Veranstaltungen im Sommersemester 2021

IfZ-Oberseminar

LMU München
Zeit:
Donnerstags, 17.00 Uhr s.t. - 20.00 Uhr; Termine: 22.4., 6.5., 20.5., 17.6., 1.7. und 15.7., jeweils 17 bis 20 Uhr
Ort: Videokonferenz (bitte Rundmail-Informationen beachten, Aufnahme in die Mailingliste über: raithel@ifz-muenchen.de)

Das Oberseminar richtet sich in erster Linie an die von IfZ-Dozent*innen betreuten oder im IfZ tätigen Doktorand*innen und Verfasser*innen von Master- und Staatsexamensarbeiten. Darüber hinaus steht das Seminar allen Studierenden der LMU offen. Neben der Vorstellung und Diskussion laufender Qualifizierungsarbeiten werden allgemeine Probleme von Qualifizierungsarbeiten sowie methodische Fragen der Geschichtswissenschaft erörtert.

Programm des IfZ-Oberseminars (pdf)


PhD Keith R. Allen

Dartmouth College
Foreign Study Program: Germany on the World Stage

Seminar: Berlins Orte der Zeitgeschichte
Zeit: 9:00-16:00 Uhr

Ort: Berliner Dependance des Dartmouth College
Termine: 16.9.,23.9.,30.9.,7.10.,14.10.,21.10.,28.10.,4.11.

Berlin encapsulates much of modern Germany's complex past. From the Brandenburg Gate to the Olympic Stadium and from the Wannsee to the Alexanderplatz, the German capital evokes memories of Wilhelminian pomp, Nazi rule, World War II, the Cold War, and Re-Unification. This course for advanced undergraduates addresses significant aspects of postwar German history and cultural memory. In-depth studies of important developments are complemented by weekly visits to museums, historical sites, and archives.


Prof. Dr. Magnus Brechtken

LMU München
Übung:
"Das ‚Dritte Reich‘ und seine Nachgeschichte - Die internationale Perspektive"
Zeit: Donnerstags 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr c.t.
Ort: Vortragsaal IfZ/Zoom
Beginn: 15. April 2021

In der Übung analysieren wir Texte und Thesen zur Aufarbeitung der NS-Herrschaft vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Um die Fülle des Stoffes angemessen zu reflektieren war das Thema auf zwei Semester angelegt. Die Teilnahme an der Übung vom Sommersemester 2020 ist keine Voraussetzung, das Programm ist für alle Interessierten offen gestaltet. In diesem Semester konzentrieren wir uns auf die internationale Perspektive von den 1940er Jahren bis zur jüngeren Gegenwart und die Entwicklung der Interpretation des Nationalsozialismus vor allem aus der angelsächsischen Perspektive. Zentrale Aspekte sind die Fragen nach dem „deutschen Sonderweg“, die „Zwei-Deutschland-Theorien“, Probleme der Kontinuität und Diskontinuität, der Wandel von Geschichtsbildern und historischen Diskursen sowie der Kontext allgemeiner Historisierung.

Prüfungsform: Referat


Dr. des. Anna Corsten

Universität Leipzig
Seminar: Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert
Zeit: Montags 09:00 – 11:00 Uhr
Ort: digital

Die politische Philosophin Hannah Arendt war eine scharfsinnige Beobachterin des 20. Jahrhunderts, die viele umstrittene (Zeit)Diagnosen lieferte. Ihre These der „Banalität des Bösen“, ihre Einschätzung der Konflikte in Little Rock oder der Frauenbewegung kritisierten zahlreiche Zeitgenossen. Trotzdem (oder gerade deswegen) genießt Arendt auch weit über ihren Tod hinaus Bekanntheit und Bewunderung. Dieses Seminar beschäftigt sich mit eben diesen Interpretationen, die Arendt über ihre Zeit vorbringt, anhand von verschiedenen Werken (wie Rahel Varnhagen, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Eichmann in Jerusalem) Interviews und Artikeln Arendts. Daneben blicken wir auf ihre Reflexionen über einzelne biographische Etappen und die Bedeutung ihrer Biographie für ihr Wirken sowie ihre Rezeption in Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Literatur: Annette Vowinckel, Hannah Arendt, Stuttgart 2014.


