zentrale Quelle die wissenschaftliche Beurteilung der Argumente sind Hitlers Reden. Für die Zeit bis 1933 liegen diese bereits in einer kritischen Edition vor und können entsprechend in den weiteren Kontext der Forschung Kontroversen gestellt werden. Für die Zeit zwischen 1933 und 1945 gibt es bislang keine verlässliche Zusammenstellung geschweige denn eine kritische Edition. In der Übung wird für die Herrschaftsform an exemplarischen Reden analysiert, in welchem Perspektiven sich hier die über Jahrzehnte entwickelten Forschungsfragen erkennen lassen und welche Antworten sich bieten. Die Übung ist verbunden mit einem Einblick in das am Institut für Zeitgeschichte zum Jahresbeginn 2024 begonnene Forschungsprojekt »Kritische Edition der Hitler-Reden 1933-1945«.

PD Dr. Bernd Gotto

Ludwig-Maximilians-Universität München
Vertiefungskurs:
Briefe an die Mächtigen: Direkte Bürger:innenkommunikation mit Spitzenpolitiker:innen in Deutschland im 20. Jahrhundert
Zeit: Montag, 13-16 Uhr
Ort: Schellingstr. 12, K 226

Briefe vom „einfachen Volk“ an Herrschende sind an sich ein vormodernes Kommunikationsmittel. Doch auch in der modernen Massengesellschaft des 20. Jahrhunderts blühte diese direkte, schriftliche Kontaktform in sämtlichen politischen Regimen und Gesellschaftssystemen, die auf deutschem Territorium existierten. Bereits in den 1950er Jahren erhielt Bundespräsident Theodor Heuss nach eigenen Aussagen 300 bis 400 Briefe pro Tag. Die Inhalte reichen von Unterstützungsgesuchen in persönlichen Anliegen über Huldigungsschreiben oder (meist anonym verfasste) Schmähbriefe bis zu Kommentaren zu politischen Themen. Als Kommunikationsakt sind solche Briefe eine Form der Teilnahme am öffentlichen Geschehen. Diese Form der „Einmischung“ von unten ist sowohl für Zeiten eingeschränkter Partizipationsrechte als auch für Phasen größerer politischer Freiheit sehr aufschlussreich. Wir werden nach Funktion, Form und Effekten der direkten Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern einerseits und den Inhaberinnen und Inhabern von politischen Spitzenpositionen fragen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, was diese in den Archiven äußerst zahlreich überlieferten Dokumente über das Selbstverständnis der Schreibenden und die jeweilige politische Kultur aussagen können. Besonderes Augenmerk wird auch dem Umgang mit Eingaben, Briefen usw. durch Politikerinnen und Politiker gelten.

PD Dr. Tobias Hof

Ludwig-Maximilians-Universität München
Seminar:
Die Geschichte der Olympischen Spiele in der Neuzeit
Zeit: Montag, 10-13 Uhr
Ort: Amalienstr. 52, Raum K 201

In diesem Seminar steht die Geschichte der modernen Olympischen Spiele (1896 bis heute) im Mittelpunkt. Es handelt sich somit um einen Kurs zur Sportgeschichte, in dem wir uns unter anderem mit den Ideologien des Amateurismus im neunzehnten Jahrhundert beschäftigen, mit der Nationalisierung und politischen Instrumentalisierung des Sports, mit der Art und Weise, wie olympische Wettkämpfer*innen (und Nicht-Wettkämpfer*innen) die Spiele nutzten, um gegen ihre Regierung oder gegen die globale politische Ordnung zu protestieren, mit Fragen des Rassismus, der sozialen Klasse, des Geschlechts und der Frage nach, wer als „echter“ oder „fähiger“ Athlet*in galt, sowie mit der Geschichte des „Dopings“ im Sport.

