Im Zuge der Privatisierung der volkseigenen Betriebe verschwand nicht nur die DDR-Arbeitsgesellschaft, sondern auch die kollektive Gewissheit des garantierten Arbeitsplatzes. Die Welle von Betriebsschließungen, die 1990/91 einsetzte, führte zum rasanten Ansteigen der Arbeitslosenzahlen in Ostdeutschland. Die kollektive Erfahrung des Arbeitsplatzverlustes, für die vor allem die Treuhandanstalt verantwortlich gemacht wurde, schuf neue soziale Ungleichheiten und prägte die politischen und mentalen Einstellungen vieler Menschen in den neuen Bundesländern bis in die Gegenwart. Ausgehend von der Tatsache, dass bei der Treuhandanstalt ein eigenes Direktorat Arbeit bestand, geht das Projekt den beiden Fragen nach, ob und wie sich die Massenarbeitslosigkeit in Ostdeutschland auf die Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt auswirkte. Dabei geht es sowohl um die konzeptionellen Vorstellungen als auch um die ergriffenen Gegenmaßnahmen. So war die Treuhandanstalt in Projekte auf Landesebene mit eingebunden, die der Erhaltung einzelner als sanierungsfähig eingestufter Betriebe dienten. In diesem Kontext gewannen auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen an Bedeutung, so zum Beispiel das ANKER-Projekt in Mecklenburg-Vorpommern oder das ATLAS-Projekt in Sachsen. Darüber hinaus sollen in der Untersuchung die Folgen auf betrieblicher Ebene und die Erfahrungen der Betroffenen an ausgewählten Einzelfällen berücksichtigt werden.