Der Krieg zurück in Europa

Tagungstelegramm: Die jugoslawischen Zerfallskriege der 1990er Jahre

Der Fall der Berliner Mauer und das Ende der sozialistischen Regime in Europa schienen darauf hinzudeuten, dass sich die Antagonismen des Kalten Krieges endgültig auflösen würden. Doch die Kriege im Gefolge des jugoslawischen Staatszerfalls in den 1990er Jahren erschütterten nicht nur die lokale und internationale Gesellschaft, die öffentliche Meinung und die Politik, wie Hannes Grandits (Berlin) in seinem Vortrag am 25. April in einem vollen Hörsaal der Humboldt-Universität zu Berlin zeigte: Sie stellten auch die Vision von einem „Europa als Kontinent des Friedens“ zutiefst in Frage. Der Vortrag analysierte die innere Dynamik des politischen Systemwechsels im ehemaligen Jugoslawien, diskutierte Ursachen und Verlauf der Staatenzerfallskriege sowie Versuche der Konfliktbeilegung und setzte dies mit geopolitischen Konstellationen in Beziehung – allen voran die Geschichte Europas am Ende des Kalten Krieges.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der Ringvorlesung des Berliner Kollegs Kalter Krieg im Sommersemester 2023 statt: Das Ende des Kalten Krieges war weder ein „Ende der Geschichte“ noch ein Ende von Krieg und Gewalt. Vielmehr entstanden vielerorts neue Konfliktherde. Alte Konflikte flammten wieder auf. Andere transformierten sich und entwickelten eine neue Dynamik. Die Ringvorlesung widmet sich diesen „heißen Kriegen nach dem Kalten Krieg“ in globaler und vergleichender Perspektive. Sie beleuchtet ihre Ursachen, Hintergründe und Folgen – und fragt damit gleichzeitig nach der Vorgeschichte unserer „Welt von heute“.



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