Ökologische Konservatismen: Bundesrepublikanische Denkstile seit den 1970er Jahren

Projektinhalt:

Das von der Studienstiftung des deutschen Volkes geförderte und an der Professur von Martina Steber an der Universität Augsburg sowie am Institut für Zeitgeschichte in München angesiedelte Promotionsprojekt von Maximilian Ringleb konturiert ökologisch-konservative Denkstile im konservativen Diskurs der Bundesrepublik seit den 1970er Jahren. Die zeitgeschichtliche Forschung zum bundesrepublikanischen Konservatismus, die sich im letzten Jahrzehnt zunehmend dessen ideellen und institutionellen Entwicklungen in den 1970er und 1980er Jahren zugewandt hat, betrachtete bisher – auch aus der Perspektive einer „Vorgeschichte unserer Gegenwart“ – hauptsächlich die liberalkonservative Tradition und dessen jüngere Bezüge zu neoliberalen Ideologemen und Netzwerken sowie den Aufstieg und die Formation der Neuen Rechten. Mit einem diskurstheoretischen Zugriff arbeitet das Projekt von Maximilian Ringleb die ideelle und semantische Offenheit und Dynamik des konservativen Diskurses der Bundesrepublik zu Beginn der siebziger Jahre heraus. Den zentralen Schlüssel zu jener vergangenen Pluralität konservativer Diskursformationen bildet für das Projekt die Frage nach dem jeweils artikulierten Naturverhältnis. Es nimmt Ausgang von dem vermeintlichen Paradox, dass eine aus romantisch-harmonistischen Vorstellungen hervorgehende politische Formation der Moderne spätestens seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts für sich in Anspruch nahm, „an der Spitze des Fortschritts zu marschieren“ (F. J. Strauß). Im Zentrum der Untersuchung stehen dabei jene Diskursformationen im konservativen Diskurs der Bundesrepublik, die auf die sogenannte „1970er Diagnose“ reagierten und in Auseinandersetzung mit der ins öffentliche Bewusstsein tretenden Krise der gesellschaftlichen Naturverhältnisse ökologisch-konservative Denkstile entwickelten. Das Projekt analysiert die Genealogie dieser Denkstile, rekonstruiert ideell, semantisch und wissenssoziologisch unterscheidbare Denkkollektive sowie ihre Vernetzungs- und Interaktionsstrukturen und kontextualisiert ihre Deutungsangebote. Nicht zuletzt fragt es nach ihrer weiteren Wirkung bis in die jüngste Ideengeschichte der Bundesrepublik hinein. Damit verortet sich die Arbeit methodisch innerhalb der Neuen Kulturgeschichte an der Schnittstelle von Diskursgeschichte, Neuer Politikgeschichte und Intellektuellengeschichte.




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