Außenpolitik wird Zeitgeschichte

Die Aktenedition zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland feiert 25-jähriges Bestehen

 

Vor einem Vierteljahrhundert wurde im Auswärtigen Amt eine Entscheidung getroffen, die der Erforschung der jüngsten Zeitgeschichte neue Perspektiven eröffnete: Seit 1990 ist das Institut für Zeitgeschichte beauftragt, die "Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD)" zu publizieren. Die Edition veröffentlicht jährlich, jeweils nach Ablauf der dreißigjährigen Aktensperrfrist eine Auswahl an kommentierten und durch Register erschlossenen Dokumenten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts.

 

 

Eine Orginalakte aus dem Archiv und deren Verarbeitung im AAPD-Jahrgang 1962

 

Die Veröffentlichung diplomatischer Aktenbestände mittels amtlicher Editionen hat in Deutschland eine wechselvolle Tradition. Unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Edition "Große Politik der Europäischen Kabinette" ins Leben gerufen, mit der Absicht, durch die Veröffentlichung von Dokumenten aus den Jahren 1871 bis 1914 die These von der alleinigen Schuld des Deutschen Reiches am Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu widerlegen. Bei diesem Projekt konnte kein Zweifel an der massiven Einflussnahme des Auswärtigen Amtes bestehen. Völlig anders war die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg, an dessen Ende amerikanischen und britischen Truppen ausgelagerte Archivbestände des Auswärtigen Amtes in die Hände fielen. 1950 begann zunächst unter ausschließlich alliierter Leitung die Arbeit an der Edition der Akten zur deutschen Auswärtigen Politik (ADAP), welche die Jahre 1918 bis 1945 abdecken sollten. Seit 1960 lag diese Aufgabe federführend beim Auswärtigen Amt und wurde von amerikanischen, britischen, deutschen und französischen Historikern gemeinsam verantwortet.

 

Mitte der 1980er Jahre setzten Überlegungen im Auswärtigen Amt ein, auch die  Außenpolitik der Bundesrepublik durch die Veröffentlichung ausgewählter Dokumente zu erschließen. Diesen Auftrag übernahm 1990 mit dem Institut für Zeitgeschichte erstmals ein deutsches Forschungsinstitut, das wissenschaftlich unabhängig das Projekt betreut - die Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD) waren geboren. Der erste Band erschien im Jahr 1993.

Einst geheime Dokumente offenbaren Entscheidungsfindungsprozesse

Unmittelbar nach Ablauf der dreißigjährigen Aktensperrfrist wird seither alljährlich in zwei oder drei Teilbänden eine Auswahl kommentierter Dokumente vorgelegt, die zuvor zum großen Teil als "geheim" oder "vertraulich" eingestuft und damit nicht zugänglich waren. Für die jüngste Zeitgeschichtsschreibung ist diese Edition von kaum zu überschätzendem Wert: Entscheidungsfindungsprozesse im Auswärtigen Amt werden sichtbar und viele richtungsweisende außenpolitische Entscheidungen der Bundesrepublik Deutschland können auf diese Weise erstmals wissenschaftlich fundiert interpretiert werden. Welche unterschiedlichen politischen Standpunkte wurden etwa zu Beginn der 1960er Jahre bezüglich einer Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel vertreten - ein Ereignis, das sich im kommenden Mai zum 50. Mal jährt? Die veröffentlichten AAPD-Dokumente geben Einblick in diesen Diskurs.

 

 

Das Editionsteam des Instituts für Zeitgeschichte im Auswärtigen Amt.

 

Für jedes Editionsjahr werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Projekts durchschnittlich 3.000 Aktenbände aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes eingesehen, aus denen die 350 bis 400 aussagekräftigsten Dokumente zur Publikation ausgewählt werden. Unter Einbeziehung ausgewählter Akten aus dem Bundekanzleramt sowie aus Nachlässen und Deposita wichtiger außenpolitischer Akteure werden die Dokumente kommentiert und benutzerfreundlich aufbereitet.

 

Das 25-jährige Jubiläum des Mammutprojekts wird am Donnerstag, 5. März 2015 in einem Festakt mit Bundesminister Frank-Walter Steinmeier im Auswärtigen Amt gefeiert. Dabei wird dem Minister auch der neueste Band übergeben, der das außenpolitische Jahr 1984 dokumentiert. Gleichzeitig wird Horst Möller als langjähriger Hauptherausgeber der Edition verabschiedet.

 

Weitere Informationen über die Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (AAPD) finden Sie <link http: www.ifz-muenchen.de aktuelles themen akten-zur-auswaertigen-politik external-link-new-window external link in new>hier.



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