Enkelgeneration im Wartestand. Eine Kollektivbiographie über die Führungsriege der Bank deutscher Länder und der Bundesbank (1948-1970)

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (IfZ):  PD Dr. Christian Marx
Projektinhalt:

Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht eine kollektivbiographische Untersuchung über die Sozialisation, Ausbildung und Prägung des Führungspersonals der Bank deutscher Länder (BdL) und der Bundesbank in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten. Dabei werden sowohl die fachwissenschaftlichen Hintergründe und persönlichen Netzwerke als auch die Kontinuitäten zwischen dem Nationalsozialismus und der Bundesrepublik analysiert. Zahlreiche Akteure der BdL und der Bundesbank entwickelten ihr Weltbild in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus und begannen ihre Karriere in der Reichsbank. Es stellt sich daher die Frage, inwiefern jene Mentalitäten und Überzeugungen das Jahr 1945 überdauerten und ihre Tätigkeit in der westdeutschen Notenbank beeinflussten.
Die Studie fragt konkret danach, wie sich die 1948 als Spitzeninstitut eines zweistufigen Zentralbanksystems gegründete BdL und die 1957 errichtete Bundesbank organisatorisch und personell aufgestellt und ausdifferenziert haben. Neben der inneren Organisation der Notenbank werden vor allem die Mitglieder der zentralen Organe in Form des Zentralbankrats und des Direktoriums sowie die Vorstände der Landeszentralbanken und die höhere Beamtenschaft der BdL/Bundesbank untersucht. Hierbei wird nach Personalstrukturen und generationsbedingten Einstellungen ebenso gefragt wie nach dem Sozialprofil, den Ausbildungswegen, den Karrieremustern und der Zugehörigkeit zur NSDAP. Ziel des Projekts ist es sowohl die personellen Kontinuitäten zum Nationalsozialismus aufzuzeigen als auch die Frage zu beantworten, welche Bedeutung der Erfahrungs- und Sozialisationshintergrund des Führungspersonals für die Entwicklung der Notenbank und die demokratische Entwicklung der frühen Bundesrepublik hatte.