Aber dies ist auch ein Kurs, der weit über die Sportgeschichte hinausgeht. Denn wer sich mit der Geschichte der modernen Olympischen Spiele beschäftigt, untersucht auch den Aufstieg von Nationalismus und Imperialismus, von Nationalsozialismus und Faschismus und der Reaktion auf diese Phänomene in den 1930er Jahren, analysiert die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion im Kalten Krieg, die Unabhängigkeitsbewegungen im globalen Süden, die südafrikanische Apartheid und die internationale Anti-Rassismus-Bewegung, die Spannungen zwischen dem chinesischen Festland und Taiwan, die Frage eines geteilten Deutschlands, den Israel-Palästina-Konflikt und die sich entwickelnde Definition von „Menschenrechten“. Diese und andere politische Kontroversen, Phänomene und Ereignisse sind deshalb ebenso ein wichtiger Bestandteil unseres Seminars.

Beginnend mit den ersten modernen Olympischen Spielen in Athen 1896 und endend mit den Winterspielen in Peking 2022 werden wir uns exemplarisch mit den Olympischen Winter- und Sommerspielen auseinandersetzten. Dabei werden wir auch dem Paradox nachgehen, dass mit den Olympischen Spielen eigentlich ein Ereignis geschaffen wurde, um die Gemeinsamkeit der Menschheit zu feiern, das aber zugleich von den Athleten verlangt, dass sie als Vertreter verschiedener Nationen antreten. Wir werden erörtern, wie eine feierliche Veranstaltung, die Wettkämpfer und Zuschauer bereichern soll, die Gastgeberstädte und -nationen oft in tiefe Schulden stürzt. Schließlich werden wir uns fragen, ob die Olympischen Spiele dazu beigetragen haben, politische Gräben zu überwinden und internationale Spannungen abzubauen, ob die Spiele diese Konflikte sogar noch verschärft haben oder ob die Olympischen Spiele letztlich politisch bedeutungslos sind.

 

Prof. Dr. Dierk Hoffmann

Universität Potsdam
Oberseminar: 
Der Weg zur doppelten Staatsgründung 1949. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland
Zeit: Freitag, 14-16 Uhr, Dauer: 12.04.2024 bis 19.07.2024 
Ort: Historisches Seminar, Raum 1.12.0.05

PD Dr. Christian Marx

Universität Trier
Hauptseminar:
„Kanonen statt Butter“ Wirtschaft im Nationalsozialismus
Zeit: Freitag, 10-12 Uhr, 19.04.2024 – 19.07.2024
Ort: Raum A7

Im Mittelpunkt der NS-Wirtschaftspolitik stand zunächst die Überwindung der Massenarbeitslosigkeit. Staatliche Bauprogramme, umfangreiche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und die konjunkturelle Erholung ließen die Arbeitslosenzahlen bis 1936 wieder auf das Niveau von 1928 absinken, doch ging dieser Aufschwung keineswegs mit erweiterten Konsummöglichkeiten einher. Mit der Parole „Kanonen statt Butter“ legte Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess im Oktober 1936 die ökonomische Marschrichtung offen. Der Lebensstandard der deutschen Bevölkerung war infolgedessen schon vor Kriegsbeginn dürftig. Stattdessen setzte das NS-Regime von Anfang an auf eine Totalmobilisierung der Wirtschaft, um seine rüstungspolitischen und ideologischen Ziele umzusetzen.

Ziel des Seminars ist es, wirtschafts- und sozialhistorische Fragestellungen am Beispiel der nationalsozialistischen Wirtschaft zu vertiefen sowie theoretische Annahmen zu deren Beantwortung und gegenläufige Forschungspositionen kennenzulernen.

Einführende Literatur: Adam Tooze: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus, Bonn 2007; Magnus Brechtken: Die nationalsozialistische Herrschaft 1933-1939, 2. Auflage, Darmstadt 2012; Dietmar Süß/Winfried Süß: Das »Dritte Reich«. Eine Einführung, München 2008; Tim Schanetzky: „Kanonen statt Butter“. Wirtschaft und Konsum im Dritten Reich, Bonn 2016; Michael Wild: Geschichte des Nationalsozialismus, Göttingen 2008.