Universität Erfuhrt
Seminar: Deutschland und die USA im 20. Jahrhundert aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive Zeit: Montags 12:00-14:00 Uhr
Ort: digital

Lange wurde Geschichte aus der Perspektive von Politikern, Heeresführern und Herrschern geschrieben, kurz aus der Perspektive von großen weißen Männern. Dieses Seminar blickt auf wichtige Etappen des 20. Jahrhunderts, indem es nicht nur beide biologischen Geschlechter, sondern auch andere Differenzkategorien in den Blick nimmt. Anhand verschiedener Ereignisse wie der Aushandlung des Frauenwahlrechts, der beiden Weltkriege oder der Frauen- und Bürgerrechtsbewegung betrachten wir, wie sich Geschlechterkonzepte im Privaten und im Beruf verändern. Neben dem historischen Überblick beschäftigen wir uns mit Kategorien, mit denen Prozesse aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive analysiert werden können.

Literatur: Kirsten Heinsohn / Claudia Kemper: Geschlechtergeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, http://docupedia.de/zg/heinsohn_kemper_geschlechtergeschichte_v1_de_2012; Jürgen Martschukat / Olaf Stieglitz (Hrsg.): Väter, Soldaten, Liebhaber. Männer und Männlichkeiten in der Geschichte Nordamerikas, Bielefeld 2007.


PD Dr. Nadine Freund

Universität Kassel
Seminar:
Einführung in die praktische Archivarbeit anhand lokal-, regional- und landeshistorischer Themen der Zeitgeschichte
Termine: Einführungssitzung Freitag: 16.04.2020, 16:00-18:00 Uhr
Blocktermine: Freitag 07.05.2020, 16-20:00, Samstag 08.05.2020, 10-14:00, Freitag 21.05.2020, 16-20:00, Samstag, 22.05.2020, 10-14:00, Freitag 02.07.2020, 16-20:00, Samstag, 03.07.2020, 10-14:00
Ort: digital via Zoom

„Kaum eine Tätigkeit gewährt ein so nachhaltiges Erfolgserlebnis wie die Arbeit im Archiv“, liest man in der ‚Einführung in die moderne Archivarbeit‘.1
Auch in der Zeitgeschichte, die sich häufig mit veröffentlichtem Material wie Zeitschriften und Filmen auseinandersetzt, spielen Originalquellen eine wichtige Rolle.
Aber wie funktioniert das überhaupt, arbeiten im Archiv? Angehende Wissenschaftler*innen, Lehrer*innen, Journalist*innen und Angehörige anderer Berufsgruppen, die historische Themen bearbeiten möchten, sehen sich häufig vor eine Herausforderung gestellt, wenn sie zum ersten Mal mit Archivmaterial arbeiten möchten: Warum gibt es verschiedene Archive? Welches Archiv muss ich aufsuchen, wenn ich nach Infos zu einem Thema suche? Wie finde ich im Archiv Quellen und wie kann ich diese benutzen? Was muss ich bei der Auswertung der Quellen beachten?
Das Seminar soll Ihnen bei Ihren ersten Schritten in die analoge und digitale Welt der Archive Hilfestellung geben und Sie auf Ihrem Weg bis zur Fertigstellung eines eigenen Textes, der auf Archivquellen basiert, begleiten.
Ergänzend werden wir uns mit der Frage auseinandersetzen, welche Funktionen Archive für die Gesellschaft erfüllen und warum die Überlieferung und Einsichtnahme von Quellen auch Thema politischer Auseinandersetzungen ist.

1 Brenner-Wilczek, Sabine / Cepl-Kaufmann, Gertrude / Plassmann, Max: Einführung in die moderne Archivarbeit, Darmstadt 2006, S. 123.


PD Dr. Bernhard Gotto

LMU München
Übung: Can you feel it? Einführung in die Emotionsgeschichte im 20. Jahrhundert
Zeit: Freitags 14:00-16:00 Uhr
Ort: online
Beginn: 16.4.2021

Gefühle „haben“ eine Geschichte, und Gefühle „machen“ Geschichte – diese beiden Einsichten sind mittlerweile unter Historiker*innen anerkannt. Aber wozu nutzt die Beschäftigung mit Gefühlen als Gegenstand der Zeitgeschichtsforschung? Darüber wollen wir in diesem Kurs reden. Welche neuen Erkenntnisse, welche anderen Perspektiven hat die Gefühlsgeschichte zu bieten, und in welchem Verhältnis steht sie zu anderen Feldern der Zeitgeschichtsforschung? Die Übung ist grundsätzlich als Lektürekurs konzipiert, wir werden uns also eingehend mit neueren emotionsgeschichtlichen Arbeiten beschäftigen. Außerdem werden wir einige methodische und theoretische Grundlagen der Gefühlsgeschichte kennenlernen und uns dann mit der Relevanz von einzelnen Gefühlen wie Angst, Hoffnung und Liebe in einem bestimmten zeitgeschichtlichen Kontext beschäftigen. Dazu werden wir jeweils auch zeitgenössische Quellen über den Umgang und den Ausdruck von Gefühlen analysieren.


