Aktuelles Heft 2/2025

  • Philipp Kröger, Über die Herstellung der Natur. Konturen einer deutsch-deutschen Geschichte der Umweltgestaltung (Aufsatz) - Ins Heft gezoomt
  • Sarah Lias Ceide, Nachrichtendienst als Familienangelegenheit. Johannes und Reinhard Gehlen in Italien in den Anfangsjahren des Kalten Kriegs (Aufsatz) - Free Access
  • Fabian Weber, Armin Mohler, die Neue Rechte und der Antisemitismus 1950 bis 1995 (Aufsatz)
  • Christoph Nübel, „1968“ und die Bundeswehr. Aktionen der Außerparlamentarischen Opposition und das Krisenmanagement des Bundesministeriums der Verteidigung (Dokumentation)

     

 

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Abstracts

Philipp Kröger, Über die Herstellung der Natur. Konturen einer deutsch-deutschen Geschichte der Umweltgestaltung

 

Der Aufsatz identifiziert ein Phänomen, das als Natur machen beschrieben wird; darunter ist die technische Herstellung von Natur als Natur zu verstehen. Diese war demnach weder allein zu unterwerfen und als Ressource zu verwerten noch vor diesem technischen Zugriff zu bewahren. Vielmehr entstand im Verlauf des 20. Jahrhunderts ein dritter Zugriff auf Natur. Philipp Kröger zeichnet anhand dieses Phänomens die Konturen einer deutsch-deutschen Geschichte der Umweltgestaltung nach und zeigt, wie es sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Programm industrialisierter Gesellschaften verdichtete. Natur war darin auch eine Sozialtechnik. Exemplarisch wird dies anhand der Rekultivierung devastierter Flächen des Braunkohlenbergbaus in beiden deutschen Staaten untersucht. 

 


Sarah Lias Ceide, Nachrichtendienst als Familienangelegenheit. Johannes und Reinhard Gehlen in Italien in den Anfangsjahren des Kalten Kriegs

 

Die Geschichte des Bundesnachrichtendiensts (BND) und seiner Vorgängerorganisation, der Organisation Gehlen, scheint heute beinahe lückenlos erforscht. Dasselbe gilt für die Biografie Reinhard Gehlens. Dennoch sind im Zuge der Forschungsdebatte um den BND-Gründer und die Aufbauphase des Nachrichtendiensts bedeutende Aspekte unterbelichtet geblieben, so beispielsweise das Verhältnis von Individuum und Institution. Am Beispiel der Beziehung zwischen Reinhard Gehlen und seinem Bruder Johannes, Leiter der Außenstelle der Organisation Gehlen in Rom ab 1946, beleuchtet Sarah Lias Ceide die Interdependenz von Institutions- und Eigeninteressen sowie von Dienst und Dienenden. Sie tut dies, indem sie die Auswirkungen des selbstbezogenen, teils nepotistischen Führungsstils Reinhard Gehlens in ihrer transnationalen Dimension aufzeigt. 

 


Fabian Weber, Armin Mohler, die Neue Rechte und der Antisemitismus 1950 bis 1995

 

Die bundesdeutsche Neue Rechte muss als intellektuelle Strömung der extremen Rechten begriffen werden, die beharrlich an das konservative Milieu anzudocken versuchte. Im Bestreben, unter die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen einen Schlussstrich zu ziehen, gab es wesentliche Berührungspunkte. Fabian Weber zeigt anhand von Armin Mohler und weiteren Akteuren auf, dass in der ungleich aggressiveren Schuldabwehr dieses „Brückenspektrums“ (Armin Pfahl-Traughber) im Hintergrund auch antisemitische Topoi wirkten, die strategisch versteckt wurden. Über Bezüge auf einzelne Jüdinnen und Juden wurden diese jedoch auch gezielt eingesetzt.

 


Christoph Nübel, „1968“ und die Bundeswehr. Aktionen der Außerparlamentarischen Opposition und das Krisenmanagement des Bundesministeriums der Verteidigung

 

Der Protestlärm von „1968“ hallte auf den Fluren aller Ministerien wider, im Bundesministerium der Verteidigung war er jedoch besonders laut vernehmbar. Die Außerparlamentarische Opposition betrachtete die Bundeswehr als Instrument des autoritären Staats und versuchte, sie gezielt zu destabilisieren. Das Verteidigungsministerium sah die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte bedroht und ergriff Gegenmaßnahmen, darunter eine Initiative zur Reform der Inneren Führung. Sie war umstritten, da sie den Grundpfeiler der Integration der bewaffneten Macht in den demokratischen Staat berührte. Die abgedruckten Dokumente werfen ein Schlaglicht auf den von der Behördenforschung kaum untersuchten Beginn der Vorgeschichte der Gegenwart. Sie verweisen auf innerministerielle Differenzen in Zeiten, in denen Konzepte staatszentrierter Demokratie an Geltung verloren.

 

 


 

 



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