Dr. Caroline Mezger

Ludwig-Maximilians-Universität München
Basiskurs:
Das Habsburgerreich: Menschen, Nationen und Visionen
Zeit: Freitag, 10:15-12:45 Uhr, Beginn: 19. April 2024, Ende 19. Juli 2024
Ort: Amalienstr. 52, Raum K 302  

Als eines der bedeutendsten und vielfältigsten Staatsgebilde der neueren und neuesten europäischen Geschichte, konfrontiert das Habsburgerreich Historiker*innen seit Generationen mit zentralen Fragen der europäischen Modernität. Insbesondere im 19. Jahrhundert wurden im habsburgischen Vielvölkerstaat viele der historischen Konflikte ausgefochten, die uns noch heute beschäftigen: Konflikte zwischen liberalen und absolutistischen, zentralisierenden und föderalisierenden Herrschaftsformen; zwischen aufflammendem Nationalismus und bestehenden lokalen bzw. imperialen Loyalitäten; um die Erweiterung von Bildung, Wohlstand und politischen Rechten; sowie um das Zusammenleben diverser Religionen, Sprachen und Kulturen. In diesem Seminar werden diese Themen aus zwei Perspektiven durchleuchtet, um das Verhältnis von Staat und Gesellschaft ins Zentrum zu rücken. Einerseits werden wir die bewegte Geschichte des Habsburgerreichs im 19. Jahrhundert aus staatlicher und institutioneller Ebene „von oben“ untersuchen. Andererseits werden wir gezielt nach den menschlichen Erfahrungen „von unten“ fragen: Wie erlebten Menschen „ihr“ Habsburgerreich? Wie nutzten sie die Strukturen des Imperiums, um sich innerhalb der bahnbrechenden Veränderungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu verorten? Gleichzeitig dient das übergeordnete Thema des Basiskurses — wie bei allen Veranstaltungen dieses Typs — als Einführung in die Techniken und Grundzüge des wissenschaftlichen Arbeitens, von der Literaturrecherche über die Präsentation von Referaten bis zur Themenfindung und Verschriftlichung einer Hausarbeit.

Dr. Samuel Miner

Universität Augsburg
Übung:
Deutsche Verfassungsgeschichte im 20. Jahrhundert zwischen Monarchie, Diktatur und Demokratie
Zeit: Mittwoch, 15:45 - 17:15 Uhr
Ort: Raum D 2004

Deutschland erlebte im 20. Jahrhundert verschiedene Herrschaftssysteme: Monarchien, Demokratien, Nationalsozialismus und Kommunismus. Jedes politische Regime hatte spezifische Ansichten über Recht und Verfassung - die Definition von Grundrechten, Pflichten und die Ausgrenzung von "Feinden" war ein wesentlicher Bestandteil jeder Form von Staatsgewalt. Die Übung befasst sich mit den unterschiedlichen Formen von Recht und Verfassung und fragt, wie demokratische Rechtssysteme durch Diktaturen untergraben werden können, wie Diktaturen durch Recht und Gesetz eine Grundlage ihrer undemokratischen Herrschaft herausbilden, und wie es möglich ist, nach Krieg, Diktatur und Gewalt eine demokratische Verfassung wiederaufzubauen.