PD Dr. Stefan Grüner

Universität Augsburg
Übung:
Schlüsselbegriffe der europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
Zeit: Freitags, 10-12 Uhr
Ort: Digital als zoom-Veranstaltung

Die Übung wird eine Auswahl jener Begriffe und der damit verbundenen historischen Phänomene in den Blick nehmen, deren Analyse im Seminarrahmen oft eher kurz ausfallen muss: Worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen ständischer Verfassung und Repräsentativsystem? Was ist unter „monarchischem Prinzip“ zu verstehen? Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Historismus“? Wie sind die Grundzüge parlamentarischer Regierungssysteme einzuschätzen und welche Genese weisen sie in Europa auf? Was sind „sozialmoralische Milieus“ und worin besteht der relevante Unterschied zwischen „Notverordnung“ und „Ermächtigungsgesetz“? Wie gehen Faschismus- und Totalitarismustheorien an ihren Gegenstand heran und welche Geschichte haben sie?

In Anknüpfung an diese Beispiele wird das Seminar den Schwerpunkt der Betrachtungen auf Begriffe aus dem Bereich der Ideologiegeschichte, der Geschichte der sozialen und politischen Strömungen, der Parlamentarismus- und Parteientheorie sowie der Historiographiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts legen.

Einführende Lektüre: Stefan Jordan (Hg.), Grundbegriffe der Geschichtswissenschaft, Stuttgart 2019; Andreas Wirsching (Hg.), Oldenbourg Geschichte Lehrbuch Neueste Zeit, München 22009


Prof. Dr. Dierk Hoffmann

Universität Potsdam
Hauptseminar
: "Von der Plan- zur Marktwirtschaft. Deindustrialisierung, Strukturwandel und Massenarbeitslosigkeit in Ostdeutschland in den 1990er Jahren"
Zeit: Freitags 16:00 – 18:00 Uhr
Ort: Historisches Institut
Raum 1.09.2.13
Beginn: 16. April 2021

Nach der deutschen Einheit änderte sich für die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern fast alles. Die Einführung der Marktwirtschaft leitete einen Strukturwandel an, führte aber auch zu Betriebsschließungen und Massenarbeitslosigkeit. Die vielfältigen Verlusterfahrungen haben sich bis heute tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Das Seminar untersucht die einzelnen Stationen dieses sozioökonomischen Wandels und beleuchtet die damit verbundene öffentliche Stimmungslage, die sich ebenfalls veränderte. So entwickelte sich beispielsweise Westdeutschland in den Augen vieler Ostdeutscher vom Problemlöser (1990) zum Problemerzeuger (2020).

Literatur: Marcus Böick, Die Treuhand. Idee - Praxis - Erfahrung 1990-1994, Bonn 2018 Thomas Großbölting, Wiedervereinigungsgesellschaft. Aufbruch und Entgrenzung in Deutschland seit 1989/90, Bonn 2020 Dierk Hoffmann (Hrsg.), Transformation einer Volkswirtschaft. Neue Forschungen zur Geschichte der Treuhandanstalt, Berlin 2020 Dierk Hoffmann/Ulf Brunnbauer (Hrsg.), Transformation als soziale Praxis. Mitteleuropa seit den 1970er Jahren, Berlin 2020.


