Wandel der Arbeit

Soziale Folgen der neuen Produktionswelten

In modernen Gesellschaften ist das Leben grundlegend durch die Art des Arbeitens bestimmt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich die Arbeitswelt jedoch fundamental verändert. Zunächst forcierten die Kriegsfolgen und neuen politischen Rahmenbedingungen ihren Wandel, dann technisch und ökonomisch induzierte Veränderungen wie die Digitalisierung und Automatisierung, die Globalisierung sowie die massive Expansion des Dienstleistungssektors. Welche sozialen Folgen hatten diese Wandlungsprozesse für die Gesellschaft und insbesondere für die Arbeitnehmerschaft?

Das von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Graduiertenkolleg „Soziale Folgen des Wandels der Arbeitswelt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ untersucht historisch-empirisch diese sozialen Folgen der veränderten Arbeitswelt. In der ersten Projektphase wurden die innerbetrieblichen Auswirkungen, Formen neuer sozialer Ungleichheit und das Handeln gewerkschaftlicher Akteure untersucht. Dazu verknüpfte das Kolleg die zeithistorische Analyse materiell greifbarer Wandlungsprozesse und konkreter Handlungen im politischen und betrieblichen Raum mit der Ebene der Wahrnehmung und Deutung. Die Geschichte der Arbeit wird damit in die Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der Nachkriegszeit eingebettet.

Die Teilprojekte der ersten Förderphase im Einzelnen:

Seit 2021 ist das Kolleg in die zweite Förderphase eingetreten:

Soziale Polarisierungen in Dienstleistungsberufen 1970 – 2000

Neun Doktorandinnen und -doktoranden gehen der Frage nach, welche gesellschaftliche Prägekraft der Wandel der Arbeit im expandierenden Dienstleistungssektor insbesondere seit den 1970er Jahren entfaltete. Damit fokussieren sie die wachsende Ambivalenz arbeitsweltlicher Wandlungsprozesse, die im Dienstleistungssektor besonders scharf ausgeprägt ist.

Sie hatte erhebliche Folgen für die soziale Schichtung und (Re-)Hierarchisierung europäischer Gesellschaften: Für den gut qualifizierten Teil der Beschäftigten in wertschöpfungsstarken Branchen bestehen die Schutz-, Konsum- und Aufstiegsversprechen der „sozialen Moderne“ (Nachtwey) weiterhin fort. Allerdings ist ein wachsender Teil der Arbeitsverhältnisse in Berufen, die standardisierbare und personenbezogene Dienstleistungen erbringen, durch Flexibilisierung, Prekarisierung, Lohndisparitäten und schwindende gewerkschaftliche Durchsetzungschancen geprägt. Die Studien des Kollegs analysieren solche Polarisierungen mit besonderem Blick auf die durch Wissen, Geschlecht und Ethnizität gezogenen Linien.

Laufende Teilprojekte der zweiten Förderphase:

Das Promotionskolleg wird gemeinsam vom Institut für Zeitgeschichte München−Berlin (Andreas Wirsching), dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (Frank Bösch, Sprecher und Winfried Süß) und dem Institut für soziale Bewegungen Bochum (Stefan Berger) getragen. Koordinator ist Sebastian Voigt.

Zur Website des Projekts:
www.wandel-der-arbeit.de


Publikationen

Bildnachweis:

Bild 1: DGB-Werbung zum Tag der Arbeit, 1982, BArch Plak 006-023-01

Bild 2: Datenverarbeitung im VW-Werk Wolfsburg, 1973, BArch B 145 Bild-F038812-0023, Fotograf Lothar Schaack

Bild 3: Italienische Gastarbeiter (Bergleute) in Walsum beim Unterricht, 1962, BArch B 145 Bild-F013070-0005, Fotograf Ludwig Wegmann

Titelbild: Motorenbau für Käfer und 412 im VW-Werk Hannover, 1973, BArch B 145 Bild-F040741-0020, Fotograf Lothar Schaack



© Institut für Zeitgeschichte
Content