Am 8. Mai 2025 jährt sich zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs. Bereits zum dritten Mal fällt dieser Jahrestag in die Zeit eines neuen großen Kriegs in Europa, des russischen Kriegs gegen die Ukraine.
In Russland dient die Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg“ und den Sieg von 1945 zur Legitimierung des Kriegs gegen die Ukraine. In Deutschland und anderen Ländern war die zentrale Folgerung aus der Erfahrung des Weltkriegs hingegen, dass es „Nie wieder Krieg“ in Europa geben dürfe. In Deutschland war die Haltung gegenüber Russland zudem lange Zeit von dem Empfinden einer besonderen Verpflichtung gegenüber Russland aufgrund der deutschen Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs bestimmt, wobei die deutschen Verbrechen in der Ukraine vielfach ignoriert wurden. Dies dürfte auch dazu beigetragen haben, dass nur zögernd Konsequenzen aus der zunehmend aggressiven Politik Russlands gezogen wurden.
In der Ukraine hat die aggressive Instrumentalisierung der Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg“ durch Russland schon spätestens seit 2014 dazu geführt, dass die sowjetisch geprägte Erinnerung ihren Einfluss verloren hat. Für die Ukraine stellt sich damit aber auch die Frage, wie an diese Zeit erinnert werden kann, die auch für die Ukraine zu den fundamentalen historischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts gehört.
Gelinada Grinchenko (München), Katja Makhotina (Erlangen-Nürnberg) und Andreas Wirsching (München) haben am 24. April an der LMU München die Geschichte der Erinnerung an den deutsch-sowjetischen Krieg 1941-45 behandelt und Fragen thematisiert, die Russlands aktueller Krieg gegen die Ukraine an diese Erinnerung stellt. Auch Veränderungen in der deutschen Erinnerungskultur waren Gegenstand des von Martin Schulze Wessel (München) moderierten Podiumsgesprächs.
Die Podiumsdiskussion war eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Lehrstuhls für Geschichte Ost- und Südosteuropas der LMU, dem Mykola-Haievoi-Zentrum für Moderne Geschichte und der Deutsch-Ukrainischen Historischen Kommission.