Prof. Dr. Johannes Hürter

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Hauptseminar: Hitlers „Mein Kampf“. Entstehung, Ideologie, Wirkung

Beginn: 23. April 2021

Ort: online/digital

Nach 1945 wollte das Buch niemand gelesen haben. Tatsächlich aber war Adolf Hitlers zugleich autobiografische und ideologische Schrift „Mein Kampf“, die 1925 und 1926 in zwei Bänden erschien, mit über 12 Millionen gedruckten Exemplaren der politische Bestseller und das programmatische Schlüsselwerk des Nationalsozialismus. Die zeithistorische Bedeutung dieses viel rezipierten Buches wird dadurch erhöht, dass Hitler hier unverblümt die Richtlinien einer rassenideologischen Politik offenlegte, die er Jahre später als Diktator konsequent zu realisieren versuchte. Das Seminar fragt nach der Entstehungsgeschichte des Buches, nach seinen Quellen und Inhalten, nach den biografischen Selbstkonstruktionen und ideologischen Konzepten seines Verfassers, nach der zeitgenössischen und wissenschaftlichen Rezeption, nach Wirkung und Nachwirkung bis heute. Im Mittelpunkt des Seminars stehen die Lektüre und Analyse von zentralen Ausschnitten aus Hitlers „Mein Kampf“. Textgrundlage ist die kritische Edition, die nach Ablauf des Publikationsverbots (Ende 2015) vom Institut für Zeitgeschichte vorgelegt wurde.

Literatur:

Grundkenntnisse über die Biografie Adolf Hitlers sowie die Geschichte der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus werden vorausgesetzt. Alle Seminarteilnehmende sind angehalten, ihr Wissen vorbereitend mit Hilfe einschlägiger Studienbücher und Gesamtdarstellungen aufzufrischen (empfehlenswert sind z.B. die knappen Überblicke: Michael Wildt, Geschichte des Nationalsozialismus, Göttingen 2008; Ulrich Herbert, Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur, München 2018).

Die zentrale Quellenedition mit guter Einführung und umfassender Kommentierung ist: Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition. Im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin hrsg. v. Christian Hartmann, Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger und Roman Töppel, München/Berlin 2016.


Prof Dr. Andrea Löw

Universität Mannheim
Hauptseminar: Ausgrenzung, Konzentration, Deportation: "Judenhäuser" und Gettos im Holocaust / Exclusion, Concentration, Deportation: „Judenhäuser“ and Ghettos during the Holocaust
Zeit: Dienstags, 13.45-15.15 Uhr
Beginn: 02. März 2021 (Frühjahrssemester 2021)
Ort: digital per Zoom

Das Seminar widmet sich einem zentralen Themenfeld der Geschichte des Holocaust: Konzentrationsmaßnahmen im Deutschen Reich, Deportationen und die Errichtung von Gettos im besetzten Osteuropa erscheinen in der Rückschau allzu leicht als bloße Zwischenstationen auf dem Weg zur Ermordung der europäischen Juden. Doch machten „Judenhäuser“, Zwangsverschleppungen und das Leben in den Gettos einen wichtigen Teil der Lebenswirklichkeit der verfolgten – und in den meisten Fällen später ermordeten – Juden aus. Im Seminar werden zunächst die verschiedenen Phasen dieser deutschen antijüdischen Maßnahmen und deren lokale und regionale Besonderheiten erarbeitet. Welche Ziele verfolgten die Machthaber mit der Konzentration und Deportation der jüdischen Bevölkerung zu welchem Zeitpunkt? Danach wird der Blick der Verfolgten in den Mittelpunkt gerückt und wir fragen nach ihren Wahrnehmungen, Interpretationen, Handlungsspielräumen und Verhaltensweisen. Was bedeuteten die nationalsozialistischen Maßnahmen konkret für die Menschen und wie reagierten sie darauf? Gab es etwas wie Alltag und Privatleben in „Judenhäusern“ und Gettos? Wie veränderten sich Familienstrukturen unter diesen Bedingungen? Was wussten die Verfolgten über das Ziel ihrer Deportation? Dies sind einige der Themen, die im Seminar diskutiert werden. Nicht zuletzt wird es dabei auch um Fragen der Vermittlung sowie die Bedeutung der Einbeziehung dieser Perspektive in Lehre und Unterricht gehen.


PD Dr. Christian Marx

Universität Trier
Übung
: Historische Netzwerkanalyse
Zeit: Freitags 10-12h
Ort: online
Beginn: 16.04.2021

Der Netzwerk-Begriff beschreibt seit der Antike die Komplexität sozialer und materieller Beziehungen. Mit der Charakterisierung der Gesellschaftsstruktur des Informationszeitalters als Netzwerkgesellschaft (Castells) und der Ausbreitung digitaler sozialer Netzwerke erfuhr er ab Ende der 1990er Jahre eine enorme Verbreitung. In Anlehnung an die sozialwissenschaftliche Netzwerkanalyse und andere historische Methoden entwickelte sich hieraus eine eigenständige Historische Netzwerkforschung. Die Übung gibt sowohl einen Überblick über die Geschichte der sozialwissenschaftlichen Netzwerkanalyse und ihre grundlegenden Instrumente als auch über die Netzwerkforschung in der Geschichtswissenschaft. Die Themenfelder reichen von Handels- und Unternehmensnetzwerken bis zu Intellektuellen- und Migrationsnetzwerken.

