München 1972

Der Anschlag auf die israelische Olympia-Mannschaft – Geschichte und Erinnerung

Am 5. September 1972 überfielen acht Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September während der Olympischen Sommerspiele in München das israelische Team der Herren. Bei dem Anschlag und im Zuge eines missglückten Befreiungsversuchs durch die bayerische Polizei starben elf israelische Sportler, ein Polizist und fünf Geiselnehmer. Die Ereignisse im Olympischen Dorf und auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck waren Thema in Filmen, TV-Dokumentationen, Büchern, Medienberichten und wissenschaftlichen Darstellungen. Aber noch immer gibt es viele unbeantwortete Fragen zum damaligen Geschehen, zu seiner Vorgeschichte und seinen Folgen.

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat hat das Institut für Zeitgeschichte damit beauftragt, in Zusammenarbeit und Abstimmung mit einer deutsch-israelischen Historikerkommission dieses Desiderat zu schließen. Das IfZ verfügt über langjährige Expertise in der internationalen Terrorismus-Forschung sowie der Geschichte der transnationalen Beziehungen und ist in der zeithistorischen Forschungs- und Archivlandschaft engmaschig vernetzt. Unter anderem unterhält es intensive Beziehungen zu Forschungseinrichtungen und Forschenden in Israel. Am Institut für Zeitgeschichte wird deshalb eine Forschungsstelle eingerichtet. Ihre Aufgabe besteht darin, die unmittelbare Vorgeschichte, den Anschlag, das Agieren von Sicherheitsbehörden und Politik, die Folgen des Anschlags für die bundesdeutsche Nahostpolitik sowie seine Nachgeschichte auf innenpolitischer und erinnerungskultureller Ebene detailliert zu analysieren. Die Gesamtverantwortung des Projekts am IfZ tragen Institutsdirektor Prof. Dr. Andreas Wirsching und Prof. Dr. Johannes Hürter, der bereits die Federführung für das große IfZ-Projekt „Demokratischer Staat und terroristische Herausforderung“ innehatte. Wissenschaftliche Geschäftsführerin der Forschungsstelle ist PD Dr. Eva Oberloskamp.

Der deutsch-israelischen Historikerkommission, mit der das Institutsprojekt in engem Austausch stehen wird, gehören acht international renommierte Historikerinnen und Historiker an:

  • Prof. Dr. Ofer Ashkenazi (Professor für Geschichte und Direktor des Richard Koebner Minerva Center für Deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität von Jerusalem)
  • Prof. Dr. Michael Brenner (Professor für jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Direktor des Center for Israel Studies an der American University in Washington D.C.)
  • Prof. Dr. Shlomo Shpiro (Direktor des Europa Instituts und Inhaber des Paterson Chair in Security and Intelligence an der Bar-Ilan University in Ramat Gan, Israel)
  • Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze (Professorin i. R. für Zeitgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München)
  • Prof. Dr. Petra Terhoeven (Professorin für Europäische Kultur- und Zeitgeschichte an der Universität Göttingen)
  • Prof. Dr. Shulamit Volkov (Professorin em. für Moderne Europäische Geschichte an der Universität Tel Aviv)
  • Prof. Dr. Klaus Weinhauer (Professor für Neuere Geschichte an der Universität Bielefeld)
  • Prof. Dr. Christopher Young (Professor für Germanistik an der Universität Cambridge)

Darüber hinaus werden weitere Expertinnen und Experten in die Arbeiten einbezogen und zu den geplanten Tagungen des Projekts eingeladen. Die Forschungsergebnisse werden gegenüber der Öffentlichkeit transparent kommuniziert.

Zum Team der Forschungsstelle "Aufarbeitung des Anschlags auf die israelische Olympia-Mannschaft vom 5. September 1972 während der Olympischen Spiele in München sowie seiner Vor- und Nachgeschichte" am IfZ gehören:

Veranstaltung

München 1972 – Gespaltenes Gedenken?
Das Olympia-Attentat in der Erinnerungskultur Deutschlands und Israels

06.09.2023 19:00 Uhr

Am 5./6. September 2023 jährte sich zum 51. Mal der Anschlag, den palästinensische Terroristen während der Olympischen Sommerspiele in München auf das israelische Team verübten. Elf israelische Sportler, ein Polizist und fünf der Attentäter kamen bei der Geiselnahme und dem gescheiterten Befreiungsversuch der bayerischen Polizei ums Leben. Das sorgfältig inszenierte Image der „heiteren Spiele“ war schlagartig zerstört. Die Podiumsdiskussion widmete sich dem in der Bundesrepublik und in Israel höchst unterschiedlichen Umgang mit diesem Ereignis. Während es in Israel früh einen wichtigen Platz in der nationalen Erinnerungskultur erlangte, hat sich in der Bundesrepublik erst in jüngster Zeit ein selbstkritisches öffentliches Gedenken an die Opfer entwickelt.

Die öffentliche Podiumsdiskussion war Teil der ersten Arbeitstagung, die im Forschungsprojekt zur Aufarbeitung des Olympia-Attentats vom 5. bis 7. September 2023 in München veranstaltet wurde. Das vom Bundesministerium des Innern und für Heimat initiierte Projekt wird durchgeführt von einer internationalen Historikerkommission und dem Institut für Zeitgeschichte München–Berlin und hat den Auftrag, noch immer ungeklärte Fragen zum Anschlag sowie zu seiner Vor- und Nachgeschichte zu erforschen.

► Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ist auf den Seiten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften verfügbar.

Weiterführende Links

Bildnachweis

  • Header: Bundesarchiv, Bild 145 Bild-00006457/ Fotograf(in): Wegmann, Ludwig
  • Bundesarchiv, Bild 183-L0906-0205 / Fotograf(in): Kohls, Ulrich
  • Amos Ben Gershom / Government Press Office, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons


© Institut für Zeitgeschichte
Content