INFOCOM Workshop im Deutschen Museum

Am 31. März 2022 fand im Deutschen Museum München der Workshop „Techniken der informellen Kommunikation während des Zweiten Weltkriegs“ statt.

Die Veranstaltung war eine Kooperation gemeinsam mit dem INFOCOM-Projekt am IfZ und verfolgte das Ziel, Kommunikationstechnologien und Propagandaformen im Nationalsozialismus anschaulich zu verstehen. Das INFOCOM-Projekt wurde durch Caroline Mezger und Izabela Paszko vertreten. In einer Einführung wiesen Sonja Neumann (Deutsches Museum) und Caroline Mezger (IfZ) zunächst auf die Materialitäten, Formen sowie die Grenzen und Restriktionen von Kommunikationsprozessen hin, die sowohl die Medien als auch ihren Inhalt sowie die historischen Akteure betrafen.

Mezger, in Vertretung für Felix Berge, diskutierte das Medium des Radios in seiner Bedeutung für (öffentliche) Meinung und Überwachung, aber auch Gegenpropaganda. Im Anschluss präsentierte Luise Allendorf-Hoefer (Deutsches Museum) Audioaufzeichnungen und einen sogenannten “Volksempfänger” – den VE 301 – aus den 1930er Jahren. Dabei wies sie auf die „Radio Landschaft“ der Zeit hin, die sich vom Deutschen Reichsfunk bis zu Auslandssendern erstreckte. Dazu diskutierte sie auch technische Facetten des Radiohörens, so etwa unter versteckten und heimlichen Bedingungen.

Als nächste Vortragende warf Izabela Paszko (IfZ) – auf Grundlage eigener Archivrecherchen im Staatsarchiv Kattowitz sowie im Jüdischen Historischen Institut Warschau – einen Blick auf Geheimbotschaften und das Weiterreichen verbotener bzw. codierter Informationsformen in der Besatzungsgesellschaft Polens. In der folgenden Präsentation schloss sich Carola Dahlke (Deutsches Museum) mit einer historischen Vorstellung der Kryptographie an. Dazu stellte sie auch eine amerikanische kryptografische Maschine vor, um ihre Ausführung zu veranschaulichen.

Das letzte Tandem bildeten Sonja Neumann und Caroline Mezger, die sich Reproduktions- und Vervielfältigungsformen von Broschüren und Flugblättern in den 1930er und 1940er Jahren widmeten. Dabei ging es vor allem um Fragen der Möglichkeiten und Bedingungen dieser technischen Arbeit im Verborgenen. Mezger stellte dazu Quellen aus dem Südtiroler Landesarchiv in Bozen sowie dem Bundesarchiv Lichterfelde vor, um Formen von Hektographie und Siebdruck zu diskutieren. Dabei warf sie einen Blick auf den Zusammenhang von Zwangsmigration und Mobilität. Zum Abschluss komplementierte Sonja Neumann die technischen Methoden, die im Workshop besprochen wurden, mit einer Live-Demonstration von Sammlungsobjekten aus dem Deutschen Museum: ein „Hekto Pelikan“ Vervielfältiger, ein Ellams Duplikator, ein Boston Platten-Drucker sowie ein Gestetner Cyclograph.

Die enge Arbeitsatmosphäre des Workshops ermöglichte allen Teilnehmenden eine anregende und problemorientierte Diskussion, die sich um Kommunikationstechnologien, ihre Formen und Kanäle, unter den Bedingungen des Krieges drehte. Die Mitglieder des INFOCOM-Projektes konnten dabei die technischen Kontexte und Technologien ihrer Quellenarbeit besser kennenlernen. Der Workshop bot so eine herausragende Möglichkeit des wissenschaftlichen Austauschs und der fruchtbaren Kooperation zwischen zwei Münchner Leibniz-Instituten. Im Sommer 2022 findet im Deutschen Museum die Ausstellung “Bild Schrift Codes”, kuratiert von Carola Dahlke, Sonja Neumann, Dorothee Messerschmid-Franzen, Franca Langenwalder, und Katja Rasch, statt. Dabei steht die Geschichte und Technologie von Zeichen, etwa Druckerzeugnisse, Bilder und Chiffren, im Mittelpunkt. Wie das INFOCOM-Projekt, so beschäftigt sich auch diese Ausstellung mit Kommunikationsformen und ihrer Übermittlung.



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