Literatur: Castells, Manuel: Das Informationszeitalter, Band I: Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft. Opladen 2001; Düring, Marten / Eumann, Ulrich / Stark, Martin (Hg.): Handbuch Historische Netzwerkforschung, Münster 2016; Stegbauer, Christian / Häußling, Roger (Hg.): Handbuch Netzwerkforschung. Wiesbaden 2010.


Dr. Caroline Mezger

Universität der Bundeswehr München
Seminar: Informelle Kommunikation und Information "von unten" im nationalsozialistischen Europa (1939-1945)
Termine: 28.-30. Mai (Blockseminar - Freitags 14:00-18:00, Samstags & Sonntags 9:00-19:00)
Ort: online

Dieses Seminar widmet sich auf transnationaler und komparativer Ebene der informellen Kommunikation im Zweiten Weltkrieg, mit besonderem Blick auf das "Dritte Reich" und dessen besetzten Gebiete. Dabei untersucht es einerseits, wie mediale Öffentlichkeiten in Kriegszeiten funktionierten: Was gab es — sowohl im nationalsozialistischen Deutschland und in dessen besetzten Gebieten, als auch unter den Allierten — auf offizieller Ebene für Informationsangebote? Inwiefern wurde Kommunikation im Rahmen verschiedener politischer Systeme durch Propaganda, Zensur und Überwachung gelenkt, kontrolliert oder beschränkt? Andererseits fragt das Seminar nach den Reaktionen von Menschen auf nationalsozialistische Herrschaft: Wie reagierten Personen auf neue kommunikative Situationen, in denen ein beschränktes offizielles Informationsangebot existierte, in denen der freie Meinungsaustausch und die Verbreitung verlässlicher, verifizierbarer Informationen unterbunden wurden? Wie schufen Menschen durch Gerüchte, Witze oder Falschnachrichten Realitäten — und wie beeinflusste dies ihr Handeln? Wie versuchten Behörden, diesen informellen Informationsmarkt zu unterwandern? Diese Fragen werden im Seminar anhand von diversen historischen Quellen (Propaganda, Presseartikel, Flugblätter, NS-Überwachungsberichte, Zeitzeugenberichte, usw.)  erkundet. Verschiedene Gastvorträge werden dabei näher untersuchen, wie einflussreich Kommunikationsformen wie das Gerücht in verschiedenen Kriegskontexten wurden: In der deutschen Kriegsgesellschaft, im besetzten Frankreich und während des Holocaust in Polen. Darüber hinaus werden wir uns mit Literatur auseinandersetzen, die sich in den letzten Jahrzehnten mit Themen wie dem Gerücht, dem Tratsch oder der Falschnachricht befasst hat. Dadurch erhofft sich das Seminar eine breitere Kontextualisierung aktueller Debatten über "Fake-News", "Lügenpresse" und Postfaktizität.

Literatur: Auszüge aus: Gordon W. Allport & Leo Postman, The Psychology of Rumor (New York: Henry Holt and Company, 1947); Marc Bloch, "Réflexions d’un historien sur les fausses nouvelles de la guerre" (1921); Jo Fox, "Confronting Lord Haw-Haw: Rumor and Britain’s Wartime Anti-Lies Bureau," Journal of Modern History, vol. 91, no. 1 (2019): 74-108; Amos Goldberg, "Rumor Culture among Warsaw Jews under Nazi Occupation: A World of Catastrophe Reenchanted," Jewish Social Studies, vol. 21, no. 3 (2016): 91-125; Christoph H. Roland, Das Gerücht im Dritten Reich zwischen 1939 und 1945: Soziologisch-Linguistische Betrachtungen zur Kommunikationsform des Gerüchtes (Dissertation, Universität Tübingen, 2001); Tamotsu Shibutani, Improvised News: A Sociological Study of Rumor (New York: The Bobbs-Merrill Company, 1966).