Dr. Bodo Mrozek

Freie Universität Berlin
Ringvorlesung:
Jüngst vergangene Wahrnehmung. Perspektiven einer Zeitgeschichte der Sinne
Zeit: Montag, 14-16 Uhr, 24.06.2024
Ort: Friedrich-Meinecke-Institut, Koserstr. 20, Hörsaal B

PD Dr. Thomas Schlemmer

Ludwig-Maximilians-Universität München
Übung:
Wissenschaftliches Publizieren. Wissenschaftliche Zeitschriften – Geschichte, Praxis und Perspektiven am Beispiel der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte
Zeit: Freitag, 10-12 Uhr, Beginn: 19. April 2024, Ende 19. Juli 2024
Ort: Historicum, Raum K 401

Wissenschaftliches Arbeiten und wissenschaftliche Publikationen sind zwei Seiten derselben Me­daille, denn ohne Veröffentlichungen ist wissenschaftlicher Fort­schritt nicht denkbar. Dabei sind Fachzeitschriften auch in der Geschichtswissenschaft ein zen­tra­les Medium für Kom­mu­nikation und Innovation. Gerade am Ende des Studiums erscheinen die Hürden für die erste eigene Publikation hoch. Diese Übung soll dazu dienen, sich im Dschun­­gel des wissen­schaftlichen Publikationswesens zurechtzufinden, die wichtigsten Schnitt­­stellen zwischen Redaktionen, Ver­lagen und Autorinnen beziehungsweise Autoren kennenzulernen und anhand der Arbeit der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte – einer der auf­la­genstärksten und bekanntesten deutsch­spra­chigen historischen Fachzeitschriften – nach­zu­voll­ziehen, wie aus einem Manuskript ein pub­lizierter Aufsatz wird.

Voraussetzungen für den erfolgreichen Ab­s­chluss des Se­mi­nars sind die re­gel­­­mäßige aktive Teilnahme am Se­mi­nar und die Über­nah­me ei­­nes Referats mit Thesenpapier. Er­­war­tet wird zudem die Lektüre aus­gewählter Tex­te und die Anfertigung kleinerer Ausarbeitungen zur Sit­zungs­vor­bereitung.

Prof. Dr. Martina Steber

Universität Augsburg
Professur für Neueste Geschichte
BA-Hauptseminar:
Die extreme Rechte in der Bundesrepublik
Zeit: Mittwoch, 8.15 – 9.45 Uhr
Ort: Raum D2128

Das Seminar beleuchtet die Geschichte der extremen Rechten in der Bundesrepublik von 1949 bis in die Gegenwart. Behandelt werden Parteien und Gruppen am rechten Rand des politischen Spektrums, der Rechtsterrorismus und die intellektuelle neue Rechte. Ferner wird die rechte Ideologie analysiert. Nicht zuletzt beschäftigt sich das Seminar mit dem Umgang von Staat und demokratischer Öffentlichkeit mit dem bundesrepublikanischen Rechtsextremismus.

Einführende Literatur: Gideon Botsch, Die extreme Rechte in der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis heute, Darmstadt 2012.

Prof. Dr. Hermann Wentker

Universität Potsdam
BA-Hauptseminar:
Von der Neuen Ostpolitik zur Wiedervereinigung: Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren
Zeit: Montag, 8:00-10:00 Uhr, Dauer: 08.04.2024 bis 15.07.2024 
Ort: Historisches Institut, Raum 1.11.2.03

Spätestens mit Beginn der Neuen Ostpolitik 1969 hatte sich herausgestellt, dass die Bundesrepublik Deutschland im westlichen Bündnis, in der Europäischen Gemeinschaft, aber auch weltweit an Bedeutung gewonnen hatte. Um das Gewicht der Bundesrepublik im internationalen System genauer zu bestimmen, wird in dem Seminar daher nach ihrer Rolle in den westeuropäischen Zusammenschlüssen NATO und EG, im Ost-West-Konflikt, aber auch in den Beziehungen zu den außereuropäischen Staaten gefragt. Eine besondere Rolle spielten dabei die deutsch-deutschen Beziehungen, die zwar berücksichtigt werden, aber nicht im Zentrum stehen.

Literatur: Ulrich Lappenküper, Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990, München 2008, Helga Haftendorn, Deutsche Außenpolitik zwischen Selbstbeschränkung und Selbstbehauptung, Stuttgart/München 2001



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