Das Reichsverkehrsministerium. Eine Infrastrukturanalyse des Nationalsozialismus

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (IfZ):  Dr. Niels Weise
Projektinhalt:

Das Reichsverkehrsministerium (RMV) erfüllte im Nationalsozialismus unter den Ministern Paul von Eltz-Rübenach (1932-1937) und Julius Dorpmüller (1937-1945) verschiedene zentrale Funktionen: diente es bis 1939 primär der Herrschaftssicherung — etwa durch das propagandistisch wirksame Mobilitätsversprechen an die „Volksgemeinschaft“ — und der Bereitstellung strategischer Infrastruktur zur Kriegsvorbereitung, so übernahm es ab 1939 zunehmend unverzichtbare Logistik- und Transportaufgaben für den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg sowie den Holocaust.

Eine Untersuchung des Akteurs RMV an der Schnittstelle zwischen NSDAP, anderen Reichsministerien, der Wehrmacht und zahlreichen NS-Organisationen stellt dennoch nach wie vor ein Desiderat dar. Im Fokus der Studie von Niels Weise stehen daher die Funktion und spezifische Rolle des RMV innerhalb des NS-Systems und deren Entwicklung im Laufe der nationalsozialistischen Herrschaft. Zu betrachten sind die Folgen der sukzessiven Aushöhlung des ministeriellen Kompetenzbereiches durch nationalsozialistische Dienststellen wie die Organisation Todt und die Auswirkungen der wachsenden ideologischen Durchdringung auf die konkrete Verwaltungspraxis des Ministeriums.

Die Untersuchung ist nicht als klassische Institutionengeschichte angelegt. Vielmehr wird anhand der Geschichte des Reichsverkehrsministeriums in enger Verknüpfung mit der Studie zur Organisation Todt eine Infrastrukturanalyse des Nationalsozialismus unternommen, die das Verständnis der Herrschaftspraktiken im polykratischen NS-Staat erweitert.