Dr. Eva Oberloskamp

LMU München
Vertiefungskurs
: Deutsche Energiegeschichte vom Beginn der industriellen Revolution bis zur Weimarer Republik
Zeit: Dienstags 10:00 bis 13:00 Uhr
Ort: online

Die Nutzung von Energie prägt Gesellschaften in fundamentaler Weise. Die Frage danach, wie Energie gewonnen und verwendet wird, ist relevant für unterschiedliche historiographische Felder und Ansätze – von der Alltags- und Kulturgeschichte, über die Wissenschafts-, Technik- und Umweltgeschichte bis hin zur Wirtschafts-, Sozial- und Politikgeschichte. Das Thema „Energie“ bündelt somit vielfältige Perspektiven der Geschichtswissenschaft.

Der Vertiefungskurs verfolgt diesen Ansatz am Beispiel der deutschen Geschichte vom Vormärz bis zur Weimarer Republik: In dieser Phase fanden tiefgehende energiegeschichtliche Entwicklungen und Umbrüche statt. So ging die industrielle Revolution mit einer massiv verstärkten und völlig neuartigen Nutzung von Kohle einher (Dampfmaschine). Durch den Ausbau der Eisenbahn und Dampfschifffahrt und später durch die Entwicklung von Automobilen und Flugzeugen vollzog sich eine erhebliche Erweiterung und Beschleunigung räumlicher Mobilität. Die fortschreitende Elektrifizierung seit dem späten 19. Jahrhundert hatte zudem weitreichende Auswirkungen auf Wirtschaftsprozesse (Elektroindustrie, Produktionsverfahren) und Alltagsleben (Beleuchtung, Kommunikation, Haushalt).


Thomas Raithel

LMU München
Vertiefungs- und Aufbaukurs:
Lokalgeschichtliche Erinnerung an jüdisches Leben in Deutschland nach dem Holocaust: Das Beispiel von Fürth
Zeit: Mittwochs, 10-13 Uhr
Ort: Videokonferenz

Der Kurs wird sich mit einem bislang in der Forschung zur Erinnerungskultur wenig beachteten Thema beschäftigen: Welche Rolle spielte in Deutschland nach 1945 – d.h. nach dem Holocaust – die Erinnerung an jüdisches Leben im eigenen Ort? Dieser Frage soll vorrangig am Beispiel von Fürth nachgegangen werden, wo es über Jahrhunderte hinweg eine sehr bedeutsame jüdische Gemeinde gegeben hat. Nach 1945 bewegte sich hier die lokale Erinnerung in einem Spektrum zwischen Ausblendung und Mythisierung der eigenen jüdischen Geschichte. Je nach Literaturlage und Interesse der Teilnehmer wird punktuell auch der Vergleich zu anderen Orten gezogen werden. Der Kurs erfordert eine hohe Bereitschaft zur Lektüre und zur eigenständigen Quellearbeit.

Einführende Literatur: Beate Meyer, Erinnern und Gedenken, in: Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte, 22.09.2016; https://dx.doi.org/10.23691/jgo:article-221.de.v1 [04.02.2021].


Dr. Yulia von Saal

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Übung: Belarus. Nationale Herausforderung und Geschichte.
Zeit: Donnerstags 13:15 -14:45 Uhr
Beginn: 15.04.2021
Ort: online

Seit Beginn der friedlichen und in der Geschichte des Landes größten Proteste gegen die gefälschten Präsidentschaftswahlen in Belarus im August 2020 ist das Land in der internationalen Öffentlichkeit wieder existent. Weißrussland heißt jetzt Belarus. Sprachlich ist damit das Land in die Unabhängigkeit von Russland entlassen worden. Doch auch historisch ist die Souveränität dieses Landes relativ jung. Als im 19. Jahrhundert die ersten Nationalstaaten entstanden, gab es noch keine kulturelle und nationale Identität der Belarussen. Das heutige Territorium der Republik Belarus war fast immer Teil eines größeren Herrschaftsverbands: der Kiewer Rus‘, des Großfürstentums Litauen, der Polnisch-Litauischen Adelsrepublik, des Russischen Reichs, der Zweiten Polnischen Republik und bis 1991 der Sowjetunion. Als souveräner Nationalstaat ist Belarus jung. Doch obwohl es als „verspätete“ Nation gilt, wäre es falsch das Land als eine wenig historische Nation zu betrachten. Die Übung nimmt die aktuellen Ereignisse in Belarus zum Anlass, die Geschichte der Republik als Region, als Staat und als Nation seit dem 19. Jahrhundert bis heute zu erschließen.

