Der Anschlag am 5. September 1972 und seine Aufarbeitung
Am 5. September 1972 überfielen acht Mitglieder der palästinensischen Terrororganisation Schwarzer September während der Olympischen Sommerspiele in München das israelische Team der Herren. Bei dem Anschlag und im Zuge eines missglückten Befreiungsversuchs durch die bayerische Polizei starben elf israelische Sportler, ein deutscher Polizist und fünf der Geiselnehmer. Die Ereignisse im olympischen Dorf und auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck waren Themen in Filmen, TV-Dokumentationen, Publizistik, Medienberichten, Sachbüchern und wissenschaftlichen Darstellungen. Aber noch immer gibt es viele unbeantwortete Fragen zum damaligen Geschehen, zu seiner Vorgeschichte und seinen Folgen.
Noch viele offene Fragen
Offene Fragen gibt es beispielsweise im Hinblick auf den nachrichtendienstlichen Austausch im Vorfeld des Anschlags, zum Hintergrund und den Netzwerken der Attentäter sowie zu einer möglichen Unterstützung durch deutsche Links- und Rechtsextremisten. Widersprüchlich sind auch immer noch die Informationen zum Tathergang und zum Ablauf des Polizeieinsatzes in Fürstenfeldbruck. Die Geschehnisse im olympischen Dorf und in Fürstenfeldbruck sind detailliert aufzuarbeiten. Dazu gehört die Arbeit des Krisenstabes, dessen Kommunikation mit den Geiselnehmern und dem israelischen Staat. Zu untersuchen ist, warum Angebote der israelischen Regierung, eine Eliteeinheit zur Befreiung der Geiseln einzusetzen, abgelehnt wurden. Viel spekuliert wurde bisher über Hintergründe der Entführung einer Lufthansamaschine, die im Oktober 1972 zur Freipressung der überlebenden Attentäter führte. Die möglichst umfassende Aufklärung dieser Vorgänge ist ein wichtiges Ziel des Projekts. Auch die Perspektive der Hinterbliebenen gehört zum Thema des Projekts. Deren Kommunikation mit Behörden und Politik sowie das Bemühen der Angehörigen um Informationen und Entschädigung werden wichtige Aspekte der Forschung sein.
Für eine umfassende und transparente Aufarbeitung braucht die Forschung die komplette Offenlegung der Quellen. Auch mehr als fünf Jahrzehnte nach dem Anschlag gibt es noch Akten, die gesperrt sind. Das gilt für einschlägige bayerische Behörden und Archive, aber auch für Bundesministerien und Bundesbehörden, hier vor allem die Nachrichtendienste. Das Bundesministerium des Inneren und für Heimat hat dem Projekt dafür volle Unterstützung zugesichert.