Das Untergrund-Archiv aus dem Warschauer Getto ist die zentrale Quellensammlung zum Leben und Sterben der polnischen Juden unter nationalsozialistischer Besatzung. Im Geheimen sammelten der Historiker Emanuel Ringelblum und zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die verschiedensten Zeugnisse des Holocaust. Sie wollten ihre Geschichte und die vieler anderer für die Nachwelt dokumentieren und analysieren – schon während Verfolgung und Massenmord. Die Chronistengruppe sammelte hierfür offizielle Dokumente und Aushänge, private Tagebücher und Briefe, Kulturprogramme, Eintrittskarten und zahlreiche weitere Quellen des Alltags. Überdies fertigten sie eigens Reportagen über verschiedenste Aspekte des Gettolebens an, motivierten viele andere Gettobewohner zum Schreiben und lobten Aufsatzwettbewerbe für Kinder aus.
Dieses einmalige Untergrundarchiv, das weitgehend überliefert und heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist, wird nun vom Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte gemeinsam mit der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Justus-Liebig-Universität (http://www.holocaustliteratur.de/deutsch/) in einer Auswahl-Edition dem deutschsprachigen Lesepublikum zugänglich gemacht. Geplant ist eine Veröffentlichung im Wallstein Verlag.