Literatur: Beyrau, Dietrich/Lindner, Rainer (Hrsg.): Handbuch der Geschichte Weißrußlands. Göttingen 2001; Rudling, Anders Per: The Rise and Fall of Belarusian Nationalism 1906-1931, Pittsburgh 2015; Vakar, Nikolas: Belorussia. The Making of a Nation. Cambridge 1956.


PD Dr. Thomas Schlemmer

LMU München
Vorlesung:
Wunderwelten. Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945 bis 1973
Zeit: Freitags 10:15 – 11:45 Uhr
Ort: digital
Beginn: 16. April 2021

Die Vorlesung beschäftigt sich mit der inneren Entwicklung Westdeutschlands, beginnend mit der totalen Niederlage im Zweiten Weltkrieg, über die doppelte Staatsgründung und die deut­sche Teilung bis zum ersten großen Einschnitt in der Geschichte der als Provisorium ge­grün­deten Bundesrepublik in den frühen 1970er Jahren. Im Mittelpunkt stehen die scheinbar gol­de­nen, in der Rückschau oft verklärten Zeiten des „Wirt­­­­schaftswunders“, dessen Schattenseiten ger­ne übersehen werden. Am Beginn der Vorlesung steht eine Skizze der wirtschaftlichen Ent­wick­­lung, dann folgen Über­­­blicke über So­zialstruktur, Alltag, Konsum, Armut und Ge­schlech­ter­beziehungen, über kollektive Akteure wie Par­­teien und Ver­­­bände sowie über die In­nenpolitik, wo­bei der Fokus insbesondere auf dem Zusammenhang von sozioökonomischem Struk­­­­­turwandel und po­­­­­litischer Ent­wick­lung liegt. Am Ende steht die Frage nach dem his­to­ri­schen Ort der „Wunderjahre“ in deutschen Zeitgeschichte. Prüfungsform im BA und modularisierten Lehramt: Essay

Einführende Literatur: Wolfgang Abelshauser, Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945, München 2004; Thomas Brechenmacher, Die Bonner Republik. Politisches System und innere Ent­wick­lung der Bundesrepublik, Berlin 2010; Eckart Conze, Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutsch­land von 1949 bis zur Gegenwart, München 2009; Stefan Grüner/Sabine Mecking (Hrsg.), Wirtschaftsräume und Lebenschancen. Wahrnehmung und Steuerung von so­zial­ökonomischem Wandel in Deutschland 1945-2000, Berlin/Boston 2017; Ulrich Herbert, Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, München 2014; Axel Schildt, Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989/90, Mün­chen 2007; Axel Schildt/Arnold Sywottek (Hrsg.), Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der fünfziger Jahre, Bonn 1993.


Prof. Dr. Michael Schwartz

Universität Münster
Hauptseminar:
"'Sexuelle Revolution': Zur soziokulturellen Transformation der 1960er und 1970er Jahre"
Zeit: tba
Termine: Blockveranstaltung tba
Ort: digital per Zoom

Kaum ein Begriff war so vielseitig aufgeladen, so verheißungsvoll, so kritikbehaftet wie der Begriff der „sexuellen Revolution“. Dieses Schlagwort hat seine Vorgeschichte, seine wichtigste und nach wie vor aktuelle Bedeutung aber bezieht sich auf einen tiefgreifenden Wandel im Umgang mit Sexualität in den 1960er und 1970er Jahren. Dieser Begriff, der in allen Weltsprachen der westlichen Welt damals gleichermaßen explosionsartig hervortrat, indiziert einen transnationalen Umbruch von Werten, Ansichten und Verhaltensweisen, der im Endeffekt globalgeschichtlich bis heute wirksam ist. Zentrale Phänomene dieser „sexuellen Revolution“ waren: Die Entkoppelung von Ehe, Liebe und Sexualität; die Entkoppelung von Sexualität und Fortpflanzung; die tolerante Neubewertung nicht-heterosexueller Lebensweisen; die gesteigerte öffentliche Sagbarkeit und Sichtbarkeit von Sexuellem; die Neubewertung von Pornographie und Prostitution; die Neujustierung von Geschlechter-Verhältnissen durch neue soziale Bewegungen wie die Frauenbewegung. Das Seminar versucht, einige zentrale Entwicklungslinien dieser „sexuellen Revolution“ zu untersuchen und auch deren Nachwirkungen bzw. spätere Veränderungen bis zu unserer Gegenwart in den Blick zu nehmen.

