100 Jahre Hass und Hetze

Am 18. Juli 1925 erschien die erste Auflage von Hitlers „Mein Kampf“

Vor 100 Jahren veröffentlichte der Münchner Eher-Verlag den ersten Band von Adolf Hitlers „Mein Kampf“. Keiner konnte damals ahnen, welche zweifelhafte Karriere das Erstlingswerk des gescheiterten Putschisten und Bierkeller-Agitators machen würde: Bis 1945 wurde „Mein Kampf“ in 18 Sprachen übersetzt und über 12 Millionen Mal verkauft. Auch nach 1945 rankten sich zahlreiche Mythen um Hitlers Machwerk.  Nicht zuletzt, um diesen Mythen wissenschaftliche Fakten entgegenzusetzen, hat das Institut für Zeitgeschichte „Mein Kampf“ 2016 in einer vielbeachteten kritischen Edition neu aufgelegt.

„Mein Kampf“ ist Hitlers wichtigste politische Schrift. Sie entstand in den Jahren 1924 bis 1926 in zwei Bänden. Während der erste Band stark stilisiert Hitlers Werdegang nachzeichnet, beschreibt der zweite Band seine politische Programmatik für die NSDAP. „Mein Kampf“ ist damit Autobiografie, ideologisches Programm, Parteigeschichte, Hetzschrift und Anleitung zur Erringung der Macht in einem. Weite Teile des ersten Bandes entstanden, als Hitler nach seinem gescheiterten Putschversuch in Landsberg am Lech inhaftiert war. Hitler nutzt die Zeit im Gefängnis, um sein politisches Weltbild erstmals schriftlich niederzulegen und der in Scherben liegenden Partei eine neue Perspektive zu geben. Den zweiten Band schrieb Hitler nach seiner Haftentlassung, zum größten Teil auf dem Obersalzberg. Mit seiner Ernennung zum Reichskanzler 1933 schnellten die Verkaufszahlen stark in die Höhe und machten das Buch zum Bestseller.

Als zentrale Propagandaschrift des NS-Regimes blieb das Buch nach 1945 ein Tabu. Die Bayerische Staatsregierung, der die alliierten Siegermächte die Rechte übertragen hatten, nutzte das Urheberrecht, um jegliche Neuauflage zu unterbinden. Daran scheiterten auch mehrere Anläufe des IfZ, „Mein Kampf“ wissenschaftlich zu bearbeiten. Als aber das Urheberrecht 70 Jahre nach Hitlers Tod erlosch und damit die Gefahr drohte, dass zweifelhafte Geschäftemacher und Agitatoren mit Neuauflagen auf den Markt drängten, konnte das IfZ seine Editionspläne mit finanzieller Unterstützung der Staatsregierung endlich umsetzen.

2011 begann damit ein aufsehenerregendes Projekt, das von Anfang an mehr war als eine wissenschaftliche Herausforderung: Zum einen sollte eine zentrale Quelle zur Geschichte des Nationalsozialismus nach hohen editorischen Standards für die Forschung aufbereitet werden, zum anderen galt es, Hitlers Propagandawerk zu dekonstruieren und zu kontextualisieren und so mit den Mitteln der Wissenschaft zur historisch-politischen Aufklärung beizutragen.

Heute, 100 Jahre nach dem Erscheinen des Originals, hat das IfZ selbst einen Bestseller geschaffen: Seit ihrem Erscheinen im Jahr 2016 wurden von der kritischen Edition mehr als 112.000 Exemplare verkauft, eine 15. Auflage ist in Vorbereitung. 

Seit 2022 gibt es auch eine kostenfreie digitale Fassung. Unter www.mein-kampf-edition.de kann sich seither jede und jeder selbst durch die krude Sprach- und Gedankenwelt eines revanchistischen und rassistischen Agitators der 1920er Jahre kämpfen – unterstützt von mehr als 3.700 Kommentaren, die das Machwerk wissenschaftlich einordnen und Hitlers Ideen und Behauptungen mit den Ergebnissen der modernen Forschung kontrastieren.



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