Antifeminismus in der Bundesrepublik Deutschland, 1950er bis 1990er Jahre

Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:  

Benedikt Breisacher (Universität Bayreuth)

Projektinhalt:

Die Geschichte der Bundesrepublik ist geprägt von Konflikten über die Ausgestaltung der liberalen Demokratie. Ein zentraler Punkt war dabei die Stellung der Frauen, die sich angesichts der Diskrepanz zwischen formaler Gleichheit und geschlechtlicher Diskriminierung organisierten und Forderungen nach politisch-rechtlicher Gleichberechtigung, Erwerbstätigkeit und reproduktiver Selbstbestimmung erhoben. Komplementär dazu artikulierten sich aber auch antifeministische Gegenbewegungen. Sie versuchten vehement, die Emanzipation der Frauen und die Infragestellung einer „natürlichen“ Geschlechterordnung zu verhindern. Damit waren Antifeminist/innen maßgeblich an den Debatten und Entscheidungsprozessen um die Ordnung der Geschlechter und die Reichweite der Demokratisierung beteiligt.

Das Promotionsprojekt behandelt Konjunkturen, Akteur/innen, Themen und Praktiken des antifeministischen Aktivismus in der Bundesrepublik bis in die 1990er Jahre. Während der Antifeminismus früherer Jahrzehnte gut erforscht ist, stellt die Geschichte des antifeministischen Engagements in der Bundesrepublik ein Forschungsdesiderat dar. Folgende Fragen stehen im Zentrum: Wer waren „die“ Antifeminist/innen, wie organisierten sie sich und mit welchen Aktionsformen, Medien und Netzwerken versuchten sie Einfluss auf die öffentlichen Debatten und politischen Entscheidungsprozesse auszuüben? Welche Konjunkturen, Kontinuitäten und Brüche kennzeichneten den antifeministischen Diskurs in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945? Die Untersuchung zielt zunächst darauf, die verschiedenen Spielarten und Funktionsweisen des Antifeminismus zu identifizieren und zu fragen, inwiefern er auch nach 1945 als eine Art „kultureller Code“ (S. Volkov) funktionierte. Zudem geht es um die sozio-kulturelle Verortung seiner Trägergruppen, d.h. die biographischen Werdegänge, Wertvorstellungen und Selbstbilder antifeministischer Akteur/innen. Gebündelt geben diese Perspektiven Aufschluss über das Wechselverhältnis zwischen antifeministischen Bewegungen einerseits und Wandel der Geschlechterverhältnisse und Demokratisierung der bundesdeutschen Gesellschaft andererseits.

Dieses Projekt ist ein Teil des Gesamtprojekts "Demokratie und Geschlecht: Konflikte um die Ordnung der deutschen Gesellschaft im 20. Jahrhundert".




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