Literatur: Bänziger, Peter-Paul e. a. (Hg.): Sexuelle Revolution? Zur Geschichte der Sexualität im deutschsprachigen Raum seit den 1960er Jahren, Bielefeld 2015.; Bardeleben, Hans / Fieberg, Ralf / Reimann, Bruno W.: Abschied von der sexuellen Revolution. Liebe und Sexualität der „Nach-68er-Generation“ in Zeiten von Aids, Berlin 1995.; Beljan, Magdalena: Rosa Zeiten. Eine diskursanalytische Untersuchung zur Homosexualität in der BRD unter besonderer Berücksichtigung der 1970er und 1980er Jahre, Bielefeld 2014.; Brown, Timothy Scott: West Germany and the Global Sixties. The Antiauthoritarian Revolt, 1962-1978, Cambridge e.a. 2013.; Hagemann, Karen / Michel, Sonya (Hg.): Gender and the Long Postwar. The United States and the two Germanies, 1945-1989, Washington D.C. / Baltimore 2014.; Herzog, Dagmar: Die Politisierung der Lust. Sexualität in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts, München 2005.; Hodenberg, Christina von: Das andere Achtundsechzig. Gesellschaftsgeschichte einer Revolte, München 2018.; McLellan, Josie: Love in the Time of Communism. Intimacy and Sexuality in the GDR, Cambridge e.a. 2011.; Rödder, Andreas: Wertewandel und Postmoderne. Gesellschaft und Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1965-1990, Stuttgart 2004.; Schmidt, Gunter (Hg.): Kinder der sexuellen Revolution. Kontinuität und Wandel studentischer Sexualität 1966-1996, Gießen 2000.; Sigusch, Volkmar: Neosexualitäten. Über den kulturellen Wandel von Liebe und Perversion, Frankfurt/M. / New York 2005.; Steinbacher, Sybille: Wie der Sex nach Deutschland kam. Der Kampf um Sittlichkeit und Anstand in der frühen Bundesrepublik, München 2011.


Prof. Dr. Hermann Wentker

Universität Potsdam
Hauptseminar:
Von der Neuen Ostpolitik zur Wiedervereinigung: Die Außenpolitik der Bundesrepublik in den 1970er und 1980er Jahren
Zeit: Montags 08:15 – 09:45 Uhr
Ort: Universität Potsdam – Historisches Institut Raum 1.09.2.03
Beginn: 12. April 2021

Spätestens mit Beginn der Neuen Ostpolitik 1969 hatte sich herausgestellt, dass die Bundesrepublik Deutschland im westlichen Bündnis, in der Europäischen Gemeinschaft, aber auch weltweit an Bedeutung gewonnen hatte. Um das Gewicht der Bundesrepublik im internationalen System genauer zu bestimmen, wird in dem Seminar daher nach ihrer Rolle in den westeuropäischen Zusammenschlüssen NATO und EG, im Ost-West-Konflikt, aber auch in den Beziehungen zu den außereuropäischen Staaten gefragt. Eine besondere Rolle spielten dabei die deutsch-deutschen Beziehungen, die zwar berücksichtigt werden, aber nicht im Zentrum stehen.

Literatur:
Ulrich Lappenküper, Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990, München 2008
Helga Haftendorn, Deutsche Außenpolitik zwischen Selbstbeschränkung und Selbstbehauptung, Stuttgart/München 2001


Prof. Dr. Andreas Wirsching

LMU München
Vorlesung:
Zeit: Montags 16:00–18:00 Uhr
Ort: digital (Zoom) über Moodle abrufbar
Beginn: 12. April 2021

Die Vorlesung, die gegebenenfalls online angeboten wird, verbindet eine systematische Problemgeschichte des Nationalsozialismus bzw. des NS-Systems mit einer Diskussion der wichtigsten Forschungskontroversen. Themen sind u.a. Hitlers Weg zur Macht, Herrschaft und Gesellschaft im NS-Regime, Verfolgung und Widerstand sowie Vernichtungskrieg und Holocaust. Die Vorlesung ist für Hörer und Hörerinnen aller Semester geeignet. Sie kann durch Selbststudium und Lektüre mitgearbeitet, aber auch einfach nur „mitgehört“ werden. Für diejenigen, die zum Erwerb von Leistungspunkten eine Prüfung machen wollen, wird zum Schluss ein kleiner Essay zu schreiben sein. Er kann auf der Basis des in der Vorlesung vermittelten Stoffes geschrieben werden.



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